Vollsperrung der A 45 wegen Brückenschäden ist der „Super-GAU für Anlieger“
Neubau wohl so oder so unausweichlich
- Kreis Olpe, 03.12.2021
- Verschiedenes
- Von Nils Dinkel
Lüdenscheid/Kreis Olpe. Die Königin der Autobahn – die A 45 – mutiert in diesen Tagen zum Bauern. An der Talbrücke Rahmede bei Lüdenscheid sind am Donnerstag, 2. Dezember, so massive Schäden festgestellt worden, dass eine unverzügliche Vollsperrung in beiden Richtungen erfolgt ist (LokalPlus berichtete). Die langfristigen Auswirkungen hängen von der Intensität der Schäden ab. Der Verkehrsschlagader der gesamten Region droht möglicherweise ein mehrjähriger Infarkt.
Die Vollsperrung der A 45 zwischen Lüdenscheid und Lüdenscheid-Nord betrifft auch viele Berufspendler im Kreis Olpe und vor allem die heimischen Firmen, denn ein Großteil der Lieferungen und Warentransporte erfolgen über die A 45.
Elfriede Sauerwein-Braksiek als Direktorin der Autobahn Westfalen GmbH, Michael Neumann (Außenstelle Hagen) sowie Winfried Neumann (Geschäftsführer Ruhrberg-Ingenieure) informierten bei einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag, 3. Dezember, über mögliche Auswirkungen.
Nähere Untersuchungen sind gestartet und erste Erkenntnisse über das Ausmaß der Schäden werden frühestens Mitte kommender Woche erwartet. Das Ergebnis kann von einer längeren Vollsperrung bis hin zu einer Reduzierung auf eine Spur pro Fahrtrichtung reichen.
Je stärker die Schäden sind, desto eher und länger ist mit einer schwerwiegenden Behinderung in der Verkehrsführung zu rechnen. Die Beteiligten gehen davon aus, dass die Brücke nicht mehr für den kompletten Verkehr inklusive schwerer Lkw freigegeben werden kann. Man erhofft sich, den Verkehr zumindest für Pkw und Rettungsfahrzeuge fließen lassen zu können.
Elfriede Sauerwein-Braksiek betonte, dass man sich bewusst sei, welch eine Tragweite die Sperrung für die Menschen und die Wirtschaft in der Region mit sich bringe. Sie sagte, dass ein Ersatzneubau in der Regel mitsamt Planung über acht bis zehn Jahre dauere. „Ein untragbarer Zustand“, so Elfriede Sauerwein-Braksiek.
Michael Neumann sagte, dass die Brücke in den 1960er-Jahren als Stahlverbundkonstruktion gebaut worden sei. Die etwa 450 Meter lange Brücke habe fünf mal zwei Stützen. Die Besonderheit sei der einteilige Brückenbau.
Dieser bringt jedoch einen entscheidenden Nachteil mit sich: Im Schadenfall, wie nun an der Talbrücke Rahmede, ist die gesamte Brücke betroffen. „Wir haben hier keine Redundanz. Wenn ein Glied versagt, versagt die gesamte Brücke!“
Bei der letzten turnusgemäßen Brückenprüfung 2017 sei die Standsicherheit mit der Note 1 und die Brücke insgesamt mit der Note 3 bewertet worden. Hierdurch sei sie in der Priorisierung für einen Neubau nach hinten gerückt. Heute sei bekannt, dass ein Neubau unausweichlich sei.
„Wir bereiten einen Ersatzneubau vor. In der Vorbereitungsphase werden Brücken genauer angeschaut. Im Rahmen dieser Untersuchungen erfolgen Laserscans. Hierbei wurden Verformungen festgestellt“, so Michael Neumann.
Winfried Neumann ergänzte, dass zu befürchten sei, dass die Brücke hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit in einem instabilen Zustand ist. Eine weitergehende Prüfung in den kommenden Tagen soll weitere Erkenntnisse bringen und weitere strukturelle Probleme oder gar Risse ausschließen.
Die A 45 ist zwischen Lüdenscheid und Lüdenscheid-Nord in beiden Fahrtrichtungen gesperrt. Der Verkehr läuft aktuell über die vorhandenen Umleitungsstrecken, der U 16 nach Süden und der U 39 nach Norden. Diese Strecken führen durch die Stadt Lüdenscheid. Der Winterdienst auf der Umleitungsstrecke wird verstärkt und soll, ähnlich wie auf Autobahnen, auch nachts in einer kurzen Taktung erfolgen.
„Für Anliegende ist das gerade der Super-GAU“, so Elfriede Sauerwein-Braksiek. Die lokalen Umleitungsstrecken durch das Lüdenscheider Stadtgebiet sind aktuell völlig überlastet. Sollte eine längerfristige Vollsperrung nötig sein, drohen unhaltbare Zustände.
Der überregionale Verkehr sollte die A 45 großräumig umfahren und am Westhofener Kreuz auf die A 1 bis nach Köln und weiter über die A 4 bis zum Kreuz Olpe-Süd ausweichen. In Richtung Norden führt die überörtliche Umleitung vom Kreuz Olpe-Süd über die A 4 bis zum Kreuz Köln-Ost und weiter auf der A 1 in Richtung Dortmund.