Fußstapfen als Sprungbrett

Interview: Achim Petry über Käffer und Karriere, Schlager und seinen Vater


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Am Samstag live in Oedingen: Achim Petry.
Am Samstag live in Oedingen: Achim Petry.

Es sind tiefe Fußstapfen, die sein Vater mit seinem überaus erfolgreichen Schlagerrock hinterlassen hat. Das stört Achim Petry allerdings nicht im Geringsten. Vielmehr hat er seine eigene Musikerkarriere bewusst auf den Hits seines Vaters aufgebaut, kann mittlerweile drei Solo-Alben vorweisen und tourt seit Jahren kreuz und quer durch die Republik. Am Samstag, 16. April, tritt der Schlagersänger im Gasthaus Mester in Oedingen auf (Beginn: 19 Uhr). Vorab hat der 42-Jährige mit LokalPlus-Redakteur Sven Prillwitz über Musik und Kategorisierungen, seinen Werdegang und über seinen Vater Wolfgang gesprochen.


Herr Petry, Ende April treten Sie mit Ihrer Band in der „Lanxess Arena“ in Köln vor mehreren tausend Zuschauern auf. Am kommenden Samstag spielen Sie in einem Gasthaus in Oedingen. Wie stellt man sich als Musiker auf den Gegensatz von Großstadt und Provinz, von Riesen- und Kneipen-Event ein?

Mir ist es vollkommen wurst, wo ich spiele. Wo ich gewünscht werde, da komme ich auch hin. Und ohne dass es jetzt wie eine Floskel klingen soll: Die Auftritte in einem kleineren Rahmen finde ich persönlich sehr angenehm, weil man danach noch mit den Leuten sprechen und zusammensitzen kann. Und außerdem komme ich selbst aus einem 2500 Seelen-Kaff. Ich stehe auf Käffer! (lacht) Ich mag es, wenn sich jeder kennt.

Ändern Sie etwas für Konzerte in einem kleinen Rahmen?

Ich bin immer gut damit gefahren, die Musik und den Gesang in den Vordergrund zu stellen, und das wird auch diesmal so sein. Bei kleinen Auftritten reise ich mit einem Techniker an, die Musik kommt dann vom Band und ich singe dazu. Und das funktioniert auch gut.

Wie ist es eigentlich, mit einem so berühmten Vater aufzuwachsen und dann später auch noch dessen Lieder zu singen?

Eigentlich ist es dasselbe, wie wenn Bäcker Müller sein Geschäft an den Sohn übergibt: Der übernimmt den Laden, die Brötchen bleiben die gleichen, nur der Verkaufsraum ändert sich.

Das müssen Sie erklären.

Ich hatte damals, als mein Papa aufgehört hat (im Jahre 2006, Anm. d. Red.), die Idee, seine Lieder fortzuführen, habe dann eigene Platten gemacht und kombiniere seine und meine Lieder heute im Programm. Nichts ist leichter, als bei einem Konzert mit seinen Songs zu beginnen und die Leute damit direkt zu kriegen, und ich finde das okay. Und ist es ist interessant zu sehen, dass es diese Berührungsängste, die die Leute damals noch mit Schlager hatten, heute nicht mehr gibt. Man kann der heutigen Generation nicht vorwerfen, dass sie feige ist. Die stehen dazu, dass die auch mal Schlager hören.

Stehen Sie denn als Musiker mehr unter Erfolgsdruck wegen ihres Vaters? Und nerven die ständigen Vergleiche nicht irgendwann?

Früher, als ich noch andere Musik gemacht habe wie Heavy Metal, Rock´n´Roll und Pop, hat mich das schon genervt. Die Musik ließ sich damals überhaupt nicht mit der meines Vaters vergleichen, und trotzdem wurde genau das gemacht. Genau das war für mich aber irgendwann ein Grund, den Künstlernamen Petry anzunehmen. Ich habe damit längst kein Problem mehr. Das Einzige, was mich stört, sind die Leute, die erwarten, dass ich meinen Vater einhole. Das will ich aber gar nicht. Ich will es einfach so weiterfahren wie bisher.

Sie werden als Schlagersänger bezeichnet, haben 2016 den „Ballermann Award“ gewonnen. Allerdings werden Sie live und auf Platte von einer Rockband unterstützt. Wie bezeichnen Sie selbst Ihren Musikstil?

Die Musik ist schon ein bisschen rockiger, aber ob man das jetzt Schlager, Rock oder Pop nennt, ist mir völlig egal. Mit diesen ganzen Kategorisierungen habe ich nicht viel am Hut. Und die Leute machen da auch keinen Unterschied, die kennen nur gute oder schlechte Musik.

Ihre aktuelle CD „Mittendrin“ wurde unter anderem für Qualität der Texte gelobt. Schreiben Sie Ihre Songs selbst?

Ich schreibe Texte selbst, ja. Mein Vater, der mit mir zusammenarbeitet, liefert aber auch Texte, ebenso ein guter Freund von mir, der Gitarrist und gleichzeitig Produzent ist.

Auf Ihrem aktuellen Album gibt es gleich zwei Lieder, die Sie gemeinsam mit Ihren Vater eingesungen haben. Wie kam es dazu?

Mein Vater hat damals ein Remix-Album aufgenommen, und ich war mittendrin in der Vorbereitung für meine Platte. Ich hatte gerade vier Nummern fertig, als mein Vater anrief an vorschlug, mal ein Duett zu machen. Ich habe das dann gleich unserem Produzent vorgeschlagen, und acht Stunden später kam ein erstes Demo, aus dem der Song „Rettungsboot“ geworden ist.

In diesem Jahr sind Sie reichlich live unterwegs, auch für 2017 stehen die ersten Termine bereits fest. Wie bringen Sie die Musikerkarriere und das Privatleben als zweifacher Familienvater unter einen Hut?

Ganz schwer. Ich war vor kurzem das erste Mal seit sechseinhalb Jahren mit meiner Familie für sechseinhalb Tage im Urlaub. Es ging direkt von einem Gig in Hamburg in den Urlaub und nach dieser kurzen Zeit direkt weiter zum nächsten Auftritt. Ich kenne diese Problematik aus meiner eigenen Kindheit. Du kannst nicht beides haben, aber Rumjammern kommt nicht infrage. Es gibt jede Menge Jobs mit beschisseneren Arbeitszeiten und beschissenerer Bezahlung. Ich mache diesen Job gerne.

Kurzer Blick in die Zukunft: Was ist mittelfristig musikalisch bei Ihnen geplant?

Auf jeden Fall eine neue Platte. Soweit sind wir fast fertig damit, aber ich lasse mir damit gerne Zeit. Mein Vater hat sich den Luxus hart erkämpft, eine Plattenfirma zu haben, die uns keinen Druck macht. Ansonsten stehen halt viele Konzerte an.

Erlauben Sie noch eine Frage zu ihrem Vater: Was hat er eigentlich mit all den Freundschaftsbändchen gemacht?

Eine große Masse davon ist damals versteigert worden. Der Erlös ging an die Opfer der großen Flutkatastrophe 2013. Einen ganzen Teil davon ging wohl an ein Double. (lacht) Er hat aber noch einige Bänder zu Hause. Und eines muss ich dabei sagen: Natürlich hat er die Bänder nicht Tag und Nacht, sondern nur zu den Auftritten getragen – und regelmäßig, fast schön übermäßig, sauber gehalten.

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