Hilfseinsatz im Ahrtal statt Candle-Light-Dinner am ersten Hochzeitstag

Karsten und Juliane Thoene packen an


  • Lennestadt, 27.07.2021
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  • Von Nicole Voss
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Am Ende eines arbeitsreichen Tages; Die etwa 50 Helfer sind schmutzig, erschöpft, aber auch sichtlich zufrieden. von privat
Am Ende eines arbeitsreichen Tages; Die etwa 50 Helfer sind schmutzig, erschöpft, aber auch sichtlich zufrieden. © privat

Sporke. Der erste Hochzeitstag: Romantik pur mit Candle-Light-Dinner und leckerem Essen? Für Karsten Thoene und seine Frau Juliane war das keine Option. Sie haben ihren ersten Erinnerungstag mit rund 50 Helfern unter dem #wirhaltenzusammen in Bad Neuenahr/Ahrweiler verbracht.


Statt die Sektkorken knallen zu lassen, stieß das Paar mit vielen Helfern, Kleinmaschinen, Pumpen, einem großen Aggregat, Verpflegung und 1.000l Trinkwasser im Ahrtal an. Um die Entscheidung für diesen „alternativen Hochzeitstag“ zu treffen, mussten beide nicht lange überlegen. Sie haben es einfach gemacht und damit für sich genau das Richtige gemacht.

Nach dem ersten Arbeitseinsatz von neun Sporkern eine Woche zuvor war den Beteiligten klar: Wir machen es wieder. Nach Aufrufen in den sozialen Medien meldeten sich etwa 50 Helfer, die gemeinsam anreisten, tatkräftig anpackten und Einsatz zeigten, wo die Not groß ist und Helfer gebraucht werden. Aus der zweiten Hilfsaktion hat sich bereits eine Truppe für den nächsten Einsatz gebildet.

Karsten und Juliane Thoene. von privat
Karsten und Juliane Thoene. © privat

Die Erklärung von Karsten Thoene: „Es wird viel berichtet, aber keiner, der nicht vor Ort war, kann sich vorstellen, wie es wirklich aussieht und wie schlimm das Ausmaß ist. Die Spenden sind das eine, aber Hilfe vor Ort ist auch dringend notwendig.“

„Für uns war nach dem ersten Mal klar: Wir fahren wieder, ob Hochzeitstag oder nicht. Die Hochzeit unter Corona-Bedingungen war schon anders, da kann man zur Papierhochzeit auch anderen helfen““, verrät Karsten Thoene und lobt die tatkräftigen Helfer aus verschiedenen Orten des Kreises Olpe.

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Unrat, Schmutz, Zerstörung - soweit das Auge reicht.

Im Gespräch mit dem Projektleiter und Veranstaltungstechniker wird schnell klar, dass ihn und die weiteren ehrenamtlichen Helfer das Gesehene nicht so schnell wieder loslässt. Sie können nicht einfach zum Alltag übergehen und die Eindrücke von der „Festplatte“ löschen.

„Da sind Menschen, die haben kein Hab und Gut, keinen Job – einfach nichts mehr. In der Luft macht sich der Geruch von Diesel und Fäkalien breit. Es ist teilweise gesundheitsschädlich. Jeder kann helfen.

Es gibt noch immer viel zu tun. von privat
Es gibt noch immer viel zu tun. © privat

Starke Hilfe kam auch von den Damen im Hintergrund die vorab Kaffee gekocht, Kuchen gebacken und vor Ort beispielsweise Würstchen für die Menschen und Helfer gebraten oder auch verschlammtes Geschirr gespült haben, während die anderen Helfer Keller und Häuser leerräumten und den Garten ausbaggerten. Für uns wohlstandsverwöhnte Menschen ist es wichtig, so was mal zu sehen, das tut unseren Köpfen gut. „Das Schöne ist dass diese Solidarität ansteckt und sich auch am kommenden Wochenende viele Helfer aus der Region organisieren.“

Wer mit anpacken möchte, dem rät Karsten Thoene, sich über das Helfer-Shuttle zu informieren, um ein Chaos zu vermeiden. Täglich von 9 bis 12 Uhr werden Transfers in die Gebiete und ab 16.30 Uhr zurück angeboten. Nicht immer direkt auf Abruf, aber regelmäßig.

Treffpunkt ist der Innovationspark Rheinland (A 61, Ausfahrt Grafschaft-Ringen). Instruktionen und Infos gibt es vor Ort. Die Bushaltestelle ist ausgeschildert. Es stehen mehrere große Parkplätze zur Verfügung.

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