Corona-Odyssee in Lennestadt: Familie zweifelt an Informationspolitik

Eine Kontaktperson, zwei Mal Quarantäne


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Lennestadt. „Ich bin dann wohl der Erste in Deutschland, der zum zweiten Mal wegen der gleichen Kontaktperson in Quarantäne ist“, scherzt der Lennestädter, obwohl ihm alles andere als zum Lachen zumute ist.


Der 46-Jährige und seine Familie blicken auf eine mittlerweile zweimonatige Odyssee zurück, die für einen Außenstehenden fast nicht nachvollziehbar ist. 

Im Mai musste die Mutter des Lennestädters im Altenhundemer Krankenhaus behandelt werden. Als ab dem 21. Mai Besuche wieder erlaubt waren, nutzte die Lennestädter Familie die Gelegenheit, die Mutter zu besuchen, und füllte den notwendigen Zettel aus. Einen Tag später folgte die Ernüchterung: Die Mutter war wegen Verdacht auf Corona nach Olpe verlegt worden.
Mehrere unterschiedliche Testergebnisse
Drei Tage später rief der zweifache Familienvater beim Gesundheitsamt an: Wie solle die Familie jetzt weiter verfahren? Quarantäne? Test? Die Antwort sei laut seiner Aussage gewesen: „Ach ja, da war ja noch was.“ 

Von da an war die Familie zwei Wochen in Quarantäne. Währenddessen verlief der zweite Corona-Test der Mutter negativ. Der dritte Test wurde als nicht aussagekräftig gewertet und der vierte war wieder negativ.

Mitte Juni musste die 75-Jährige wieder in das Altenhundemer Krankenhaus eingeliefert werden. Dabei wurde, wie es derzeit Pflicht ist, ein weiterer Corona-Test gemacht.
Keine Nachfragen nach Kontakten
Folge: Die Mutter wurde - ohne Symptome, aber aufgrund des positiven Ergebnisses - wieder nach Olpe verlegt. Allerdings ohne die Familie zu informieren. Erst einen Tag später - bei einem Anruf im Altenhundemer Krankenhaus - wurde der Familie mitgeteilt, dass die Mutter positiv getestet worden und deswegen nach Olpe verlegt worden sei.

„Das ist grob fahrlässig. Jetzt fangen wir alle an, am Gesundheitsamt und an den Krankenhäusern zu zweifeln“, beschwert sich der Familienvater. Es habe keine Nachfragen gegeben, mit wem die Familienmitglieder in Kontakt waren. Erst nach Anfrage beim Gesundheitsamt kamen die drei Erwachsenen der Familie zum zweiten Mal in Quarantäne. 
Situation wirft Fragen auf
„Es geht mir nicht um uns als Einzelfall. Ich möchte nur, dass alle im Kreis Olpe sicher sein können, dass die nötigen Informationen ankommen“, betont der 46-Jährige.

Die Situation wirft bei den Angehörigen Fragen auf. Das Krankenhaus nimmt auf Anfrage von LokalPlus Stellung: „Einer anstehenden Verlegung eines Patienten in eine andere Abteilung oder ein anderes Krankenhaus erfolgt eine Abstimmung zwischen der Station und dem Patienten (sofern dieser bei Bewusstsein und orientiert ist).
Entschuldigung des Krankenhauses
Im konkreten Fall bedauern wir, dass es durch eine nicht erfolgte Absprache nicht zu einer Information der Angehörigen gekommen ist. Auch wenn die Belastung der Stationen in den vergangenen Wochen durch die besondere Situation hoch war, ist die fehlende Informationsweitergabe über den Aufenthaltsort der Mutter ein Versäumnis seitens des Krankenhauses. Hierfür möchten wir uns bei den Angehörigen entschuldigen.“

Das Krankenhaus teilt mit, dass ein Kontakt zwischen dem Lob- und Beschwerdemanagement der Katholischen Hospitalgesellschaft und den Angehörigen bestehe.
Zuständigkeit des Gesundheitsamtes
Die Ermittlung von Kontaktpersonen von positiv auf das Coronavirus getesteten Personen und die Anordnung einer häuslichen Quarantäne liege gemäß Infektionsschutzgesetz im Zuständigkeitsbereich der Gesundheitsämter.

Zur Frage, wie es sein könne dass die gleiche Person zweimal positiv auf Corona getestet wird, erklärt das Gesundheitsamt: „Bei den Testungen wird genetische Information als sogenannte RNA direkt im Nasen- und Rachenraum nachgewiesen. Es hat sich mittlerweile herausgestellt, dass diese Nachweise oft noch mehrere Wochen positiv sind, obwohl keine Erkrankungssymptome mehr vorliegen.
Keine belastbaren wissenschaftlichen Veröffentlichungen
In solchen Fällen ist es fraglich, inwieweit ein Patient noch infektiös ist. Belastbare wissenschaftliche Veröffentlichungen zu diesem Thema liegen bisher nicht vor.“

Das Gesundheitsamt Olpe gehe nach den derzeitigen Erkenntnissen davon aus, dass eine erneute Infektion innerhalb weniger Wochen eher unwahrscheinlich sei und auch die Infektiosität allenfalls gering sein dürfte. Nichtsdestotrotz sollten möglichst umfassende Maßnahmen ergriffen werden, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu unterbinden.
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