Die einzige Lösung, die Flüchtlingsströme aus dem Nahen Osten zu stoppen, „ist eine humanitäre“. Das war die Botschaft von Dr. Antonia Rados beim 26. Volksbank-Forum am Donnerstagabend. Die Politologin ist als Journalistin in Nahost unterwegs und eine profunde Kennerin der arabischen Welt. Vor 500 Gästen im ausverkauften Saal des PZ Meggen hatte Michael Griese, Vorstand der Volksbank Bigge-Lenne eG, die Referentin und ihr Thema „Die arabische Welt im Umbruch – Hoffnung oder Gefahr?“ vorgestellt.
Der Volksbank-Chef war dabei auf die aktuelle Flüchtlingssituation eingegangen, aber auch auf den arabischen Frühling, der vielen Hoffnung auf mehr Freiheit gemacht habe. Genau diese Hoffnung haben viele Menschen in der arabischen Welt nicht mehr, so Rados am Rande des Forums im Journalisten-Gespräch. Sie seien enttäuscht von ihren Führern. Den Flüchtlingsstrom sieht sie auch als eine „Abstimmung mit den Füßen“. Die Mehrheit der Araber sei gemäßigt, wolle ein Leben führen, dass ihnen und ihren Kindern eine Zukunft bietet. Europa, speziell Deutschland, seien nicht das Ziel, um soziale Standards zu nutzen. Die Referentin betonte: „Es gibt die Idee der Freiheit.“
Dass sich jetzt so viele auf dem Weg machen, sieht sie als Folge der Versäumnisse der internationalen Gemeinschaft. Die Türkei habe viele Bürgerkriegsflüchtlinge aufgenommen. Das sei schnell und gut organisiert mit internationaler Hilfe geschehen. Als Problem sieht die Journalistin, dass man „sich an die syrische Krise gewöhnt hat“. Die Unterstützung für internationale Hilfsorganisationen „ist massiv eingebrochen. Das ist der Grund, warum sich so viele Familien auf den Weg machen.“ Nach vier, fünf Jahren Krieg und dem Auftreten des IS (Islamischer Staat) hätten sie zudem die Hoffnung verloren, wieder zurück in ihre Region zu können.