NGG warnt vor Abschaffung des Acht-Stunden-Tages

"Obergrenzen ein Garant dafür, dass Arbeitnehmer ihre Gesundheit nicht im Beruf lassen“


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Isabell Mura, Geschäftsführerin der NGG-Region Südwestfalen.
Isabell Mura, Geschäftsführerin der NGG-Region Südwestfalen.

Arbeitnehmer im Kreis Olpe sollen sicher sein vor „Burnouts“: Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat sich gegen eine Aufweichung des Acht-Stunden-Tages ausgesprochen. „Wer häufig länger als acht Stunden arbeitet und auch in der Freizeit für den Chef erreichbar ist, läuft Gefahr, durch den Job krank zu werden“, warnt Isabell Mura. Die Geschäftsführerin der NGG Südwestfalen sieht zudem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bedroht, sollten die Arbeitszeiten immer weiter gelockert werden. Genau das hatten Arbeitgeberverbände gefordert.


„Für die heimischen Unternehmer gibt es schon heute viele Möglichkeiten, flexible Regelungen zu nutzen“, ist Mura überzeugt. Zum Beispiel am Wochenende: So arbeiteten im Kreis Olpe rund 6.000 Menschen regelmäßig an Sonn- und Feiertagen. Das gehe aus dem aktuellen Mikrozensus NRW hervor. Insgesamt 7.000 Beschäftigte im Kreis leisteten zudem Nachtarbeit. Besonders im Gastgewerbe und in der Ernährungsindustrie seien solche Arbeitszeiten an der Tagesordnung, berichtet die Gewerkschafterin: „Aus diesen Branchen haben wir im Kreis Olpe aber auch besonders viele Klagen über Stress.“ Nacht-, Schicht- und Sonntagsarbeit gingen dauerhaft auf die Gesundheit und dürften nicht zum Normalfall werden. Mura: „Schon jetzt trifft der Burnout im Job immer mehr Menschen. Obergrenzen bei der Arbeitszeit sind ein Garant dafür, dass Arbeitnehmer ihre Gesundheit nicht im Beruf lassen.“ Nicht umsonst gebe es den Acht-Stunden-Tag. Der solle in der Regel am Stück geleistet werden – statt ein „Stunden-Puzzle“ daraus zu machen.
Ständige Verfügbarkeit erhöht Belastung
„Wenn eine Service-Kraft in der Gastronomie ständig per Handy im Stand-by-Modus ist, dann verletzt das auch die Trennung von Beruf und Freizeit. Und die Digitalsierung in der Industrie führt dazu, dass die Arbeit immer häufiger nicht nur im Betrieb, sondern auch von zu Hause am PC oder per Smartphone erledigt werden muss“, sagt Isabell Mura. Flexible Regelungen dürften nicht einseitig auf Kosten der Beschäftigten gehen. Hierfür macht sich die NGG beim Projekt „Arbeit 2020“ zusammen mit dem nordrhein-westfälischen Arbeitsministerium stark. Erst vor kurzem hätten die Arbeitgeber gefordert, die Dokumentationspflicht bei den Arbeitszeiten zu lockern. „Die Abschaffung des Acht-Stunden-Tages ist nun ein weiterer Schritt in die falsche Richtung. Stattdessen brauchen wir eine bessere Qualifizierung für die Beschäftigten, um sie für digitale Technologien fit zu machen“, sagt Mura. Hier stünden besonders die heimischen Betriebe in der Verantwortung. (LP)
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