Wie Kirchenvertreter im Kreis Olpe zu Reformplänen zweier Bischöfe stehen

Bätzing und Marx wollen Pflichtzölibat abschaffen


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Georg Bätzing (Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, links) und Reinhard Marx (Erzbischof von München) haben sich dafür ausgesprochen, das Pflichtzölibat abzuschaffen. von katholisch.de
Georg Bätzing (Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, links) und Reinhard Marx (Erzbischof von München) haben sich dafür ausgesprochen, das Pflichtzölibat abzuschaffen. © katholisch.de

Kreis Olpe. Zwei Vertreter der katholischen Kirche, Reinhard Marx (Erzbischof von München und Freising) und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing (Bischof von Limburg), haben sich dafür ausgesprochen, dass katholische Priester ihr Amt ohne Einhaltung des Pflichtzölibats ausüben dürfen sollen. LokalPlus hat bei Vertretern der Kirche im Kreis Olpe nachgefragt, wie sie zu den Positionen der beiden stehen.


Pfarrer Andreas Neuser, Dechant des Dekanats Südsauerland und Pfarrer in Attendorn, erklärte: „Ich finde es richtig, dass die Lebensform des Priesters - auch seine Verpflichtung zum Zölibat - immer wieder reflektiert und diskutiert wird. Ich persönlich kann mir auch vorstellen, dass es in der katholischen Kirche verheiratete Priester gibt. Von daher bin ich als jemand, der den Zölibat lebt, offen für eine gründliche Auseinandersetzung mit dieser Frage.“

Dechant Andreas Neuser von privat
Dechant Andreas Neuser © privat

Dass die beiden Bischöfe sich zum jetzigen Zeitpunkt positioniert haben, wertet Neuser wie folgt: „Bestimmte Fragen können zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich beantwortet werden. So ist auch die Verpflichtung zum Zölibat im 11. und 12. Jahrhundert vor einem bestimmten historischen Hintergrund entstanden.“

„Zölibat wird von vielen nicht mehr verstanden“

Die aktuellen Aussagen der beiden Bischöfe seien im Zusammenhang mit dem synodalen Weg gemacht worden. Die Verpflichtung zum Zölibat werde von einem Großteil der Katholiken in Deutschland in Frage gestellt, was auch die Bischöfe wahrnähmen.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Menschen durch die Abschaffung des Pflichtzölibates zu einer aktiveren Teilnahme am kirchlichen Leben entscheiden. Der Zölibat ist eine Lebensform, die von vielen - auch in der Kirche Aktiven - nicht mehr verstanden wird. Am kirchlichen Leben nimmt man vor allem dann teil, wenn einem der christliche Glaube am Herzen liegt“, so Neuser.

Austrittswelle ganzheitlich zu betrachten

Pfarrer Johannes Hammer aus Olpe bewertete die Lage wie folgt: „Mit dem Zölibat werden nicht alle Probleme gelöst.“ Er persönlich könne sich eine Handhabung wie in der orthodoxen Kirche vorstellen. Dort gebe es sowohl verheiratete als auch unverheiratete Priester.

Pfarrer Johannes Hammer von Maria Aßhauer/Erzbistum Paderborn
Pfarrer Johannes Hammer © Maria Aßhauer/Erzbistum Paderborn

Die Zölibat-Diskussion sei nichts Neues, so Hammer. Schließlich gebe es das Pflichtzölibat schon eit dem zwölften Jahrhundert. Marx und Bätzing seien lange im Dienst und ihre aktuellen Aussagen könne man durchaus als Selbstreflexion verorten. Die katholische Kirche werde auch durch die Abschaffung des Pflichtzölibats keinen Zulauf erfahren, vermutet der Olper Pfarrer. Die derzeitige Austrittswelle sei eher ganzheitlich zu betrachten.

Gute Erfahrungen mit Priesterehe gemacht

Auf der evangelischen Seite sieht man die Aussagen der beiden Bischöfe durchaus positiv. Die Aussagen seien ein Schritt hin zur Öffnung. „Da gehen zwei aufs Kirchenvolk zu“, sagte Pfarrer Wolfgang Schaefer von der Evangelischen Kirchengemeinde Olpe auf LP-Anfrage. Er betonte, in anderen Religion und Konfessionen gebe es gute Erfahrungen mit der Priesterehe. „Martin Luther hat Katharina von Bora geheiratet. Jüdische Rabbiner dürfen ebenfalls heiraten.“

Wolfgang Schaefer von Rüdiger Kahlke
Wolfgang Schaefer © Rüdiger Kahlke

Mit einer schnellen Umsetzung des Vorstoßes zur Abschaffung des Zölibats rechnet der evangelische Pfarrer aber nicht. „Der Papst hat da das letzte Wort“, so Schaefer.

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