Nach erstem Halbjahr: Neue MK-Schulleitung zieht Bilanz

Interview


  • Lennestadt, 13.02.2019
  • Von Christine Schmidt
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Schulleiter Jan Fabian Borys und der stellvertretender Schulleiter Christoph Tebrügge erzählen von ihrem ersten Halbjahr. von Christine Schmidt
Schulleiter Jan Fabian Borys und der stellvertretender Schulleiter Christoph Tebrügge erzählen von ihrem ersten Halbjahr. © Christine Schmidt

Altenhundem. Das erste Schulhalbjahr ist vorbei und die Zeugnisse sind verteilt. Im September haben Jan Fabian Borys und Christoph Tebrügge die Schulleitung am Gymnasium Maria Königin in Altenhundem übernommen. LokalPlus hat die beiden Familienväter zum Interview getroffen und nachgefragt, wie die ersten Monate waren, was noch kommen soll und ob es am MK jetzt tatsächlich ein Handyverbot gibt.


Der ehemalige Schulleiter Berthold Schleime hat bei der Verabschiedung über sich und seinen Stellvertreter Jürgen Lambrecht gesagt: „In der Schulleitung waren wir beide ein gut funktionierendes altes Ehepaar.“ Sehen Sie sich auch schon in dieser Rolle?

Tebrügge: Also als altes Ehepaar ganz sicher nicht. Frisch verliebt wäre auch falsch, wir haben uns tatsächlich vor einem Dreivierteljahr kennengelernt. Es kommt drauf an, was man als gut funktionierendes Ehepaar bezeichnet. Es klappt sehr gut mit uns, wir passen schon gut zusammen.

Borys: Da muss ich schon korrigieren. Wir haben uns vor eineinhalb Jahren das erste Mal gesehen. Da war ich das erste Mal an der Schule und wir haben uns kurz auf dem Flur getroffen. Wir waren von Anfang an auf gleicher Wellenlänge. So, dass es heute schon häufig so ist, dass wir uns angucken und wissen, was der andere sagen wird. Von daher ist es wirklich eine gut und schnell gereifte Beziehung.

Tebrügge: Stimmt, wir haben noch vor ein paar Tagen gesagt, wir hatten echt Glück miteinander. (lacht)
Ein echter Sprung
Wie war das erste Halbjahr für Sie – welche Hürden mussten Sie meistern?

Borys: Es war schon ein intensives erstes Halbjahr für mich. Besonders, weil ich von außen komme und einen Perspektivwechsel vollzogen habe, indem ich als unterrichtender Lehrer jetzt als verwaltender Kollege in der Schulleitung fungiere. Und zweitens der Systemwechsel von einer öffentlichen hin zu einer privaten Schule. Den Umgang hier mit vielen Dingen zu lernen, war ganz neu für mich.

Tebrügge: Es war qualitativ und quantitativ ein echter Sprung – von der Belastung her. Es ist wirklich intensiv, man macht seht viel. Und obwohl ich seit fast 22 Jahren hier bin, bin ich in einer ganz neuen Funktion. Vorher habe ich mich als Mittelstufenkoordinator um die Klassen gekümmert. Jetzt mache ich Vertretungs- und Stundenpläne - also inhaltlich was Neues. Ich habe natürlich den Vorteil, dass ich alle Kollegen kenne, finde es aber auch sehr gut, dass wir jemanden von außen dazu bekommen haben, der einen ganz neuen Blick hat.

Herr Borys, warum ausgerechnet das Maria Königin – war es Zufall oder haben Sie nur auf die Ausschreibung gewartet?

(lacht) Nein, das nicht, und es war auch nicht zufällig. Ich habe seit längerer Zeit überlegt, ob Schulleitung zu mir passen könnte. Dann habe ich mit einem Schulmanagement-Studium begonnen, was mir viel Spaß gemacht hat, und dadurch konnte ich viele Einblicke schon an der Schule in Schmallenberg nutzen. Ich habe aber dann für mich zwei Prämissen gesetzt: Dass ich erstens gerne in einem privaten System arbeiten möchte und dass es zweitens eine Schule sein muss, die zu mir passt und zu der ich passe. Und deshalb habe ich mich nur einmal auf eine Stelle beworben – und zwar hier (schmunzelt).
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Und warum passt die Schule so gut zu Ihnen?

Borys: Einmal, weil es eine Schule im Sauerland ist. Das ist mir ganz wichtig, denn ich bin gebürtig aus Brilon und wohne seit 13 Jahren in Lenne. Für uns war außerdem klar, dass wir nicht in die Großstadt ziehen wollen. Dass Sauerländische ist mir ganz wichtig, die Art der Menschen und mit ihnen zu arbeiten. Und was auch einfach ganz wesentlich ist, die christliche Prägung, die mir sehr viel bedeutet. Das waren die Voraussetzungen.

Welche Einstellungen und Projekte haben Sie von ihren Vorgängern übernommen, und wurde auch manches über Bord geschmissen?

Tebrügge: Wir haben gesagt, im ersten Jahr wollen wir grundlegend nichts ändern. Wir wollen erst einmal ein Schuljahr durchlaufen und dann möglicherweise im nächsten Jahr das ein oder andere verändern. Was sowieso kommt, ist die Digitalisierung und die Umstellung von G8 auf G9. Ich habe allerdings jetzt schon gemerkt, auch wenn wir dasselbe tun wie unsere Vorgänger, es ist doch irgendwie anders. Wie der Ablauf einer Konferenz zum Beispiel.
G8 führt zu vielen Sorgen
Was halten Sie von der Rückkehr zu G9?

Tebrügge: Grundsätzlich finde ich den Rückgang zu G9 gut. Wir hoffen, dass sich der Tagesablauf der Schüler dadurch wieder ein bisschen entspannt und man wieder mehr Zeit hat für die Inhalte.

Borys: Ich kann das nur unterstützten: Das eine Jahr länger zu lernen tut der Entwicklung des Kindes gut. Die Hektik und der Druck unter G8 hat auch zu vielen Sorgen in Elternhäusern geführt. Ich habe damals die Entscheidung von G9 zu G8 sehr, sehr kritisch gesehen, umso entspannter sehe ich die jetzige Umstellung.

Sie beide unterrichten auch – welche Rolle gefällt Ihnen besser, die des Lehrers oder die des Schulleiters?

Borys: Beides. Ich kann überhaupt nicht sagen, was besser ist. Kerngeschäft ist immer der Unterricht, aus Sicht des Lehrers und Schulleiters, nur immer eine andere Perspektive. Ich komme gerade noch aus dem Unterricht, und das macht riesigen Spaß. Und auf der anderen Seite macht es auch Spaß, zu planen und zu entwickeln, was wichtig ist. Manchmal denke ich, dass der Unterricht durch die vielen Aufgaben bei mir zu wenig ist. Und gar nicht zu unterrichten, täte keinem Schulleiter gut.

Tebrügge: Ich habe insgesamt 13 Stunden Unterricht und mache das auch leidenschaftlich gerne, habe viel Freude daran – was besser ist, kann man nicht wirklich sagen.
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Thema Glaube: Gerade am „MK“ wird das Thema großgeschrieben. Stehen die Schüler in der heutigen Zeit noch dazu bzw. haben die jungen Leute noch viel mit der Kirche am Hut?

Tebrügge: Das ist für uns nicht so relevant. Sie kommen ja zu uns und lernen den Umgang miteinander, und da ist es für mich gar nicht so wichtig, dass man immer sagt, das ist religiös, sondern dass sie lernen, respektvoll miteinander umzugehen. Ok, wenn wir hier Gottesdienste halten, kennen die Schüler die Liturgie vielleicht nicht mehr so gut wie noch vor 30 Jahren. Es ist für viele aber auch eine neue Erfahrung. Gerade an so Tagen, wenn wir am Kohlhagen sind, oder auch die morgendlichen Gebete bereichern die Kinder in ihrem christlichen Glauben und Großwerden.

Borys: Ich würde da noch ein Stück weiter gehen, denn Eltern und Schüler entscheiden sich ja bewusst für eine katholische Schule. Das bedeutet aber nicht, dass eine Kirchenaffinität da ist. Ich glaube aber schon, dass eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Glauben gewünscht ist. Und die können wir mit verschiedensten Veranstaltungen und im Unterricht anbieten. Ich kann keinem vorschreiben zu glauben, aber ich kann jeden dazu einladen. Wer heute in die Kirche kommt, entscheidet sich eben bewusst dazu und erlebt keinen Zwang von uns.
Umgang mit mobilen Geräten muss behandelt werden
Welche Ideen stehen am Maria Königin als nächstes auf dem Plan?

Borys: Vor allem die großen Projekte Digitalisierung und G9 sind sehr prägend für uns. Momentan arbeiten wir an einer neuer Stundentafel, die wir komplett ändern müssen. Das bindet natürlich viel Überlegung.

Im Hinblick auf Digitalisierung haben wir versucht, die Kollegen fit zu machen, und einige Klassen mit interaktiven Monitoren ausgestattet. Hinzu kommt der Umgang mit mobilen Geräten. Diese beiden Themen sind schon sehr umfangreich. Aber ganz wesentlich ist für uns, dieses Jahr so hinzubekommen, dass wir die Ansprüche aller Beteiligten erfüllen können.

Ein kurzfristiges Projekt ist schon angestoßen worden. Ein Gymnasium aus dem Kosovo ist auf uns zugekommen, dessen Schulorchester Straßenkinder integriert. Sie gehen das erste Mal auf Reise und wollen uns am dritten Wochenende im Mai besuchen. Sie geben dann ein Konzert und proben gemeinsam.

Tebrügge: Es ist ein Jahr der Umbrüche, aber nicht ein Jahr der Brüche. Das ist unser Ziel, weil es eine gut funktionierende Schule ist. Ich bin mit unserer Schule so zufrieden und froh, wenn es so weiterläuft.
Ein Handyverbot ist weltfremd
Die Schüler haben die Ihrer Einführung gehofft, dass kein Handyverbot eingeführt wird. Ist das so geblieben?

(lachen beide) Tebrügge: Das ist so geblieben ja. Aber das ist ein sehr wichtiges Thema und einer der zentralen Punkte für Jugendliche. Es ist noch nicht entschieden, wie es genau weitergeht, man muss es immer wieder neu diskutieren.

Borys: Ja, es verändert sich auch einfach viel. Vor ein paar Jahren gab es noch keine Smart-Watch. Es war auch vor fünf Jahren noch nicht so, dass eine Klasse fünf komplett mit Handys ausgestattet war. Ein komplettes Verbot herbeizuführen, wäre ja ein Ausweichen der Realität. Vielmehr muss der Umgang geschult werden.

Tebrügge: Ein Verbot ist weltfremd, aber der bewusste, kontrollierte Umgang mit den mobilen Geräten wäre wichtig.

Borys: „Je reicher die Kommunikationsmittel, umso armseliger ist die Kommunikation“, und das stellt man auch häufiger fest: Kinder sitzen nebeneinander und kommunizieren kaum. Dieser Ruf, der mir vorausgeeilt ist, warum auch immer, ist insofern richtig, dass ich einen guten Umgang mit den neuen Medien wichtig finde. Aber das ist ja kein Verbot.
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