Warum ein norwegischer Kinderbuch-Klassiker eine Leseempfehlung ist

Die Kolumne von Lucas Schwarz, Teil 15


Am Ende werden ihm zwei Schuljahre fehlen: Die 3. Klasse, die er übersprungen hat, und ein Jahr am Gymnasium. Lucas Schwarz macht am Städtischen Gymnasium das so genannte G8- oder „Turbo-Abitur". Der 15-Jährige bezeichnet sich selbst als Film-Junkie, spielt Gitarre - und liebt das Schreiben. Diverse Kurzgeschichten, sogar zwei Romane hat er bislang verfasst, peilt die Teilnahme an Poetry Slams an. Bei LokalPlus erscheint ab sofort immer samstags die Kolumne des jungen, unbekannten Schriftstellers aus Lennestadt.


„Ich möchte die laufende Adventszeit dafür nutzen, auch in dieser Kolumne mal über etwas Weihnachtliches zu schreiben. Hier bei Lokalplus wird in der Vorweihnachtszeit viel rund um das Fest der Liebe geschrieben, und ich möchte meinen Teil dazu beitragen und Ihnen ein ganz besonderes Buch vorstellen. Ein Buch, das mich als Kind lange Jahre durch den Advent begleitet hat. ,Das Weihnachtsgeheimnis´ des norwegischen Schriftsteller Jostein Gaarder ist nicht nur ein wundervolles Kinderbuch, sondern ist mit seinen 24 kurzen Kapiteln auch als eine Art literarischer Adventskalender konzipiert. Jeden Tag kann auch ein Teil des Abenteuers gelesen oder vorgelesen werden.
Kinderklassiker auch für Erwachsene
Die Altersklasse, an die es primär gerichtet ist, dürfte zwischen sechs und zehn Lebensjahren liegen – doch Gaarders mittlerweile schon als moderner Kinderklassiker angesehenes Werk ist auch für Erwachsene nicht uninteressant. Denn der Autor ist nicht irgendein gewöhnlicher Kinderbuchautor, sondern studierter Philosoph, Theologe und Literaturwissenschaftler. Und seinen größten Erfolg hatte er mit dem großartigen „Sofies Welt“ von 1991, welches sehr vielen Leuten ein Begriff sein dürfte. So schlau und tiefsinnig wie sein gefeiertes Jugendbuch über die Geschichte der Philosophie ist „Das Weihnachtsgeheimnis“ zwar nicht, aber trotzdem besser und gewiefter als die meisten Kinderbücher, die man über das Thema finden kann.
Beginn mit einem verblichenen Zettel
Es erzählt die Geschichte von Joachim und seinem Vater, die am 30. November in einem Antiquariat einen alten, von Hand gebastelten Adventskalender auftun. Sie kaufen ihn, und am nächsten Morgen öffnet Joachim das erste Kläppchen. Dahinter befindet sich lediglich ein Bild, dazu ein verblichener Zettel. Dort es geht um das kleine Mädchen Elisabet, das vor 40 Jahren in demselben kleinen norwegischen Dorf wie Joachim gewohnt hat. Sie läuft eines Tages einfach so aus einer Eingebung heraus einem Lamm hinterher, welches sie aus dem Fenster des Spielzeugladens sieht. Und außerhalb der Ortschaft trifft sie auf einen Engel.
Rückwärts durch die Zeit
Fasziniert öffnet Joachim jeden Tag eines neues Türchen und schreitet in der Geschichte fort, in der Elisabet zusammen mit dem Engel rückwärts durch die Zeit eine Pilgerreise zur Geburt Jesu nach Bethlehem unternimmt. Zunächst alleine, dann zusammen mit seinen Eltern, versucht er parallel dazu herauszufinden, ob Elisabet ein echtes Mädchen gewesen ist und wirklich mal in seinem Ort gelebt hat, oder ob alles nur eine Geschichte ist... Gaarders Buch ist natürlich weit hergeholt, doch das ist bei einem Kinderbuch nicht schlimm. Man lernt auf Elisabets Reise viele Bibelgestalten kennen und „Das Weihnachtsgeheimnis“ zeichnet sich am Meisten durch seine wunderschöne, perfekt zur Adventszeit passende Atmosphäre aus.
Fester Bestandteil meiner Kindheit
Außerdem gehört auch die Tradition dazu, dass mir dieses Buch so am Herzen liegt, und ich bin mir sicher, dass es da vielen anderen Kindern auch so geht. Viele Jahre bin ich immer wieder in Gaarders weihnachtliche Welt zurückgekehrt, und das Buch ist war ein fester Bestandteil meiner Kindheit, den ich nicht missen will. Also bitte ich Sie: Wenn Sie ein Kind haben oder wenn Sie selbst ein bisschen Kind geblieben sind und einfach ein sehr schönes, atmosphärisches Weihnachtsbuch lesen wollen, bitte werfen sie einen Blick auf ,Das Weihnachtsgeheimnis´. Es lohnt sich.“
Artikel teilen: