Tötung eines gehetzten Rehs schockt Spaziergängerinnen
Kreisjägerschaft: „Fall, der leider passieren kann“
- Kreis Olpe, 18.01.2017
- Von Sven Prillwitz
Sven Prillwitz
Redaktion
Sporke. Ein Vorfall, zwei Sichtweisen: Zwei Jäger haben am Sonntagnachmittag, 15. Januar, in einem Waldgebiet bei Sporke ein Reh getötet, das zuvor von einem Jagdhund gehetzt und verletzt worden war. Karl-Josef Fischer von der Kreisjägerschaft „Kurköln“ Olpe hat den Vorfall auf LokalPlus-Anfrage bestätigt und spricht von einem „Fall, der passieren kann“. Juliane Kouril, die das Geschehen als Spaziergängerin aus nächster Nähe verfolgte, spricht von einem „Alptraum“. Für das Vorgehen der Jäger hat sie keinerlei Verständnis.
„Vor unseren Augen bekam der Hund das Reh zu fassen und verbiss sich in der Hinterhand des fürchterlich schreienden Rehs“, sagt Kouril. Ihre Schwester habe noch versucht, den Hund von dem verletzten und blutenden Wild wegzuziehen – vergeblich, weil der Deutsch Drahthaar in einem „Blutrausch“ gewesen sei. Laut Kouril tauchten die zwei Männer „mit Gewehr über dem Arm“ dann auf.
Das Jäger-Duo habe den Hund von dem blutenden und verletzten Reh getrennt und dem Wild dann „vor unseren Augen aufgrund seiner furchtbaren Verletzungen die Kehle durchgeschnitten und diesem Leid endlich ein Ende gesetzt“, berichtet Kouril weiter. Dass der Jagdhund nicht angeleint wurde, direkt wieder im Wald verschwand und die Jäger von „normalem Jagdgeschehen“ gesprochen hätten, können weder Kouril noch ihre Schwester und ihre Mutter nachvollziehen.
Mit dem Hundebesitzer, der am Sonntag mit drei weiteren Jägern auf Wildschweinjagd gewesen sei, hat Fischer nach eigenen Angaben am Dienstag, 17. Januar, gesprochen. Der Deutsch Drahthaar sei sehr gut ausgebildet, habe unter anderem die Meisterprüfung bestanden und höre auf Kommando. Für Jagdhunde sei es allerdings nicht üblich, mit ihrem Halter auf der Jagd „bei Fuß“ zu gehen; vielmehr suchten die Hunde selbst nach Fährten. Dabei könne es vorkommen – wie am Sonntag geschehen –, dass sie aus dem „Einwirkungsbereich“ des Hundeführers gelangen und selbstständig auf die Jagd gehen, bis sie abgerufen werden. Da die Wildschweinjagd 200 bis 300 Meter abseits des Waldwegs stattfand, auf dem sich die Spaziergängerinnen befanden, sei es nicht verpflichtend gewesen, den Weg abzusperren, so der Vorsitzende der Kreisjägerschaft.
Kouril fühlte sich dagegen von den Jägern bedroht. Sie und ihre Begleiterinnen können nicht nachvollziehen, dass der Hund nicht rechtzeitig abgerufen werden konnte. „Es ist traurig, so etwas von zu Jägern ausgebildeten Personen und deren Hund mitansehen zu müssen“, sagt Kouril. „Ich habe darunter gelitten und höre das Reh noch immer schreien.“