Echte Sauerländer Knabberfische erobern die Welt

Mario Sacala züchtet die Beauty-Tiere - und stellte sie schon beim Film und im Fernsehen vor


Mario Sacala weiß, was seine Fische brauchen. Täglich investiert er rund eine Stunde in sein Hobby. von Kerstin Sauer
Mario Sacala weiß, was seine Fische brauchen. Täglich investiert er rund eine Stunde in sein Hobby. © Kerstin Sauer

Mit Guppys fing es an. Ein paar, in einem kleinen Aquarium. Mehr als 30 Jahre ist das nun her. Aus dem kleinen Aquarium sind 20 jeglicher Größe geworden, aus den paar Guppys hunderte Kangalfische. Und Mario Sacala aus Altenhundem ist mit seiner Fischzucht bis über die Grenzen Europas hinaus bekannt.


Warm ist es in dem knapp zwölf Quadratmeter großen Raum. Die Luft ist feucht, ein spezieller Geruch hängt in den Wänden. Seite an Seite reihen sich die Aquarien aneinander: Ganz oben die kleinsten, je weiter der Blick in den Regalen nach unten wandert, desto größer werden die Glasbauten – und die Fische. Tummeln sich oben kaum sichtbare kleine Punkte aneinander, flitzen in den großen Aquarien die ausgewachsenen Doktorfische durch das Wasser.
„Doktorfische, Kangalfische, Knabberfische, rötliche Saugbarbe, lateinisch Garra rufa“, rattert Mario Sacala die fachmännischen Daten herunter. „In diesem hier“, er deutet auf ein Becken ganz oben, „sind Eier, die Fische schlüpfen bald.“ Und tatsächlich: In dem Becken, das auf den ersten Blick leer zu sein scheint, liegen auf dem Boden zahlreiche kleine Fischeier. Mario Sacala ist ein Experte in Sachen Fische. Schon immer habe ihn das Wasser angezogen, Hunde und andere Haustiere hätten ihn nie interessiert – es mussten Fische sein. „Der Guppy ist ein Standardfisch, mit dem fast jedes Kind anfängt“, erklärt der 42-Jährige. Anfangs hatte er lediglich Spaß an den Tieren. Bis er – durch Zufall – einen Ferienjob bei einem Fischzüchter in Serkenrode ergatterte. „Und da konnte ich dann richtig hinter die Kulissen blicken und einige Tricks und Kniffe lernen.“ Die der Altenhundemer dann sofort versuchte im eigenen Keller umzusetzen: Bei seinen ersten Zuchtversuchen.
Plötzlich war Schluss
Jahrelang werkelte Mario Sacala daraufhin vor sich hin. Und hörte plötzlich, mit 23 Jahren, mit allem auf. „In dem Alter hat man plötzlich andere Interessen“, erklärt er zwinkernd. Und weiter: „Damals habe ich mir geschworen: Entweder züchtest du nie wieder – oder richtig.“ Mehr als zehn Jahre hatte er nichts mehr mit Fischen am Hut. Bis seine Tochter Viola im Kinderkanal auf einmal Knabberfische entdeckte. „Die habe ich sofort im Internet gesucht.“ Was Mario Sacala da las, begeisterte ihn sofort: Knabberfische kommen aus dem Kangalgebiet in Anatolien/Türkei, wo das Wasser bis 37 zu Grad warm ist. Aufgrund dieser hohen Temperatur gibt es dort keine natürlichen Feinde, so dass sich die Fische gut vermehren können. Weil es in so warmen Gewässern aber auch wenig Nahrung gibt, fingen die Fische irgendwann an, alles anzuknabbern, was ihnen vor das Maul kam. Unter anderem auch die badenden Einheimischen – daher werden die Fische heute meist im Beauty-Bereich eingesetzt, weil sie trockene Hautschuppen von Füßen und Händen knabbern. Vor allem bei trockener Haut oder Neurodermitis vollbringen sie Wunder.
Ganz oder gar nicht
Nachdem Mario Sacala diese Infos gesammelt hatte, war sein Interesse geweckt. „Ich habe zu meiner Frau gesagt: Liebe Frau, ich stelle mir wieder ein Aquarium auf. Und wenn das so klappt, wie ich es mir vorstelle, dann geht’s hier richtig los.“ Die simple Antwort seiner Frau Andrea: „Mach mal.“
 von Kerstin Sauer
© Kerstin Sauer
Tat er. In einem neuen Kellerraum stellte er sich ein Aquarium mit 50 Knabberfischen auf. Und – wie waren die ersten Tage? „Schlecht“, erinnert sich der Altenhundemer lachend, „bis auf zwei sind mir leider alle gestorben.“ Diese beiden siedelten daraufhin in ein anderes, kleines Becken um. Eine Atmosphäre, die ihnen anscheinend gefiel: Sie laichten sofort. Von da an nahm die Zucht in Sacalas Keller seinen Lauf.
Alles in trockenen Tüchern
Fünf Jahre sind seitdem vergangen. Inzwischen hat das Veterinäramt seine Räumlichkeiten abgenommen, seine Internetseite www.aqua-alm.de ist der Renner – und alle Welt will Sacalas Fische haben. „Echte Sauerländer Fische“, wie der 42-Jährige betont. Ganz Deutschland haben die Tiere von der Aqua-Alm schon erobert, nach Gran Canaria und Mallorca werden sie auch regelmäßig geschickt, und einige sind schon bis nach Kokkola (500 Kilometer nördlich von Helsinki) gereist. Einer seiner bekanntesten Kunden ist Roland Bartsch von „Goodbye Deutschland“ (VOX), der in Kürze sogar eine kurze Sequenz davon im Fernsehen zeigen will. Bei TV Total steckte Joey Kelly seine nackten Füße in ein Becken mit Fischen von der Aqua Alm, und im Kinofilm „Ich und Kaminsky“ bewunderte unter anderem Schauspieler Daniel Brühl die Schuppentiere. „Es läuft gut“, berichtet Mario Sacala. Betont aber gleichzeitig: „Es steckt viel Arbeit dahinter. Mindestens eine Stunde am Tag geht nur für die Pflege, Fütterung und das Verpacken und Verschicken der Tiere drauf.“ Denn einfach Eintüten ist nicht: Die Tiere werden in einen Beutel mit Wasser und Sauerstoff gepackt, in eine Styroporkiste gelegt und über den Tierexpress versandt. Bis das Paket beim Empfänger ankommt, darf nicht mehr als ein Tag vergehen.
Geschultes Auge
Mit geschultem Auge beobachtet Mario Sacala die Fische. „Die sehen etwas schlapp aus“, meint er und deutet auf ein Becken mit fast ausgewachsenen Knabberfischen. Also etwas Wasser ablassen und frisches hinzugeben. „Und die hier haben Hunger“, sagt der 42-Jährige mit Blick auf die kleineren Fische in der Mitte und lässt durch einen Schlauch etwas Lebendfutter – natürlich aus eigener Herstellung - in das Aquarium fließen. Eindeutig: Mario Sacala hat Spaß an seinem Hobby. Und die Knabberfische fühlen sich bei ihm wohl. Auf der Aqua-Alm in Altenhundem.
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