Wenn die 30er-Zone zur Carrera-Bahn wird und der Auspuff dröhnt

LP-Glosse


Topnews
 von Grafik: Sarah Menn
© Grafik: Sarah Menn


Abends auf dem Balkon, der Terrasse oder vor der Haustür sitzen, ist schon etwas Feines. Chillen und den Tag an sich vorbei rauschen lassen, kommen gerade gelegen.

Apropos rauschen: Nicht der Tag, sondern bis zum Anschlag getunte Zwei- und Vierräder rauschen vorbei. Die teilweise atemberaubenden Geschwindigkeiten lassen nicht wie geplant durchatmen, sondern erzeugen Schnappatmung.

Zur Erklärung: Es ist eine 30er-Zone und nicht die Nordschleife des Nürburgrings, wo das Motto: Je schneller, desto besser gilt. Geschwindigkeitsbegrenzte Straßen sind nicht aus Schikane eingerichtet worden, sondern aus berechtigtem Interesse.

Für gewöhnlich achten die Anwohner, die jahre- und jahrzehntelang dafür gekämpft haben, penibel auf die Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung. Manche springen wild gestikulierend aus dem Haus. Ein Wunder, dass sie nicht gleich auf der Motorhaube landen.

Verbale Entgleisungen sind da leider auch schon mal an der Tagesordnung. Hilfreicher wäre da eine freundliche und bestimmte Information an den Fahrer, der mit zu hoher Geschwindigkeit über die Straße prescht.

An einem dieser besagten Abende ereilte mich wieder die Freude eines bewusst röhrenden Auspuffs, dessen Schall, dank der horrenden Geschwindigkeit, gefühlt noch Minuten später in den Ohren dröhnte und die Reifen so qualmten, dass mir der Dampf ebenfalls fast aus selbigen raus kam.

Die 30er-Zone verwandelte sich wieder in eine Carrera-Bahn und die Wut staute sich fast. Nicht auszudenken, wenn das zweijährige Familienmitglied, der sein rasantes Lauftempo gefühlt von morgens bis abends beibehält, jetzt aus dem Haus geschossen käme...

Also bitte immer dran denken: „Es betrifft Dich nicht, bis es Dich trifft!“
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