Turnhallen als Notunterkünfte

Kreis Olpe will 400 Flüchtlinge in Olpe und Attendorn unterbringen


  • Kreis Olpe, 17.09.2015
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Die Bezirksregierung Arnsberg hat dem Kreis Olpe am Dienstag per Amtshilfegesuch 400 weitere Flüchtlinge zur Unterbringung bis Freitagnachmittag zugeteilt (LokalPlus berichtete). Mittlerweile sind die Kreissporthalle in Olpe und die Rundturnhalle in Attendorn als Notquartiere für jeweils 200 Menschen offiziell bestätigt worden. Aktuell findet im Kreishaus eine Pressekonferenz zum Thema statt. Landrat Frank Beckehoff und Kreisdirektor Theo Melcher stellen die Pläne der Kreisverwaltung vor.


„Das sind Menschen, die in erster Linie ein Dach über dem Kopf brauchen.“ Mit diesen Worten kommentierte Bürgermeister Horst Müller am Donnerstagmorgen auf Anfrage von LokalPlus die Entscheidung des Kreises Olpe, 200 Flüchtlinge vorübergehend in der Kreissporthalle unterzubringen. Bei dieser Entscheidung sei die Stadt Olpe nicht im Boot gewesen. Müller: „Die Sporthalle gehört dem Kreis, dort wurde das entschieden und betrifft uns insofern nicht.“
Horst Müller: „Grenzwertig für die Stadt"
Dass es trotzdem Auswirkungen auf die Stadt und seine Bewohner habe, weiß Horst Müller: „Im Stadtgebiet Olpe sind dann ab Freitag, 16 Uhr, insgesamt 650 Asylsuchende untergebracht. In Relation zu der Gesamtgröße Olpes ist das eine ganze Menge: Die Einwohnerzahl vergrößert sich dadurch um ein ganzes Dorf.“ Und das sei grenzwertig für die Stadt. Müller: „Die Frage ist: Kann eine Kommune das auf Dauer durchhalten?“ Schon alleine der Schulsport, der für die Aufenthaltsdauer der Flüchtlinge ausfalle, sei ein Problem. Denn: „Kurzfristig werden die Betroffenen das billigen – aber auf Dauer könnte das zu provokanten Fragen und Problemen führen.“ Sollte der Zuwachs an Flüchtlingen in diesem Tempo weitergehen, dann, so Müller, müsse auf jeden Fall im Rathaus personell nachgerüstet werden: „Das ist eine Herausforderung für uns.“
Bezirksregierung beschlagnahmt Rundturnhalle
200 weitere Flüchtlinge finden in der Rundturnhalle in Attendorn eine vorübergehende Bleibe. Derzeit sind Mitarbeiter des Bauhofs und des Deutschen Roten Kreuzes damit beschäftigt, die Halle für die Ankunft der Menschen entsprechend herzureichten, sagte Kämmerer Klaus Hesener am Donnerstagmittag. Kurz zuvor hatten Vertreter der Hansestadt das Gespräch mit der Bezirksregierung Arnsberg gesucht, um über andere Möglichkeiten der Unterbringung zu diskutieren. Vergeblich, so Hesener: „Unter diesem Zeitdruck steht das nicht zur Debatte, die Halle ist beschlagnahmt.“ Der Kämmerer sprach von einem „Ausnahmezustand“ und betonte, dass die Verwaltung und alle Helfer derzeit „alle am Limit und darüber hinaus“ seien. Bürgermeister Christian Pospischil werde angesichts der aktuellen Entwicklungen seinen Urlaub abbrechen, um an einer kurzfristig für Freitagnachmittag, 17. September, einberufenen Bürgerversammlung in der Mensa teilnehmen zu können. Dazu habe der Kreis eingeladen, unter anderem sollen Kreisdirektor Theo Melcher und Landrat Frank Beckehoff anwesend sein.
Stadt teilt Vereine auf andere Hallen auf
„Natürlich werden wir das schaffen“, sagte Hesener weiter, „aber wir finden derzeit gar nicht so schnell neue Unterbringungsmöglichkeiten, wie neue Leute ankommen.“ Gleichzeitig richtete der Kämmerer den Blick auf zukünftige Herausforderungen: Die Flüchtlinge schnellstmöglich zu integrieren und in einen strukturierten Alltag zu bringen, stelle eine weitere Kraftanstrengung dar, die es zu meistern gilt. Mit den Vereinen, die die Rundturnhalle nutzen, stehe die Hansestadt derzeit in Kontakt. „Wir müssen jetzt alle zusammenrücken“, sagte Hesener. Derzeit prüften beide Seiten, inwieweit Ausweichmöglichkeiten auf andere Hallen praktikabel sind. LokalPlus informiert aktuell über die weitere Entwicklung in dieser Angelegenheit.
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