„Sozialpolitisches Armutszeugnis“

Gewerkschaft NGG warnt vor deutlich gestiegener Altersarmut


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 von Symbol © simontk / lia
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Immer mehr Rentner im Kreis Olpe sind auf staatliche Unterstützung angewiesen: 1081 Menschen erhielten im vergangenen Jahr Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung. Das sind 74 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Das gehe aus neuen Zahlen des Statistischen Landesamtes (IT.NRW) hervor, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mitteilt. Die NGG Südwestfalen warnt vor einer weiteren Zunahme der Altersarmut und fordert eine Stärkung des gesetzlichen Rentenniveaus. Zudem dürften tarifliche und betriebliche Zusatzrenten nicht länger auf die Grundsicherung angerechnet werden.


„Innerhalb von zehn Jahren sind im Kreis Olpe rund 460 Menschen hinzugekommen, die ihre Rente beim Staat aufbessern müssen“, sagt NGG-Geschäftsführerin Isabell Mura. Es sei ein „sozialpolitisches Armutszeugnis“, wenn selbst immer mehr Menschen, die ein Leben lang gearbeitet hätten, der Gang zum Sozialamt nicht erspart bleibe. „Wir brauchen daher dringend Korrekturen bei der gesetzlichen Rentenversicherung. Ohne ein höheres Rentenniveau werden gerade die jungen Beschäftigten später in Altersarmut geschickt“, warnt Mura. Für sie laufe die Rente derzeit auf 43 Prozente ihres Einkommens hinaus, aber alles unter 50 Prozent sei „extrem ungerecht“, so die Gewerkschafterin. Gleichzeitig müsse auch die betriebliche Vorsorge ausgebaut werden. Das sei gemeinsame Aufgabe von Gewerkschaften und Arbeitgebern. „So hat die NGG in Nordrhein-Westfalen für alle Branchen Zusatzrenten vereinbart“, sagt Mura. Zum Beispiel in der Ernährungsindustrie. Dort zahle der Arbeitgeber im Schnitt 500 bis 600 Euro pro Jahr in die tarifliche Altersvorsorge ein.
Mura: Arbeitgeber sollen faire Löhne zahlen
„Aber das Ersparte landet nur dann im Portemonnaie der Menschen, wenn die Zusatzrente nicht länger auf die Grundsicherung im Alter angerechnet wird“, betont die Gewerkschafterin. Bislang werde Beschäftigten, die eine Tarifrente und Anspruch auf Grundsicherung haben, ein Großteil der Zusatzrente wieder abgezogen. Das sei ein Missstand, den der Gesetzgeber unbedingt beheben müsse. „Zu den wichtigsten Mitteln gegen Altersarmut gehören vor allem faire Löhne. Hier sind die Arbeitgeber im Kreis Olpe gefordert. Sie sollen sich an Tarifverträge halten statt Löhne durch prekäre Jobs zu drücken“, so Mura. Zudem müsse der gesetzliche Mindestlohn kräftig angehoben werden. Erst dann könne man Altersarmut auch im Niedriglohnbereich verhindern. (LP)
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