VCD zeichnet innovatives Projekt aus / Kostenloses Schülerticket einzigartig


Landrat Frank Beckehoff (Mitte) nahm stellvertretend für den Kreis Olpe den Preis entgegen. von s: Rüdiger Kahlke
Landrat Frank Beckehoff (Mitte) nahm stellvertretend für den Kreis Olpe den Preis entgegen. © s: Rüdiger Kahlke

Großer Saal. Großer „Bahnhof“. Auszeichnung für eine großartige Idee. Im Saal des Olper Kreistages überreichte Walter Schindler vom Verkehrsclub Deutschland (VDC) Landrat Frank Beckehoff am Donnerstagnachmittag, 10. Dezember, den Verkehrspreis 2015. Damit würdigte der VCD-Kreisverband Siegen-Wittgenstein und Olpe die Einführung des Schülertickets.


Damit haben 48.000 Schüler, davon 17.000 im Kreis Olpe, die Möglichkeit, kostenlos Bus und Bahn in der Region nutzen zu können. Als „bundesweit erstmaliges und bisher auch einmaliges Projekt“, strich Schindler diese Möglichkeit heraus. Das Ticket sei im gesamten Netz der Verkehrsgemeinschaft Westfalen-Süd gültig. Das Schülerticket sei „ein freundliches Ticket“. Gesundheitsfreundlich, weil der Weg zur Haltestelle zu Fuß bewältigt wird. Umweltfreundlich, weil die Nutzung privater Fahrzeuge verringert werde. Familienfreundlich, weil den Eltern Fahrtzeiten erspart blieben.
Verkehrsfreundlich, weil der Individualverkehr reduziert und der Schadstoff-Ausstoß verringert werde und schließlich mobilitätsfreundlich, weil die Verkehrsbelastung sinke und die öffentlichen Verkehrsunternehmen profitierten. „Es ist ein Ticket erster Klasse“, resümierte Laudator Walter Schindler. Zudem wies er auf die Broschüre "Bitte einsteigen" hin. Sie erkläre anschaulich, wie man mit Bus und Bahn selbstständig in der Region unterwegs sein könne. - Ein Info-Blatt, das auch für Erwachsene nützlich sei.
Entfernung spielt keine Rolle mehr
Für die „bedeutende Auszeichnung“ bedankte sich Landrat Frank Beckehoff. Mit dem Preis werde ein „innovatives Projekt ausgezeichnet“. Die Entfernung zwischen Wohnort und Schule, ansonsten ein Kriterium dafür, ob eine kostenlose Schülerfahrkarte ausgestellt werde, „spielt keine Rolle mehr“, sagte Beckehoff. „Handfeste Überlegungen“ hätte dazu geführt, dass in Zeiten des Sparzwanges die beiden Kreise 3,9 Millionen Euro investiert hätten, um das Projekt mit zu finanzieren. Der Kreis Olpe ist mit 1,3 Millionen Euro dabei. Angesichts sinkender Einnahmen bei den Nahverkehrsbetrieben durch sinkende Schülerzahlen wäre eine Ausschreibung der Nahverkehrsleistungen nötig und auch deutlich teurer gewesen. Beckehoff: „Ziel ist auch die Eigenwirtschaftlichkeit der Verkehrsbetriebe zu erhalten.“ Mit dem Ticket punkte man zudem in Sachen familienfreundlicher Region. Der Landrat dankte allen Beteiligten, dem VCD, den Verkehrsbetrieben, der Politik in beiden Kreisen, die den Weg dazu frei gemacht habe und den Sparkassen, die Marketing und Vertrieb begleitet haben.
App in Arbeit
Dieter Kohlmeier, Chef der Sparkasse Olpe betonte, dass damit auch erstmals sieben Sparkassen ein Projekt gemeinsam gefördert hätten. Er kündigte eine App an, die bald helfen soll, den Fahrplan effektiv zu nutzen. Stefan Degen, Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd, strich die Nachhaltigkeit des Projektes heraus. Er hoffe, dass die Schüler positive Erfahrungen bei ihren Touren mit Bus und Bahn sammelten und diese auch mitnähmen ins Berufsleben. Insofern sichere man sich auch Fahrgäste für die Zukunft.
Wunsch nach besseren Verbindungen am Abend
Das Lob der Entscheider untermauerten Schüler und Lehrer verschiedener Schulen durch praktische Erfahrungen, die sie mit dem Schülerticket gemacht hatten. Die Palette reichte von Einsparungen beim Taschengeld, wenn man kein Ticket kaufen müsse, bis zu besseren Möglichkeiten zum Sporttraining nach Olpe zu fahren. Berufserkundung, Klassenfahrten, Treffen mit Freunden, Besuch von Veranstaltungen oder Shoppingtouren seien mit dem Schülerticket einfacher zu bewältigen. Vor allem sind die Nutzer nicht mehr an bestimmte Wochentage gebunden. Die Flexibilität für die Schulen steigt, die Kosten für die Eltern sinken, brachte ein Lehrer es auf den Punkt. Wunschlos glücklich sind die Schüler aber nicht. Vor allem abends könnten die Verbindungen besser sein. Und ein paar zusätzliche Schnellbusse fand eine Schülerin auch wünschenswert. Die Väter und Mütter des kostenlosen Schülertickets sind also weiter gefordert.
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