Kindergarten Saalhausen: Hier wird das Kneipp-Konzept mit Leben gefüllt

Auf dem Weg zur Zertifizierung


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Aufwärmen in der Turnhalle, danach gehen die Erzieherinnen Anika Stötzel (l.), Yvonne Daus (Mitte) und Leiterin Bettina Vetter mit den Kindern zum kleinen Tretbecken im Waschraum. von Amy Gödde
Aufwärmen in der Turnhalle, danach gehen die Erzieherinnen Anika Stötzel (l.), Yvonne Daus (Mitte) und Leiterin Bettina Vetter mit den Kindern zum kleinen Tretbecken im Waschraum. © Amy Gödde

Saalhausen. Schon viele Jahre hat der St.-Josef-Kindergarten Saalhausen die fünf Säulen von Sebastian Kneipp (siehe Infokasten) in seinen Kita-Alltag integriert. Weil das Team sich für das Thema interessiert und von den Richtlinien völlig überzeugt ist. Jetzt gehen die Erzieherinnen zusammen mit den Kindern und deren Eltern einen weiteren Schritt und möchten die Einrichtung zum Kneipp-Kindergarten zertifizieren lassen. Zu Besuch im Saalhauser St.-Josef-Kindergarten.


Vorsichtig tritt Loni in das kleine Tretbecken, stützt sich mit der Hand am Geländer ab und blickt abwartend zu Erzieherin Anika Stötzel auf. Die hält einen Wasserschlauch in der Hand: „Es geht los“, sagt sie und richtet den kalten Wasserstrahl auf die Beine des Mädchens. Doch anstatt kreischend die Flucht zu ergreifen, reagiert Loni wie ein Profi: dreht zuerst das rechte Bein, dann das linke, hebt die Füße und lässt das kalte Wasser über ihre Fußsohlen plätschern.

Ist das kalt! Da freuen sich die Kinder nachher auf die Wollsocken und die Mäusedecken. von Amy Gödde
Ist das kalt! Da freuen sich die Kinder nachher auf die Wollsocken und die Mäusedecken. © Amy Gödde

„Die Kinder können bei den Kneipp-Anwenden mitmachen, müssen aber nicht“, erklärt währenddessen Kindergarten-Leiterin Bettina Vetter. Doch die meisten lieben die Einheiten, die in den Alltag eingestreut werden. Vor allem die Anwendungen im Tret- oder Armbecken, die im neu renovierten Waschraum untergebracht sind.

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Alle Kinder schauen zu, während Erzieherin Anika Stötzel die Anwendung vor macht.

Nach knapp einer Minute steigt Loni wieder aus dem Becken und setzt sich zu ihren Freundinnen auf die kleine Bank. Jetzt kommt der gemütliche Teil der Anwendung: Mit den Händen streift sie das Wasser von ihren Beinen, dann zieht ihr Erzieherin Yvonne Daus warme Wollsocken über die Füße und ein Fleece-Säckchen mit Mäuse-Gesicht über die Beine. „Alles von einer Frau aus dem Ort selbst gemacht“, sagt Bettina Vetter dankbar.

Überzeugt vom allumfassenden Konzept

Die Leiterin selbst ist seit 2014 Kneipp-Gesundheitserzieherin. „Ich habe mich schon immer für das Thema interessiert. Das Konzept ist allumfassend und gut für die Kinder. Je früher man hier den Grundstein legt, desto besser greift es für die Entwicklung der Kinder.“ Nur wenige Kindergärten, so weiß Bettina Vetter, sind in der Region als Kneipp-Kindergarten zertifiziert.

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KNEIPP-Anwendung im Kindergarten Saalhausen

Um einen Tisch im Gruppenraum haben sich in der Zwischenzeit einige Kinder versammelt: Erzieherin Christine Heimes möchte mit ihnen Kräuter-Säckchen basteln. Sie lässt die Kinder an verschiedenen Gläsern riechen: Kamille, Lavendel, Thymian – alle dürfen sich die Kräuter aussuchen, die am besten riechen, auf ein buntes Stück Stoff legen, dieses zu einem Säckchen zusammennehmen und mit einer Kordel zubinden.

Schwerpunkt nach Interesse

„Jede Kollegin hat ihren eigenen Schwerpunkt“, weiß Bettina Vetter: Den einen liegen die Wasseranwendungen, den anderen die Heilpflanzen, wieder andere sind im Bereich Ernährung oder beim Sport aktiv. Voraussetzung für die Zertifizierung zum Kneipp-Kindergarten ist, dass 50 Prozent des Teams geschult sind. „Hier stehen alle hinter dem Konzept“, freut sich Bettina Vetter.

Während ein paar Kinder darauf warten, in der Küche Obst und Gemüse zu schnippeln, drehen andere in der Turnhalle ihre Runden. Manchmal werden auch Meditationen, Traumreisen oder Stuhlkreise zu bestimmten Kneipp-Themen angeboten. Bettina Vetter betont: „Die Angebote sind nicht auf Uhrzeiten festgelegt. Wir gucken, wie sie in den Ablauf passen und wann sie gut für die Kinder sind.“ Und, darauf legt das Team besonderen Wert: Es macht mit, wer möchte – niemand muss.

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KNEIPP-Anwendung im Kindergarten Saalhausen

Zwei Jungs stehen vor der Tafel, wo der wöchentliche Essensplan aushängt. Unter den großen Wochentagen kleben Fotos: eine Schüssel mit Erbsen, eine mit Pommes, auch Apfelmuss und Chicken-Nuggets sind zu sehen. Die Augen der Jungs strahlen: Lecker sieht alles aus – und sie dürfen das essen!

 von Amy Gödde
© Amy Gödde

„Die Beteiligung der Kinder ist ganz wichtig“, erklärt Bettina Vetter. Nur gemeinsam, so weiß sie, kann man das Kneipp-Konzept umsetzen und leben. Dass Saalhausen gerade erst zum Kneipp-Kurort zertifiziert wurde, passt da natürlich perfekt zusammen. „Unser Kindergarten ist ein Teil des Dorfes“, betont die Kindergarten-Leiterin und erzählt vom TalVital, vom dortigen Tretbecken und vom Saalhauser Gesundheitskreis. Ein Ort mit einer Kita, wo Kneipp gelebt wird.

Sebastian Kneipp und die fünf Säulen

Sebastian Kneipp (17.05.1821 – 17.06.1897) war ein Priester aus bayrisch Schwaben, der als Kaltwassertherapie betreibender Hydrotherapeut und Naturheilkundler bekannt geworden ist. Die Kneipp-Medizin (Kneipp-Therapie) basiert auf fünf Säulen:

Die fünf Kneipp-Säulen:

  • Wasser: Im Wasser steckt die reine Lebensenergie. Erfrischend, Wohlig, Vitalisierend
  • Bewegung: Sich fit halten, den Körper trainieren, Energien aktivieren. So mag ich mich.
  • Ernährung: bewusste Ernährung als reine Sinnen- und Gaumenfreude. Frisch, knackig, einfach gut.
  • Heilpflanzen: Feinste Essenzen aus Pflanzen und Kräutern: Die Natur ist die beste Medizin.
  • Lebensordnung: Vermittelt wird die Ordnung beispielsweise durch das Aufräumen zum Kindergartenschluss


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