Warum der Weihnachtsmann eben nicht nur aus der Limonade kommt

Die Kolumne von Lucas Schwarz, Teil 17


Am Ende werden ihm zwei Schuljahre fehlen: Die 3. Klasse, die er übersprungen hat, und ein Jahr am Gymnasium. Lucas Schwarz macht am Städtischen Gymnasium das so genannte G8- oder „Turbo-Abitur". Der 15-Jährige bezeichnet sich selbst als Film-Junkie, spielt Gitarre - und liebt das Schreiben. Diverse Kurzgeschichten, sogar zwei Romane hat er bislang verfasst, peilt die Teilnahme an Poetry Slams an. Bei LokalPlus erscheint ab sofort immer samstags die Kolumne des jungen, unbekannten Schriftstellers aus Lennestadt.


„Aus einer Statistik des Statistischen Bundesamtes geht hervor, dass im Jahr 2013 etwa 144 Millionen Schoko-Nikoläuse in Deutschland abgesetzt wurden. Diese Schoko-Nikoläuse – die Nikoläuse heißen, obwohl sie vom Aussehen her zumeist an die Figur des Weihnachtsmannes und nicht an den historisch verbürgten Bischof von Myra angelehnt sind – werden auch dieses Jahr sicher wieder reichlich verkauft, stehen bei den meisten Deutschen im Advent auf dem Tisch. In ein paar Tagen haben wir Weihnachten schon wieder erreicht, und auch wenn ich eigentlich mit dem Christkind und nicht mit dem alten Mann im roten Anzug erzogen wurde, so steht auch hier vor mir ein Schoko-Nikolaus und wartet auf den Verzehr. Doch wo es historisch recht einfach ist, die Legende des Christkinds, welches die Geschenke zum Fest bringen soll, zu fassen… umso schwieriger ist das beim Weihnachtsmann. Wo kommt er her, dieser freundliche Kerl mit dem Rauschebart, der zumindest auf kommerzieller Ebene seinen viel eher mit den Begebenheiten rund um Christi Geburt verbundenen Rivalen beinahe ausgestochen hat?
Die Richtigstellung der Coca-Cola-Legende
Schon fast eine urbane Legende über den Gabenbringer ist ja, dass er von der Coca-Cola-Company erfunden wurde, als reine Werbefigur. Diese Geschichte habe ich in meiner Kindheit oft gehört, doch stimmen tut sie so nicht. Es stimmt jedoch, dass die Firma seit Anfang der 1930er Jahre Santa Clause für ihre Werbekampagnen nutzt. Und auch, dass die Figur somit im deutschsprachigen Raum erst so richtig bekannt wurde, wo es vorher eben nur das Christkind gab. Und den heiligen Nikolaus, auf den viele Dinge zurückgehen, die heute dem Weihnachtsmann zugeschrieben werden. Die Geschichten und Bräuche rund um den katholischen Bischof gab es schon im tiefsten Mittelalter, und auch heute noch wird der Nikolaustag in Deutschland gefeiert, ihm wird am 6. Dezember jeden Jahres gedacht.
Vorbild aus den Niederlanden
Neben dem (eher unbekannten) fränkischen Pelzmärtel – der mit dem Martinstag zusammenhängt –, den österreichischen und bayrischen Perchten und der russischen Sagengestalt Väterchen Frost ist es besonders der niederländische Sinterklaas, der bedeutend für die Entstehung des Weihnachtsmann ist, wie wir ihn heute alle kennen. Denn dieser Sinterklaas, seinerseits an Nikolaus von Myra angelehnt, wurde im 17. Jahrhundert von Siedlern mit nach Amerika genommen. Und auch in Neu Amsterdam – welches später die Metropole New York wurde, die größte Stadt der Vereinigten Staaten – wurde sein Fest gefeiert.
Mit Limonade beginnt der Erfolg
Die Legende wurde weitergesponnen, und der wohlbekannte, nordamerikanische Santa Clause entstand. Eben jener alte Mann mit weißem Bart und dem roten Anzug entstand, und seine Geschichte wurde spätestens von Coca-Cola in die Welt getragen und feierte grandiose Erfolge. Und jetzt sind wir hier, stehen kurz vor Weihnachten 2015, und ich bin erstaunt darüber, was für eine lange Geschichte diese 100 Gramm Schokolade haben. Ich wünschen all meinen Leserinnen und Lesern frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Wir lesen uns 2016!"
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