Selbst ist die Frau: Von den Tücken des Hausbaus

Gendern war gestern...


Topnews
 von Grafik: Sarah Menn
© Grafik: Sarah Menn

Seit Wochen begleiten meine Gedanken ein junges Paar, bei dem sich das Leben weder um Corona noch um irgendwelche weltpolitischen Veränderungen dreht. Der Grund: Die Zwei bauen sich gerade ihr eigenes Heim.


Mit viel Vorfreude, Energie und viel zupackendem Arbeiten. Beide gleichberechtigt. Auch der zierliche weibliche Teil des Paares schleppt schwere Zementeimer, Pötte und Stützen und erklimmt die Gerüste.

Beim Zuschauen schwanke ich immer zwischen Bewunderung und Sorge und schon oft habe ich warnend gesagt: „Lass das doch die Männer machen!“ (Ich selbst kann ohne Gänsehaut nicht mal in der Nähe sein, wenn eine Bohrmaschine kreischt).

Gestern nun, es war ihr Geburtstag, habe ich den Beiden empfohlen, die Bauarbeiten ruhen zu lassen „ihr solltet heute was Besonders machen“, war mein Tipp.

Abends dann eine WhatsApp: „Wir sollten doch heute etwas Besonderes machen?!“ Auf meine Frage, was es denn gewesen sei, ploppte ein verletztes weibliches Gesicht in meinem Display auf.

Oh Schreck! Es stellte sich heraus, dass sie mit einer Schlagbohrmaschine Steckdosen ausfräsen wollte, wobei sich das Teil unglücklich verhakte und ihr ins Gesicht schlug. Es war zum Glück halbwegs gut gegangen, nur wenige chirurgische Stiche an der Lippe, und das war’s.

Auf meinen vorsichtig geäußerten Vorwurf, dass das auch keine Frauenarbeit sei, bekam ich die volle Breitseite eines emanzipierten Paares: „Es hätte den Männern ebenso passieren können!“ - „Stimmt“, schrieb ich, „aber um manch anderes Gesicht wäre es nicht so schade gewesen“.

Plopp - Nachricht mit Foto wurde gelöscht! Da bleibt mir nur, gute Besserung zu wünschen, und ganz ehrlich: Ich bewundere zupackende Frauen, die mit Werkzeugmaschinen umgehen können und auch in Highheels eine gute Figur machen. Gendern war gestern!
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