Seltenes Schauspiel in Altenhundemer Garten: Ringelnatter erbeutet Kröte

Ehepaar dokumentiert Vorfall


  • Lennestadt, 08.07.2020
  • Von Wolfgang Schneider
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Die Ringelnatter mit ihrer Beute. Die Erdkröte hat sich vor dem Angriff aufgepumpt, um größer zu erscheinen. von privat
Die Ringelnatter mit ihrer Beute. Die Erdkröte hat sich vor dem Angriff aufgepumpt, um größer zu erscheinen. © privat

Altenhundem. Ein Naturschauspiel, das die meisten Menschen wohl nur sehr selten oder gar nicht miterleben, hat ein Ehepaar aus Altenhundem am Dienstag, 7. Juli, in seinem Garten beobachtet. Eine stattliche Schlange hatte eine Erdkröte erbeutet und versuchte diese zu verschlingen.


Bei dem Reptil handelt es sich nach Ansicht von Experten wohl um eine Barren-Ringelnatter. Diese galt lange Zeit als Unterart der Ringelnatter, wird aber seit einigen Jahren als eigene Schlangenart geführt.

Die Barren-Ringelnatter lebt unter anderem in den Benelux-Staaten, Frankreich und Teilen von Nordrhein-Westfalen. Sie hat eine ähnliche Zeichnung wie die Ringelnatter, doch ihr fehlt deren typische Hinterkopfzeichnung (gelbe bis orange halbmondförmige Flecken).
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„Vorher haben wir die Schlange noch nie im Garten gesehen“, sagte die Grundstücksbesitzerin im Gespräch mit LokalPlus. Das Anwesen in der Straße „Timmerbruch“ grenzt an den Wald, bietet viele Steine und es gibt einen Teich in der Nähe – unterm Strich also gute Lebensbedingungen für Ringelnattern.

„Die Schlange hat die Kröte aber nicht bewältigt bekommen. Offenbar war sie ihr zu groß“, berichtet die Augenzeugin. Ihr Mann habe die Kröte beiseite geschoben, als die etwa einen Meter lange Natter eine Atempause gemacht und kurz von ihrem Opfer abgelassen habe.
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„Das war schade für die Ringelnatter“, findet Reptilienexperte Arno Geiger vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV). Es sei völlig normal, dass der Schlingakt lange dauere. Schließlich hätten Ringelnattern kein Gebiss, das zum Zerkleinern von Beute geeignet sei. Deshalb müssten sie die Nahrung im Ganzen verschlingern. „Erdkröten und Frösche sind die Lieblingsbeute von Ringelnattern. Da kann der Schlingakt bis zu zwei Stunden dauern“, so der LANUV-Experte.

Die Barren-Ringelnatter steht auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten – wie alle sieben in Deutschland vorkommenden Schlangenarten. „Wir bekommen aber erfreulicherweise mehr Meldungen von Ringelnatter-Sichtungen auf Privatgrundstücken als früher“, berichtet Geiger.
Ungiftig und völlig ungefährlich
Das liege aber wohl nicht daran, dass die Bestände sich erholt hätten, sondern eher daran, dass Privatleute die Schlangen dank Internet recht gut bestimmen und mit dem Smartphone auch problemlos Fotos und Videos der Tiere machen können.

Gleichwohl seien Ringelnattern im häuslichen Umfeld eher selten, so Geiger. Denn meist leben sie an Bächen und Flüssen sowie in Feuchtgebieten, wo sie Jagd auf Kröten, Frösche und Amphibien machen.

In Deutschland ist die Ringelnatter besonders geschützt und darf nicht belästigt, gefangen oder gar getötet werden. Selbst Menschen mit Schlangen-Phobie sollten sich keine unnötigen Sorgen machen, denn: Ringelnattern sind ungiftig, für Menschen völlig ungefährlich und gelten als sehr scheu.
Schlangenarten in Deutschland
In Deutschland kommen sieben Schlangenarten vor:
giftig:

Kreuzotter
Aspisviper (sehr selten)

ungiftig:
Ringelnatter
Barren-Ringelnatter
Schlingnatter
Würfelnatter (sehr selten)
Äskulapnatter (sehr selten)
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