Poststreik: „Wir wehren uns gegen Ausgliederung“


  • Kreis Olpe, 01.07.2015
  • Von Matthias Clever
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    Matthias Clever

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Topnews
 von Symbol Sven Prillwitz
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Rund 130 Post-Beschäftigte der Abteilungen Zustellung und Briefzentrum streiken derzeit im Bereich Siegen/Olpe. „Gerade in Olpe ist die Streikbeteiligung leider relativ gering“, sagt Dieter Herrmann, Mitglied der bezirklichen Arbeitskampfleitung im ver.di-Bezirk, im Gespräch mit LokalPlus.


„Es wird zwar im Kreis Olpe fast geregelt zugestellt, dennoch kommen Briefe nicht normal an“, erklärt Herrmann. Als Grund gibt er an, dass andere Briefzentren stärker bestreikt werden. Im heimischen Raum seien viele Mitarbeiter der Post verbeamtet und dürften nicht streiken. Außerdem seien viele Menschen befristet angestellt. Anders als viele Bürger denken, gehe es den Beschäftigen bei der Post nicht um mehr Geld und weniger Arbeit, sondern sie wehren sich gegen „Vertragsbruch und Einkommensklau durch Ausgliederung“.
Ziel Gewinnsteigerung?
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post AG, Frank Appel, habe für den Konzern eine Gewinnsteigerung pro Jahr von derzeit drei auf fünf Milliarden Euro bis zum Jahr 2020 prognostiziert. „Das Finanzierungsmodell für die geplante Gewinnsteigerung lautet demnach: Abbau fair bezahlter Arbeitsplätze bei der Post AG und Aufbau schlechter bezahlter Arbeitsplätze bei den Töchtern“, sagt Dieter Herrmann. Die Beschäftigten der Deutschen Post wehrten sich gegen schlechtere Arbeitsbedingungen und gegen die Zerschlagung ihres Unternehmens trotz wachsender Anteile am Paketmarkt, trotz positiver Umsatz- und Gewinnentwicklung, trotz steigender Vorstandsvergütung und trotz Erhöhung der Dividenden. Die Post erwirtschaftet seit Jahren Milliardengewinne und ist damit Branchenführer. Deshalb liegen die Löhne der Postler sogar über dem Branchenniveau. „Mit diesem Monatslohn wird zwar niemand reich, aber es lässt sich davon leben“, sagt Dieter Herrmann. In einem Vertrag zwischen der Post und ver.di ist festgelegt, unter welchen Konditionen die Zustellung bis zum 31. Dezember 2015 von der Post AG durchgeführt werden muss.
20 Prozent weniger Geld für gleiche Arbeit
Dafür verzichten die Beschäftigten allerdings auf tarifliche Leistungen wie beispielsweise Überstundenzuschläge. „Der Vertrag zur Sicherung der Eigenzustellung wurde zum 1. April gebrochen.“ Große Teile der Paketzustellung seien in 49 Töchter ausgegliedert worden. Das Einkommensniveau bei den Töchtern liegt um 20 Prozent niedriger als bei der Post AG. Gleiches befürchtet Herrmann nun auch bei der Briefzustellung. Viele Mitarbeiter der Post seien im Kreis Olpe auch nur befristet bis zum Jahresende angestellt. Danach könnten diese dann das Angebot bekommen, in die Tochter für bis zu 20 Prozent weniger Gehalt zu wechseln. „Ansonsten bleibt nur das Arbeitsamt“, verdeutlicht Dieter Herrmann. Weigerten sich die Menschen aber tatsächlich, dann könnten nach Aussage von Herrmann von der Agentur für Arbeit mehr oder weniger gezwungen werden, für die neue Tochter zu arbeiten. „Wenn das neue Tochterunternehmen Angestellte sucht, wird den Menschen diese Stelle angeboten – weigern sich die Menschen für das Unternehmen zu arbeiten, droht eine Bezugssperre von drei Monaten.“
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