Michael Richard: „Wer Markenprodukte kauft, tut den Bauern einen Gefallen“

LP-Serie: Ernährung bunt und gesund


  • Kreis Olpe, 09.06.2021
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Nach etwa 14 Tagen verkauft Michael Richard seine Kälbchen an Mastbetriebe. Dass es dafür zwischenzeitlich nur einen Euro pro Tier gab, bedauert der Landwirt. von Nicole Voss
Nach etwa 14 Tagen verkauft Michael Richard seine Kälbchen an Mastbetriebe. Dass es dafür zwischenzeitlich nur einen Euro pro Tier gab, bedauert der Landwirt. © Nicole Voss

Grevenbrück/Kreis Olpe. Die Kartoffelpreise sind im Keller. Gefühlt noch nie konnten die Erdäpfel ein ganzes Jahr lang überall zum Spottpreis gekauft werden. Michael Richard setzt noch einen oben drauf und bedauert, dass er Kälbchen für einen Euro verkaufen musste.


Hinzu kommt, dass die Milchpreise seit Jahren im Keller sind. Da stellt sich die Frage nach dem Wert der Lebensmittel. Der Grevenbrücker Landwirt weiß, dass auch die Corona-Pandemie an dem Preisverfall Schuld hat.

Durch die Schließung der Gastronomiebetriebe ist die Nachfrage nach Kalbfleisch geringer und die Exporte in die Hauptabnehmerländer Italien und Frankreich sowie die südlichen Regionen Deutschlands waren eingeschränkt.

Für jeden Garten-Fan ist es eine Freude, Gemüse und Kräuter aus dem eigenen Garten zu ernten. von Nicole Voss
Für jeden Garten-Fan ist es eine Freude, Gemüse und Kräuter aus dem eigenen Garten zu ernten. © Nicole Voss

Das ist die eine Seite der Medaille. Michael Richard, der mit seinem Sohn Christian einen landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb mit 50 Kühen, 300 Hühnern, Forstwirtschaft und eigenem Anbau von Gemüse betreibt, ärgert sich über die gesellschaftliche Arroganz.

Niedrige Entlohnung für die Arbeiter, die oftmals aus dem Ausland stammen, haben niedrige Preise zur Folge. „Es wird vergessen, was dahinter steckt, Gemüse anzubauen. Das sind keine fairen Bedingungen. Für den Wohlstandsbürger lohnt sich der Selbstanbau nicht“, moniert Michael Richard.

Die 300 Hühner auf dem Hof Richard legen viele Eier. In der Pandemie-Zeit kommen die Kunden vermehrt auf den Hof, um die Eier vor Ort zu kaufen. von Nicole Voss
Die 300 Hühner auf dem Hof Richard legen viele Eier. In der Pandemie-Zeit kommen die Kunden vermehrt auf den Hof, um die Eier vor Ort zu kaufen. © Nicole Voss

Dabei gibt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe zu bedenken, dass es bei der Selbstversorgung nicht nur ums Geld gehe, sondern die kurzen Wege und das eigene Tun der Reiz dabei seien. Gemüse solle da wachsen, wo die Menschen leben.

Als Nutztierhalter weiß Michael Richard, dass die Tiere irgendwann mal auf dem Teller landen. Dessen müsse man sich als Landwirt bewusst sein, so der Landwirt. Bei den Ernährungsgewohnheiten der Menschen sieht Michael Richard jedoch gesellschaftliche Veränderungen – in Richtung vegetarischer und veganer Ernährung.

Das Wohl der Tiere hat auf dem Hof Richard eine sehr hohe Bedeutung. von Nicole Voss
Das Wohl der Tiere hat auf dem Hof Richard eine sehr hohe Bedeutung. © Nicole Voss

Seit den 1980er-Jahren ist der Verzehr von Fleisch um 30 Prozent rückläufig. Den stärksten Rückgang gibt es beim Schweinefleisch, das, so sagt der Landwirt, aus den Kantinen verschwinde. Einen Zuwachs habe es bei Geflügel gegeben.

„Manche Dinge sind leidige Themen, aber ich will nicht nur stöhnen“, erklärt Michael Richard und weist darauf hin, dass die Verbraucher Einfluss auf die Preispolitik nehmen können: „Wer Markenartikel oder beim Selbstvermarkter kauft, tut den Bauern einen Gefallen.“

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