Regina Prause: Lebensfroh mit Down-Syndrom

Leben in Drolshagen, Arbeiten in Attendorn


Regina Prause bei der Arbeit. von Barbara Sander-Graetz
Regina Prause bei der Arbeit. © Barbara Sander-Graetz

Kreis Olpe. Regina Prause ist eine von rund 50.000 Menschen in Deutschland, die das Down-Syndrom haben. Sie wird von den Einrichtungen des Caritasverbandes beim Wohnen, in der Freizeit und im Berufsleben betreut. Die lebensfrohe 52-Jährige, in Bamenohl geboren, lebt im "focus"-Wohnhaus in Drolshagen, arbeitet in den Werthmann-Werkstätten in der Abteilung Attendorn - und erzählt hat vor dem internationalen Down-Syndrom-Tag (21. März) über ihr Leben, ihren Job und ihre Hobbys gesprochen.


Regina Prause hat einen Freund und freut sich jetzt schon wahnsinnig auf ihren Geburtstag im Juli. „Dann kommen immer ganz viele Gäste. Es gibt Geschenke und wir essen zusammen zu Abend“, erzählt sie. Der Geburtstag ist der uneingeschränkte Höhepunkt im Jahr.
Geburtstag ist der Höhepunkt im Jahr
Dabei hat Regina Prause viel zu erzählen über ihr tägliches Leben. Wer sie in ihrer Wohnung im „focus“-Wohnhaus in Drolshagen besuchen kommt, muss erst einmal ihr Zimmer sehen. „Komm rein“, heißt es dann. Freundlich heißt sie die Besucher willkommen. Es ist sehr ordentlich in ihrem Zimmer. „Ordnung ist ihr wichtig“, weiß ihre Bezugsbetreuerin Martina Wigger. An ihr hängt das Herz der 52-Jährigen. Sie strahlt über das ganze Gesicht, wenn sie Martina Wigger sieht. „Drolshagen ist toll. Da will ich für immer bleiben.“
 von Barbara Sander-Graetz
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Morgens um 6 Uhr steht Regina Prause auf. „Ich werde immer pünktlich wach - und das ohne Wecker“, sagt die 52-Jährige. Zwei Tassen Kaffee - „aber nur mit Milch“ - müssen sein, dann kann der Tag beginnen. Mit dem Fahrdienst  geht es zur Arbeit nach Attendorn. „Meine Freunde Kevin und Anja fahren auch mit, und unser Busfahrer Helmut ist klasse“, erzählt die gebürtige Bamenohlerin. 
Ordnung ist wichtig
Anfangs waren die Küche und der Service das Reich von Regina Prause in den Werthmann-Werkstätten, Abteilung Attendorn. Seit einigen Jahren aber  arbeitet sie in der mechanischen  Montage. Hier übernimmt sie Montage- und Verpackungstätigkeiten. Besonders gern verpackt sie Hahnverlängerungen aus dem Sanitärbereich zu zehn Stück in eine Tüte. Claudia Siebert, Gruppenleiterin ihrer Montagegruppe, schätzt diesen ausgeprägten Sinn für Ordnung sehr an Regina Prause. „Bei ihr ist jede Verpackung gleich und korrekt. Sie holt sich ihr Material an ihren Arbeitsplatz und arbeitet dort gewissenhaft und zuverlässig“, lobt Siebert. 
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Ein fester Tagesablauf ist auch hier für Regina Prause unerlässlich. Dienstags nimmt sie an dem Kursangebot der Werthmann-Werkstätten namens „Reha-Sport“ in der Mehrzweckhalle in Neu-Listernohl teil, was ihr neben der Arbeit Freude und Spaß bereitet.

Doch die tägliche Arbeit, die ihr Anerkennung und Teilhabe gibt, ist für sie nicht alles. „Wenn ich mit dem Bus nach Feierabend nach Hause ins Wohnhaus komme, dann gibt es auch erst mal eine Tasse Kaffee.“ Danach steht wie bei allen Berufstätigen die Hausarbeit an. „Ich räume besonders gern die Spülmaschine aus und sortiere die Wäsche ein“, lacht sie. Fürs Malen - „Rot ist meine Lieblingsfarbe“ -, Rechnen, aber auch für Gesellschaftsspiele ist sie immer zu haben. „Nur Fernsehen schaue ich nicht oft. Das interessiert mich nicht.“
Donnerstags wird eingekauft
Donnerstags geht Regina Prause eigenständig im benachbarten Supermarkt einkaufen. „Dann kaufe ich Salat“, erzählt sie. Einmal habe sie auch wie ihr Freund Windbeutel gekauft. „Die waren zwar lecker, aber in der nächsten Woche habe ich wieder Salat gekauft.“ Schach spielen kann sie auch, allerdings fehlt es an Gegnern. „Ich war mal im örtlichen Schachclub, aber die treffen sich zu spät am Abend.“

Und auch Ausflüge dürfen im Leben von Regina Prause nicht fehlen. „Wir waren in Köln, und ich habe alle 553 Stufen bis zur Domspitze erklommen. Anschließendes Shoppen gehörte auch dazu“, erinnert sie sich lebhaft an den Ausflug in die Metropole am Rhein. 
Die Familie ist an ihrer Seite
Manchmal besucht sie auch ihre Familie. Ihr Bruder bringt sich aktiv im Angehörigenbeirat der Werthmann-Werkstätten ein. „Aber ich möchte immer im Wohnhaus in Drolshagen bleiben“, stellt Regina Prause klar. Möglich ist dieses auch über das Berufsleben hinaus. „Dann kann ich da noch ganz viele Geburtstage feiern. Geburtstage feiern ist das Schönste im Jahr.“
Hintergrund

Am 21. März ist der Welt-Down-Syndrom-Tag. Dieser Tag wird seit 2006 überall auf der Welt begangen. Das Datum 21.3. ist extra gewählt, weil bei Menschen mit Down Syndrom das 21. Chromosom dreimal vorhanden ist.

Menschen mit Down Syndrom haben 47, Menschen ohne Down Syndrom 46 Chromosomen.
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