„Möget ihr nie erleben, was unsere Generation erlebt hat“
Holocaust-Überlebende Dr. Michaela Vidláková
- Kreis Olpe, 23.01.2019
- Von Barbara Sander-Graetz
Barbara Sander-Graetz
Redaktion
Attendorn/ Olpe. Auf Einladung der Initiative „Jüdisch in Attendorn“ und in Zusammenarbeit mit der Hansestadt Attendorn sowie der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland hat die Holocaust-Überlebende Dr. Michaela Vidláková auf ihrer Vortragsreise am Dienstag, 22. Januar, Station in Attendorn gemacht. Unter dem Titel „Ich war ein Kind in Theresienstadt“ erzählte sie den Schülern am Städtischen Gymnasium Olpe und am Rivius Gymnasium Attendorn ihre Geschichte.
Kurz danach werden im Protektorat Böhmen und Mähren die Nürnberger Gesetze eingeführt. Schlagartig ändert sich das ganze Leben. „Wir mussten neben Geld und Schmuck all unsere Sachen abgeben wie Radios, Schreibmaschinen, Fotoapparate und Musikinstrumente. Nur meine kleine Blockflöte durfte ich behalten.“ Auch Haustiere durften die jüdischen Mitbürger nicht mehr besitzen. „Wem nützte es im dritten Reich, wenn wir keinen Kanarienvogel mehr hatten?“ stellte sie das Absurdum der Gesetze da.
Die Familie verliert ihre Wohnung. Einkäufe werden schwierig. Die Mutter versucht noch bis 1942 als Lehrerin jüdische Kinder zu unterrichten. Michaela Vidláková zeigt ein Klassenfoto mit Kindern der neunten Klasse des Jahres 1942. Auf dem nächsten Bild ist nur noch ein Kind zu sehen. Das Mädchen hat als einzige überlebt. Die Betroffenheit der Schüler ist zu spüren.
„Mein Vater konnte meinen Pluto, ein Hund aus Holz, den er für mich zum fünften. Geburtstag gefertigt hatte, vorzeigen und damit beweisen, dass er als Zimmermann arbeiten konnte. Das hat uns das Leben gerettet und uns damals vor Auschwitz bewahrt.“
Auch zu essen bekommen die Kinder mehr. „Aber ich war im Lager nie satt und die Blicke der alten Leute, die unter unsagbarem Hunger litten, haben mich verfolgt.“
Sie selbst sagte: „Ich bin das Mädchen, das großes Glück hatte“. Gemeinsam mit ihren Eltern hat sie überlebt. Am Ende wünscht die promovierte Naturwissenschaftlerin, die in Prag lebt, ein Kind und ein Enkelkind hat und ihre eigenen Großeltern im Konzentrationslager verlor. Möget ihr nie erleben, was unsere Generation erlebt hat!“