„Wir sind die stillen Helfer im Hintergrund“

Mutter-Kind-Hilfe Kreis Olpe im LP-Interview


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Ein tolles Erlebnis 2018: Die Mutter-Kind-Hilfe hatte alleinerziehende Mütter und Väter mit ihren Kindern in den Panorama Park eingeladen. von Nils Dinkel
Ein tolles Erlebnis 2018: Die Mutter-Kind-Hilfe hatte alleinerziehende Mütter und Väter mit ihren Kindern in den Panorama Park eingeladen. © Nils Dinkel

Kreis Olpe. Sie springen dort ein, wo alle anderen Hilfen ausgeschöpft sind: Angelika Steinhoff (1. Vorsitzende) und Andrea Hesse (2. Vorsitzende) sind die führenden Köpfe des Vereins Mutter-Kind-Hilfe. Ihr Ziel ist es, alleinerziehenden Müttern und Vätern im Kreis Olpe aus akuten finanziellen Schwierigkeiten zu helfen – und zwar innerhalb weniger Stunden. Im LokalPlus-Interview stellen sie ihren Verein vor und beschreiben ihre Aufgaben.


Mütter und Kinder brauchen die Hilfe von Ärzten, Hebammen, Erziehern, Lehrern. Wo greift Ihre Hilfe?

Überall, wo es alleinerziehenden Müttern oder Vätern im Kreis Olpe am Wichtigsten fehlt und alle anderen Quellen ausgeschöpft sind. Wir sind sozusagen eine „Notfallhilfe“, um die notwendigsten Löcher zu stopfen. Denn trotz unseres Sozialstaates fallen ganz viele alleinerziehende Mütter durch das Raster. Ihnen fehlt es oft am Notwendigsten, das für andere Familien selbstverständlich ist.

Seit wann gibt es die Mutter-Kind-Hilfe?

Sie wurde im Mai 1992 unter Federführung von Elsbeth Rickers gegründet. Damals gab es große Diskussionen um den Paragraphen 218, der eine Abtreibung verbietet. Elsbeth Rickers - Kriegerwitwe und selbst alleinerziehend – gründete den Mutter-Kind-Hilfe-Verein, um ungewollt schwanger gewordenen jungen Frauen eine Alternative zur Abtreibung zu bieten und ihnen in dieser Notsituation zu helfen.

Fünf Jahre später wurde in Olpe dann das Mutter-Kind-Haus Aline gegründet, damit junge Mütter unter professioneller Begleitung ihre Kinder bekommen und betreuen können und vielleicht sogar ihre Ausbildung beenden können. Heute ist das Haus Aline in Trägerschaft der GfO. Zusätzlich wurde im Jahr 2000 die Elsbeth-Rickers-Stiftung gegründet, mit der größere Projekte unterstützt werden. Der Mutter-Kind-Hilfe Verein leistet Einzelfallhilfe.
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Zurück zum Verein: Wie werden Sie als Helfer aktiviert?

Wir kommen erst ins Boot, wenn alle anderen Quellen ausgeschöpft sind. Die Anträge werden meist von qualifizierten Mitarbeitern wie Schulpsychologen, Erziehern oder Sozialarbeitern oder Hebammen gestellt, die mit der jeweiligen Familie Kontakt haben und eventuelle Notstände bemerken.

Bei welchen Problemen werden Sie kontaktiert?

Die Anfragen kommen querbeet aus vielen Bereichen, z.B.  für die Aufwendungen von Mutter-Kind-Kuren, für Kinderbrillen, die Ferienbetreuung oder Ferienfreizeiten von Schulkindern, spezielle Therapien oder Fahrtkosten zur Kinderklinik fehlt den betroffenen Familien oft das Geld und wir helfen. Außerdem kommt es vor, dass wir kurzfristig finanzielle Lücken schließen, wenn ein Kind aus der Obhut der Mutter in die des Vaters überführt wird und der keinerlei Ausstattung für das Kind hat. Im Schnitt geben wir pro Antrag zwischen 100 und 300 Euro, höhere Anträge werden an die „Elsbeth Rickers Stiftung Mutter und Kind“ weitergeleitet.

Herrscht im Kreis Olpe im Vergleich zu anderen Regionen noch „heile Welt“?

Eigentlich ja, zumindest im Vergleich zu den großen Städten in Deutschland. Aber wir sehen auch hier oft soziale Abgründe. Dann unterstützen wir! Viele Mütter haben schon gesagt, dass sie durch unsere Hilfe erst wieder Licht am Ende des Tunnels sehen. Wir stopfen da ein Loch, wo viele Mütter bzw. Väter denken: Ich kann nicht mehr, jetzt geht es nicht weiter.
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Sind Sie als helfende Institution im Kreis Olpe bekannt?

Ja, inzwischen sind wir das. Das belegen auch die Zahlen: 2014 haben uns 22 Anträge erreicht, 2017 wurden 76 Anträge gestellt. Wichtig ist, dass wir keine Projekte unterstützen, sondern nur Einzelfallhilfe leisten.

Sehen Sie sich als „Retter in der Not“?

Nein, wir sind eher die stillen Helfer im Hintergrund. Wir achten immer darauf, dass alle anderen Quellen ausgeschöpft sind, bevor wir in Aktion treten, denn: Alle müssen mithelfen, die offiziellen Stellen, wir, aber auch die betroffenen Familien selbst. Ältere Kinder beispielsweise können auch mal jobben gehen, um sich etwas zu leisten, da können wir nicht alles finanzieren. Wir haben auch eine Verantwortung unseren Mitgliedern und Spendern gegenüber, mit ihrem Geld wertschätzend umzugehen. Unsere Tätigkeit ist rein ehrenamtlich.

Wie ist Ihr Verein aufgebaut und wie finanziert er sich?

Im geschäftsführenden Vorstand treffen wir die Entscheidungen. Die Basis der Mutter-Kind-Hilfe sind unsere 160 Mitglieder und deren Beiträge. Der Mindestbeitrag liegt bei 20 Euro im Jahr. Hinzu kommen hier und da Spenden aus runden Geburtstagen, Beerdigungen oder anderen Veranstaltungen, aber auch großzügige Privatspenden.

Zusätzlich versuchen wir durch verschiedene Aktionen unseren Verein bekannter zu machen: Wir stehen auf Weihnachtsmärkten, präsentieren uns in diesem Jahr auf der Frauenmesse in Attendorn (Samstag und Sonntag, 27. und 28. Oktober) und organisieren die Weihnachtsbaum-Wunschaktionen.
 von Nils Dinkel
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 Welche Aktionen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Anfang Mai dieses Jahres hatten wir alleinerziehende Mütter und Väter mit ihren Kindern in den Panorama-Park eingeladen. 150 Besucher waren da, es war unglaublich viel zu organisieren und zu planen – aber der Tag war für alle einfach toll. Für das kommende Jahr planen wir weitere Aktionen und sind dankbar für „Impulse“.

Sie brennen für Ihre Aufgabe.

Absolut. Wir sind allerdings oft betroffen angesichts der Probleme, die es in den Familien gibt, und bei bestimmten Umständen auch schockiert. Aber das Gefühl zu helfen treibt uns immer weiter an und die Wertschätzung von allen Seiten wird stetig größer. Es ist eine Aufgabe, die uns viel gibt und gleichzeitig große Freude macht. Das Wohl der Kinder in den Familien ist uns eine Herzensangelegenheit. 
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