Was mich am Köln-Marathon so begeistert hat

Die Kolumne von Lucas Schwarz, Teil 8


Am Ende werden ihm zwei Schuljahre fehlen: Die 3. Klasse, die er übersprungen hat, und ein Jahr am Gymnasium. Lucas Schwarz macht am Städtischen Gymnasium das so genannte G8- oder „Turbo-Abitur". Der 15-Jährige bezeichnet sich selbst als Film-Junkie, spielt Gitarre - und liebt das Schreiben. Diverse Kurzgeschichten, sogar zwei Romane hat er bislang verfasst, peilt die Teilnahme an Poetry Slams an. Bei LokalPlus erscheint ab sofort immer samstags die Kolumne des jungen, unbekannten Schriftstellers aus Lennestadt.


Letzte Woche habe ich in dieser Kolumne bereits darüber berichtet, dass der Großteil unserer Jahrgangsstufe Q1 vom Gymnasium der Stadt Lennestadt die Teilnahme am berühmt-berüchtigten Köln-Marathon vor sich hat … oder, wie man nun sagen kann, hatte. Denn am Sonntag, 4. Oktober, in der überwiegend sonnigen Millionenstadt am Rhein, ist es passiert. Mit zwei Bussen fuhren wir in den frühen Morgenstunden in die Metropole, die mit dem Aufbau und Brimborium für den Marathon noch etwas riesiger wirkte als an normalen Tagen. Start für die ersten Läufer war Punkt 10 Uhr, unsere Staffelstarter begannen ihren Lauf direkt hinter der Weltspitze – was natürlich einerseits eine große Ehre war, andererseits auch das Ego ein bisschen schrumpfen ließ, wie mir erzählt wurde. Aber ich persönlich kriegte den Start gar nicht richtig mit, zu diesem Zeitpunkt saß ich nämlich schon in einer überfüllten Straßenbahn auf den Weg zu der ersten Wechselstation. Denn ich war ja nicht als Läufer mit dabei, sondern als Helfer, und als solcher hatte ich bei der Koordination an der Stelle des ersten Staffelwechsels mitanzupacken. Den Startplatz mit den tausenden angemeldeten Marathonis hatte ich nur flüchtig erblickt, aber schon an der Wechselstation bot sich uns eine nicht gerade kleine Menschenmenge – aus lauter hilfsbereiten, freundlichen und für die Uhrzeit erstaunlich Elan-geladenen Menschen.
15 Minuten für fünf Kilometer
Nachdem wir angekommen waren, uns angemeldet und auf die richtigen Positionen verteilt hatten, hieß es erstmal warten. Aber bis die ersten Profis an uns vorbeirauschten, dauerte es gar nicht so lange. Um 10 Uhr hatte der Lauf begonnen, und schon um 10 Uhr 15 durchliefen die von zwei Autos eingerahmten vier afrikanischen Spitzenläufer die Station. Für sie wechselte jetzt keiner ein, sie hatten mit fünf Kilometern nicht mal ein Achtel ihres Weges geschafft – und doch schon eine gute Zeit für fünf ganze Kilometer. Lange passiert danach nichts, doch dann trudelten auch die ersten der Anderen ein, auch die Schülerstaffeln folgten so langsam. Unsere Staffeln waren sogar relativ schnell an der ersten Station. Doch man blieb trotzdem noch stehen, bis die großen Menschenmassen sich den Weg durch die schmale Seitenstraße gebahnt hatten – denn so etwas musste man einfach mal gesehen haben.
Die vielfache Unterschiedlichkeit der Sportler
Die Läufer des Köln-Marathon könnten unterschiedlicher nicht sein. Jede Altersklasse ist dabei, verschiedenste Nationalitäten und auch Outfits. Eine ehrenamtliche Helferin berichtete mir später am Tag, dass der älteste männliche Teilnehmer stolze 83 Jahre auf dem Buckel hat. Da laufen Leute in Kleidung, die ich eher einem Jogger zugeordnet hätte, viele in ultrasportlicher Funktionswäsche mit Sonnenbrille, und manch ein „Irrer“ auch im Indianerkostüm, als Frau verkleidet, mit einem riesigen Plastik-Joint, Strickmütze und Jamaika-Flagge oder oft auch einfach nackt bis auf die knacke- kurze Sporthose. Und das ist es auch, was den ganzen Tag die Stimmung ausmachte. Es war unfassbar interessant, sich all diese unterschiedlichen Menschen anzugucken und sie trotzdem alle gleich Gas geben zu sehen. Zu sehen, wie sie allem demselben Ziel hinterherrennen und auf welche Art und Weise sie individuell an die Herausforderung Marathonlauf herangehen, war unheimlich spannend zu beobachten.
Schüler-Staffeln mit ordentlicher Zeit
Nach einer kurzen Mittagspause für die Nahrungsaufnahme begaben wir uns zum Dom, denn dort war der Zieleinlauf. Und auch wenn der Kenianer Benson Waweru schon nach 2 Stunden und 16 Minuten das (lediglich imaginäre) Band durchtrennte, so lagen wir mit der Ankunft unserer ersten beiden Schülerstaffeln nach etwas mehr als dreieinhalb Stunden wirklich nicht schlecht in der Zeit. Am Ende war das Dabeisein wirklich alles, und das weiß auch die Mehrzahl der nicht-professionellen Läufer. Den ganzen Tag, auch noch nach Ende des Marathons, herrschte eine grandiose Stimmung in der Stadt. Es war viel los, die Zuschauer gaben alles beim Anfeuern von Freunden wie auch von völlig Fremden – in Köln wurde da überhaupt kein Unterschied gemacht. Müde, erschöpft, aber auch voller toller Erinnerungen und bereits in der Entwicklung befindlichen Plänen einiger Schüler für eine Teilnahme im nächsten Jahr, ob jetzt mit der Schule oder nicht, fuhren wir am späten Nachmittag nach Lennestadt zurück. Und ich bin froh, dort gewesen zu sein.
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