Altenhundem: Martina Beckmann übergibt den Staffelstab an Moritz Richter

Führungswechsel im St.-Marien-Kindergarten


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Martina Beckmann hat die Leitung des St.-Marien-Kindergartens Altenhundem an ihr ehemaliges Kindergarten-"Kind" Moritz Richter übergeben. von Kerstin Sauer
Martina Beckmann hat die Leitung des St.-Marien-Kindergartens Altenhundem an ihr ehemaliges Kindergarten-"Kind" Moritz Richter übergeben. © Kerstin Sauer

Altenhundem. Nach 23 Jahren als Leiterin des St.-Marien-Kindergartens Altenhundem hat Martina Beckmann „den Staffelstab weitergegeben“, wie sie selbst sagt – und zwar an ihr ehemaliges Kindergartenkind Moritz Richter. Führungs- und Generationswechsel in der KITS-Einrichtung, gleichzeitig erstmals eine männliche Leitung: Gemeinsam mit LokalPlus haben die beiden die Situation einmal unter die Lupe genommen.


Eins vorneweg: Von einem „großen Erbe“ möchte Martina Beckmann nicht sprechen. Sie, die seit 1981 im St.-Marien-Kindergarten tätig ist, seit 1997 als Leiterin, die Hochs und Tiefs, bauliche und gesellschaftliche Veränderungen jeglicher Art miterlebt und gestaltet hat, weigert sich, von „großen Fußspuren“ zu sprechen. „Ich übergebe den Staffelstab“, sagt sie bestimmt.
Zurück in die Gruppe
Noch bis April ist sie im Kindergarten und Familienzentrum tätig und möchte ihrem Nachfolger Zeit zur Eingewöhnung geben und ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen, bevor sie – nach langen Jahren – wieder als Erzieherin mit den Kindern arbeiten darf. „Als Leiterin war ich von der Gruppenarbeit freigestellt“, erklärt die 62-Jährige. Den Kontakt zu den Kindern habe sie trotzdem nie verloren: „Ich bin jeden Tag durch die Gruppen gegangen und habe die Kinder persönlich begrüßt.“

Doch die Arbeit mit den Kindern war nur eine von zahlreichen Tätigkeiten, die die 62-Jährige all‘ die Jahre ausgeübt hat: „Abriss, Neubau, Anbau – ich habe hier mehrmals auch die Bauarbeiten überwacht“, erzählt sie lachend.
Gesetzliche und gesellschaftliche Veränderungen
Hinzu kamen in den Jahren mehrere Gesetzesänderungen zur Betreuung von Kindern, von den gesellschaftlichen Veränderungen ganz zu schweigen. „Das ist heute ein ganz anderes Arbeiten: Früher waren die jüngsten Kinder vier Jahre alt und haben die Kita höchstens zwei Jahre lang besucht.“ Kontrastprogramm: Schon seit Jahren nimmt der St.-Marien-Kindergarten einjährige Kinder auf. „Mehr als 80 Kinder erhalten ein Mittagessen“, erzählt Martina Beckmann. Die Geschichte des Kindergartens hat sie zum 100-jährigen Jubiläum in einer Chronik festgehalten.
 von Kerstin Sauer
© Kerstin Sauer
So erfüllend die Arbeit als Leiterin auch ist – jetzt möchte Martina Beckmann die Verantwortung in jüngere Hände legen. „Ich habe immer gesagt, dass ich nicht bis zum Ende meiner Arbeitszeit als Leitung arbeiten möchte“, erklärt sie. Und fügt schmunzelnd hinzu: „Ich kann mich jetzt ganz entspannt zurück lehnen.“

Dass ein ehemaliges Kindergartenkind nun die Leitung übernimmt, darüber freut sich die 62-Jährige besonders – und Moritz Richter ebenfalls. „Ich habe nur gute Erinnerungen an diesen Kindergarten“, blickt der 30-Jährige zurück.
Entscheidung fiel nach einem Praktikum
Auch bei der Berufswahl spielte der Marien-Kindergarten eine große Rolle, wie Moritz Richter berichtet: „Während meiner Schulzeit habe ich hier ein Praktikum gemacht – und meine Entscheidung stand fest: Ich wollte Erzieher werden. Die Arbeit mit Kindern und ihre Entwicklung zu beobachten gibt einem unglaublich viel.“

Nach Ausbildung, Studium und mehreren Jahren Arbeit als Erzieher in verschiedenen Kreuztaler Kindergärten hat es den jungen Mann nun zurück zu seinen Wurzeln verschlagen. Als einziger Mann in einem großen Team von Erzieherinnen möchte er von nun an die Geschicke des Marien-Kindergartens leiten – und seine Kolleginnen freuen sich drauf.
Ein Gewinn für den Kindergarten
Martina Beckmann betont: „Frauen erziehen anders als Männer. Männer leben den Kindern oftmals ein völlig anderes Rollenbild vor und reagieren in vielen Situationen anders als Frauen, weil sie einfach andere Ängste und Sorgen haben. Für den Kindergarten ist Moritz ein Gewinn.“ Und Moritz Richter fügt hinzu: „Kinder in Tageseinrichtungen benötigen unbedingt Frauen und Männer als Bezugspersonen und Vorbilder.“

In aller Ruhe ankommen, sich einen Überblick verschaffen und das Team, die Kinder und die Eltern kennenlernen – das sind Moritz Richters erste Ziele. Martina Beckmann ist ihm dabei eine große Hilfe: „Sie bietet mir Orientierung“, weiß der junge Mann und spricht von Ordnern, Regelwerken, Kontakten und Ansprechpartnern. „Ich gehe mit großem Respekt an diese Aufgabe, weil ich weiß, wie kompetent Martina in den Jahren diesen Kindergarten geleitet hat und über wie viel Wissen sie verfügt.“
„Er macht das schon“
Seine Vorgängerin blickt den neuen Zeiten gelassen entgegen: „Er macht das schon“, ist sie sich sicher, und gibt Moritz Richter mit auf den Weg: „Wir sind alle nur Menschen und lernen alle immer noch dazu. Geh deine eigenen Wege. Viele Wege führen nach Rom – ganz egal, welchen du wählst.“
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