"Das macht soviel Spaß wie einer Frau Schuhe zu kaufen"

Drei Altenhundemer Männer brauen ihr eigenes Bier: Das "Zickenbräu"


Die Hobby-Brauer vom "Zickenhügel": (v.l.) Mario Sacala, Uli Schwarz und Torsten Patt. von s: Kerstin Sauer
Die Hobby-Brauer vom "Zickenhügel": (v.l.) Mario Sacala, Uli Schwarz und Torsten Patt. © s: Kerstin Sauer

Regelmäßig treffen sich drei Männer in einer Garage auf dem Altenhundemer „Zickenhügel“ an der Steinkuhle und verbringen dort mehrere Stunden miteinander. Nein, sie feiern nicht. Gucken kein Fußball. Spielen nicht Skat. Sie arbeiten. Konzentriert, fachmännisch, dabei sehr relaxed. Mario Sacala, Torsten Patt und Uli Schwarz brauen ihr eigenes Bier: Das „Zickenbräu“.


Entspannt sitzen Torsten Patt und Mario Sacala auf ihren Stühlen. Der eine auf einem Hocker, der andere im Schaukelstuhl. Ihr Mit-Brauer Uli Schwarz ist im Urlaub. Vor ihnen steht ein überdimensionaler Einkochtopf. Dampf steigt empor, hoch von der Flüssigkeit, die leise vor sich hin köchelt. Es riecht nach Hopfen, Malz, ein schwerer, süßlicher Geruch. Mario Sacala atmet tief ein, grinst, und sagt: „Dieser Duft beruhigt total – immer, wenn wir hier sind, sind wir ausgeglichen und relaxed.“
Schon lange hatten die drei Nachbarn von der „Steinkuhle“ den Hintergedanken, irgendwann mal ihr eigenes Bier zu brauen. „Weil wir keine Lust mehr auf das Industriebier hatten“, erklärt Torsten Patt. Und Mario Sacala fügt hinzu: „Wir wollten echtes Handwerker-Bier haben. Bei dem alles selbstgemacht ist, ausgesuchte Zutaten verwendet werden und noch eine weitere hinzu kommt, die es nirgendwo zu kaufen gibt: Die Liebe zu Bier.“
Es ist Mittag. Seit vier Stunden arbeiten die Brauer nun schon in der Garage der Patts, die an diesem Tag zur Mini-Brauerei wird. In den frühen Morgenstunden haben sie als erstes in einer Malzmühle das Malz geschrotet, anschließend wurde eingemaischt: Malz und Gerstenflocken wanderten in das bereitstehende Wasser. Über mehrere Stunden wird die Flüssigkeit dann auf verschiedenen Temperaturstufen gerührt, wie Torsten Patt erklärt, denn: „Bei jeder Stufe lösen sich andere Inhaltsstoffe wie Eiweiß, Zucker usw. heraus.“ In dieser Arbeitsphase befinden sie sich gerade.
Komplizierte Bücher
Ein Jahr lang hatten die Männer vor sich hin geplant. Bücher zum Thema gekauft, „die dann aber so kompliziert waren, dass man nichts verstehen konnte“, sagt Torsten Patt lachend. Der Zufall half den Dreien auf die Sprünge: Sie lernten den Brauer einer bekannten Industrie-Bier-Firma kennen, der sich sofort bereit erklärte, ihnen ein paar Tipps zu geben. „Für ihn war das sein täglicher Job – wir aber waren total aufgeregt und haben nächtelang nicht geschlafen“, erklärt Mario Sacala mit einem Augenzwinkern.
In einem Punkt waren sich die drei Hobby-Brauer einig: Sie wollten ein Schwarz-Pilz herstellen. Und warum gerade ein Pils? Torsten Patt: „Zunächst wollten wir ein untergäriges Bier herstellen, also kalt vergären. Dabei setzt sich die Hefe bei der Gärung nach unten ab. Zum anderen sind wir Sauerländer und daher Pils-Trinker. Aber wir wollten uns schon etwas von allen anderen Sorten abheben. Daher schwarzes Pils."
Drei Mal Hopfen
Mario Sacala erhebt sich aus seinem Schaukelstuhl, greift nach einem Behälter mit Hopfen und lässt diesen in die dampfende Flüssigkeit rieseln. „Drei Mal geben wir in den 80 Minuten, in denen die Mischung kocht, Hopfen hinzu“, sagt er.
Torsten Patt greift indes zu einem Gerät, das einem kleinen Fernrohr ähnelt, gibt einige Tropfen der Flüssigkeit darauf und geht vor die Garage, um im hellen Licht in das Gerät zu schauen. Sein Sohn Jakob hilft ihm dabei. Dabei erklärt der Altenhundemer: „Das ist ein Refraktometer. Es misst die noch vergärbaren Stoffe.“ Bei einem bestimmten Wert heißt es Handeln: Der Brauvorgang geht in die nächste Runde. Sechs bis acht Stunden dauert ein Brauvorgang insgesamt. Fast ein kompletter Samstag geht für Torsten Patt, Mario Sacala und Uli Schwarz dabei drauf. Doch die Drei wissen, wofür sie es machen: „Das macht soviel Spaß wie einer Frau Schuhe zu kaufen“, behauptet Mario Sacala grinsend.
In der Garage geht es nun flotter zu. Mit einer Kühlspirale wird die Flüssigkeit auf 25 Grad hinunter gekühlt, kommt anschließend unter sehr sterilen und hygienischen Bedingungen in ein Gärfass. Dann greift Mario Sacala zu einem Glas und sagt feierlich: „Jetzt schütten wir unseren Kumpel hinzu: Die Hefe.“ Diese wandelt die vergärbaren Stoffe um in Alkohol und CO2. Auch beim anschließenden Gärvorgang, der etwa acht Tage lang im Kühlschrank vor sich hin läuft, liegt die Hauptaufgabe bei der Hefe. Torsten Patt: „In dieser Zeit arbeitet die Hefe für uns – wir können dann nur noch abwarten.“ Und jeden Tag kontrollieren und probieren, wie weit das angehende Bier ist.
Das Jungbier
Und danach – endlich fertig? „Natürlich nicht, das ist erst das Jungbier“, sagt Mario Sacala, und fügt hinzu: „Gut Bier braucht Weile.“ Abgefüllt in Flaschen muss das Bier dann noch sechs Wochen reifen, bevor man es endlich genießen kann. Und dass das „Zickenbräu“ genießbar ist, hören die Hobby-Brauer, die ihr Handwerk angemeldet haben und im kleinen Rahmen für sich, Freunde und Gönner brauen dürfen, von allen Seiten. „Drei Mal haben wir unser Bier schon an Fachmänner geschickt – und die Rückmeldungen waren jedes Mal sehr gut: Unser Bier sei toll im Geschmack.“
Für heute sind die Brauer vom Zickenhügel fertig. Entspannt lehnen sie sich zurück. Greifen zu einer Flasche, lassen den Verschluss laut ploppen und stoßen zufrieden an. Womit? Natürlich mit „Zickenbräu“ vom letzten Brautag. Wer Interesse an der Arbeit der Hobby-Brauer aus Altenhundem hat und das „Zickenbräu“ gerne mal probieren möchte, kann sich im Internet auf www.zickenbräu.de informieren.
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