Tatsächlich hätten die Feinstaubemissionen der jüngeren Vergangenheit keinen einzigen Todesfall verursacht, legt sich Prof. Köhler fest. Die aktuellen Mengen in der Außenluft seien nahezu ohne Bedeutung für die Gesundheit. „Zigarettenrauch hat millionenfach mehr Feinstaub als die Luft an Hauptverkehrsstraßen. Selbst passives Rauchen ist deutlich gefährlicher.“ "Gravierende Fehler" Die Untersuchungsergebnisse, mit denen beispielsweise die Weltgesundheitsorganisation WHO den Zusammenhang zwischen Feinstaubbelastung und gesundheitlicher Gefährdung herstellt, ließen die gezogenen Schlussfolgerungen nicht zu. Vielmehr wiesen solche Studien gravierende Fehler auf: Typischerweise würden Bevölkerungsgruppen, die an viel befahrenen Straßen wohnen, mit solchen in ländlichen Bereichen oder mit ruhigeren Zonen verglichen. Die gemessenen Unterschiede seien zwar da, jedoch minimal und letztlich in einer Größenordnung, die schon von kleinsten Störfaktoren, also alternativen Ursachen, massiv beeinflusst werde. Mit hoher Wahrscheinlichkeit seien unterschiedliche Lebensgewohnheiten und Gesundheitszustände der Menschen gemessen worden – nicht mehr.

IHK-Präsident Felix G. Hensel (links) und IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener (rechts) diskutierten mit dem renommierten Wissenschaftler Prof. Dr. Dieter Köhler über die Dieselproblematik und das Thema Feinstaubbelastung.
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Geradezu abenteuerlich seien die Behauptungen des Umweltbundesamtes zur Stickoxidbelastung. Jedes Jahr soll es laut dieser Behörde zu 6000 „vorzeitigen Todesfällen“ durch Stickoxide kommen. Auch diese Studie hinterfrage viele Störfaktoren nicht bzw. sei gar nicht in der Lage, 1000-fach höhere Störfaktoren wie Zigarettenrauchen zu eliminieren, da hier bereits kleinste Unterschiede zwischen den Gruppen die Messgröße (hier Stickoxide) übersteigen, so Prof. Köhler. Vergleich mit dem Rauchen Wie abwegig die Erkenntnisse tatsächlich seien, zeige erneut ein Vergleich mit dem Rauchen. „Die NO2-Menge liegt im Rauch einer Zigarette bei rund 300.000 Mikrogramm pro Kubikmeter. Nimmt man ein Atemvolumen beim Rauchen einer Zigarette von zehn Litern an, atmet der Raucher 30.000 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft ein. Nach wenigen Tagen hätte er die gleiche Dosis erreicht wie ein Nichtraucher, der ein Leben lang die Grenzdosis von 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft einatmen würde. Bei einer Schachtel am Tag müssten demnach nach einigen Monaten alle Raucher alleine durch das NO2 sterben.“ Dies geschehe jedoch nachweislich nicht.
Die Darstellung rief unter den Mitgliedern der Vollversammlung Erstaunen hervor. „Angesichts der Bedeutung dieses Themas und unzähliger Arbeitsplätze, um die es am Ende geht, ist es geradezu fatal, dass Politik und Öffentlichkeit auf Grundlage derartiger ,Fake-Studien‘ und damit falscher Tatsachen diskutieren“, unterstrich etwa Dr. Theodor Gräbener (Dr. Theodor Gräbener GmbH). Eigendynamik Die Gründe für solche verbreiteten Falschannahmen sieht Prof. Köhler in einer Eigendynamik in den Forschergruppen: Nach einer gewissen Zeit, in der eine kritische Diskussion ausbleibe, werde vieles als gegeben hingenommen. Zudem seien durch über 100 Mio. Euro öffentliche Fördermittel (meist EU) Infrastrukturen geschaffen worden, die sich irgendwann selbst erhielten.
Hinzu komme, dass Medien die Diskussionen emotional aufheizten. „Wir erleben, wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen auch, eine Ideologisierung der Wissenschaft“, zog Prof. Köhler ein nachdenkliches Fazit. IHK-Vizepräsident Axel E. Barten sprach sich aus der Sicht des Ingenieurs dafür aus, das Prozedere für die Festlegung der Grenzwerte kritisch zu hinterfragen, auch und gerade wenn es aus Brüssel kommt. Kein Verständnis Auch IHK-Präsident Felix G. Hensel zeigte kein Verständnis für die scheinbare Willkür, mit der manche Grenzwerte festgelegt worden seien: „Bis heute hat mir niemand schlüssig erklären können, weshalb der Stickoxidgrenzwert auf der Straße bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter, an manchen Arbeitsplätzen aber bei 950 Mikrogramm liegt (in der Schweiz sogar noch bei 6000 Mikrogramm), obwohl man dort viel mehr Zeit verbringt. Worin zudem der ökologische Mehrwert liegt, wenn der Verkehr angesichts eines Dieselfahrverbotes wie in Hamburg kilometerlange Umwege fahren muss und dabei mehr Kraftstoff verbraucht, dürfte sich nur einer sehr begrenzten Zahl an Fachleuten erschließen“, so Felix G. Hensel.