Wie die Digitalisierung bei uns ankommt

Lea Engelbrecht bloggt für LokalPlus: Aus der Sicht einer Schülerin


  • Kreis Olpe, 07.07.2018
  • Von Lea Engelbrecht
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Kreis Olpe. Alle reden von der Digitalisierung an den Schulen. „Es muss etwas getan werden“ oder „Die digitalen Medien sind unsere Zukunft“ sind typische Phrasen, die man nahezu permanent hört. Unter Politikern wird gefühlt täglich darüber gestritten, wie viel in die Digitalisierung investiert werden sollte, welche Chancen und Risiken die Medien bieten und in welchem Maße zum Beispiel Tablets an den Schulen eingesetzt werden sollen. In diesem Blogbeitrag möchte ich neben diesen Fragen auch den Fortschritt an meiner und einigen anderen Schulen im Kreis Olpe behandeln. Hat sich in den letzten Jahren etwas in dieser Hinsicht getan, wurden die Wahlversprechen der Parteien wirklich eingehalten?


Medien und Technik gehören zu unserem Leben
Ich persönlich nutze die erhältlichen Technik- und Medienangebote nicht so ausgiebig, wie andere Leute in meinem Alter. Trotzdem gehören sie natürlich zu meinem Leben. Alleine um diesen Artikel zu schreiben, benötige ich einen Laptop und an meiner Seite liegt mein Smartphone, damit ich nebenbei Musik hören kann. Mittlerweile besitzen 57 Millionen Deutsche besitzen ein Smartphone, das sind fast drei Viertel der Bevölkerung. Demenentsprechend erscheint es doch nur logisch, dass die moderne Technik auch an den Schulen stärker mit einbezogen wird. Damit die Digitalisierung auch bei uns ankommen kann, brauchen wir aber finanzielle Hilfe vom Staat. Wie sehen die Vorstellungen der Parteien aus?
Parteien befürworten digitalen Ausbau
Die großen Parteien sind sich einig, dass der Ausbau der digitalen Angebote voranschreiten muss. Jedoch werden die Schwerpunkte unterschiedlich gesetzt.  Bei der FDP spielte das Thema „Digitalisierung“, auch an Schulen, eine zentrale Bedeutung im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2017. Im Wahlprogramm der AfD spielte dieser Punkt eine eher untergeordnete Rolle. Wie viel soll in die digitale Bildung investiert werden?

Der sogenannte „Digitalpakt #D“ (sehr digital mit Hashtag) sieht insgesamt fünf Milliarden Euro für den Ausbau der Digitalisierung an deutschen Schulen vor. Davon sollen bereits dreieinhalb Milliarden Euro während der aktuellen Legislaturperiode investiert werden. Deutschland hat diese Reformen auch nötig: Im OED-Vergleich belegt Deutschland bei der Verfügbarkeit von schnellem Internet Platz 28 von 32, beim Angebot digitaler Verwaltung Platz 20 von 28 EU-Mitgliedsstaaten. Bis 2021 sollen alle Schulen deutschlandweit an das Glasfasernetz angeschlossen und umfassend digital ausgestattet sein. Außerdem sind eine Bildungsplattform  mit digitalen Bildungsangeboten und die direkte finanzielle Unterstützung der Schulen geplant.
Risiken müssen entschärft werden
Doch neben neuen Geräten müssen vor allem auch die Lehrkräfte und Erzieher dem technischen Fortschritt entsprechend geschult werden. Meine Schule ist nicht außergewöhnlich gut ausgestattet, dennoch braucht der Lehrer häufig die Hilfe von Schülern, die somit praktisch dazu beitragen, dass der Unterricht überhaupt stattfinden kann. Doch die Lehrer müssen nicht nur lernen, mit neuer Technik umzugehen, sondern vor allem, wie sie den Schülern einen verantwortungsvollen Umgang mit den sozialen Medien vermitteln können.

Bei uns gibt es seit ungefähr einem Jahr speziell geschulte „Medienscouts“, die sich um Schüler kümmern, die zum Beispiel Opfer von Cybermobbing-Attacken geworden sind oder Fragen zu Bildrechten haben. Das Angebot vom Landesverband für Medien NRW hat zum Ziel, dass Schüler sich an jemanden wenden können, der sich mit ihren Problemen auskennt und der ihnen helfen kann. Viele Eltern oder Lehrer wissen zwar, dass die Kinder die sozialen Medien nutzen, aber sie bekommen nicht mit, was sich auf den Plattformen abspielt und können auftretende Probleme nur schwer nachvollziehen.
Es braucht Prävention
Die Digitalisierung vereinfacht viele Dinge und dadurch, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit in Zukunft noch eine größere Rolle in unserem Leben spielen wird, ist es ja durchaus sinnvoll, junge Menschen bereits jetzt darauf vorzubereiten. Doch Risiken müssen durch eine umfangreiche Medienprävention aufgeklärt werden. Von den gesundheitlichen Problemen einmal ganz abgesehen. Nacken- und Rückenprobleme werden genau wie der berüchtigte „Handy-Daumen“ in Zukunft weiterhin zunehmen.

Durch die Digitalisierung werden diese Phänomene auch an den Schulen gefördert. Doch man kann wohl davon ausgehen, dass die Kinder bereits vom Kleinkindalter an zu Hause mit sämtlichen elektronischen Geräten aufwachsen werden. Und deshalb finde ich es persönlich wichtig, dass wir die auf diesem Gebiet führenden Nationen in den nächsten Jahren einholen, um den Anschluss nicht zu verpassen.
Wie die Schulen reagieren
Die Pläne klingen ja alle schön und gut. Doch was wurde gerade bei uns auf dem Land bis jetzt umgesetzt? An meiner Schule, dem Städtischen Gymnasium Schmallenberg, ist der Fortschritt jedenfalls eher mittelmäßig. Es gibt zwei größere Computerräume und zwei eher kleine Surfräume für die Schüler. Von den naturwissenschaftlichen Räumen hat je einer pro Fach ein Smartboard, ansonsten sind zumindest die Oberstufen-Räume mit einem Computer, einer Dokumenten-Kamera und einem Beamer ausgestattet.

Manche Klassenräume haben jedoch auch gar keine elektronische Ausstattung. Zählt man den Satz iPads und unseren digitalen Vertretungsplan dazu, komme ich hier aber auch schon zum Ende meiner Aufzählung. Ich würde behaupten, dass diese Ausstattung mittlerweile an fast jeder Schule Standard ist und das auch sein sollte. Den Umgang der Schulen im Kreis Olpe mit der Digitalisierung möchte ich an einigen Beispielen verdeutlichen. Meine Informationen entstammen den Homepages der Schulen.
Beispiele aus Lennestadt und Attendorn
An der St. Agatha-Grundschule in Altenhundem dürfen die Schüler keine eigenen elektronischen  Geräte mit in die Schule nehmen. Alle Klassenräume sind mit einer Musikanlage und sogenannten „Medienecken“ ausgestattet, die zwei Computer beinhalten. Es gibt einen Filmraum mit einem Fernseher, einem Beamer und einem Laptop. Zudem beschäftigt sich die Schule mit dem verantwortungsvollen Umgang mit Medien und bietet deshalb alle zwei Jahre einen Informationsabend zu dem Thema an.

An der Hanseschule in Attendorn verfügen alle Klassenräume über einen Computer mit Internetanschluss, es gibt zwei Computerräume und zwei der drei naturwissenschaftlichen Räume sind mit einem Smartboard ausgestattet. Die St. Franziskus-Schule in Olpe hat mehrere mit Smartboards ausgestattete Fachräume, zwei Informatikräume und einen PC-Bereich in der Schulbibliothek. Außerdem gibt es auf jedem Flur einen „Medienwagen“, der einen Laptop und einen Beamer enthält.
Mein Wunsch: Einheitliche Bedingungen
Anhand dieser Beispiele ist mir bei der Recherche für diesen Blogbeitrag stark aufgefallen, was man auf diesem Gebiet bereits jetzt alles erreichen kann – auch auf dem Land. Dennoch wäre es mein Wunsch, dass irgendwann Schüler in ganz Deutschland unter gleichen Bedingungen lernen können, da ich aus eigener Erfahrung sagen kann, dass Technik und Medien im Unterricht mittlerweile benötigt werden und viele Dinge erleichtern können. 

Vielleicht werden sich die nächsten Schülergenerationen ja dann irgendwann nicht mehr den Spruch: „Ja, das klappt jetzt leider nicht. Ihr könnt das dann ja zu Hause machen, da habt ihr ja alle Internet“ anhören müssen.
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