LokalGenuss: Kochexpertin Melli Heuel im LP-Interview

Das erste Rezept: ein Aperitiv


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Charmant und direkt, kreativ und offen: Köchin Melli Heuel aus Gerlingen. von Annina Struve
Charmant und direkt, kreativ und offen: Köchin Melli Heuel aus Gerlingen. © Annina Struve

Kreis Olpe. Sie ist ein Typ - durch und durch. Entspannt und gut gelaunt, freundlich und charmant, immer einen guten Tipp parat: Köchin Melli Heuel (41) aus Gerlingen. Ihre Kochkurse sind bis weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt. Ab Samstag, 1. Dezember, wird Melli Heuel in der neuen LP-Rubrik LokalGenuss regelmäßig Rezepte vorstellen. Im Interview erklärt Melli Heuel, warum sie sich selbst als „Eiche brutal“ bezeichnet, ob es im Hause Heuel auch mal Currywurst gibt - und sie präsentiert gleich ihr erstes Rezept: Beeren Kir mit Rosmarin dazu Blätterteig-Knusperbäumchen mit Schinken oder Räucherlachs.


Melli, viele Frauen wehren sich heutzutage gegen das Image, dass die Frau an den Herd gehört – du verbringst dort die meiste Zeit des Tages. Warum ist die Küche dein liebster Platz?

Das Entscheidende ist doch, dass ich nicht an den „Herd gehöre“, sondern dass ich mir den Platz dort ausgesucht habe. Und in der Küche verbringe ich schrecklich gerne Zeit, sowohl privat als auch beruflich. Nirgendwo sonst kann ich beruflich meiner Kreativität in einem solchen Maß freien Lauf lassen und nirgendwo sonst kann ich privat so entspannen, wie in der Küche. Andere gehen zum Yoga, ich gehe Kochen.

Traditionelle Rollenvorstellungen sollten sowieso Schnee von vorletzter Woche sein!

Wurdest du sozusagen schon mit dem Kochlöffel in der Hand geboren?

Da muss ich mal meine Mama fragen... Ich wurde in eine Familie geboren, in der Kochen, gute Lebensmittel und das gemeinsame Erlebnis des Essens ganz wichtig waren. Ich vermute mal, dass mich das sehr geprägt hat. Ich finde, dass die tägliche, gemeinsame Mahlzeit zentraler Bestandteil in der Familie ist.

Wann wusstest du, dass du Köchin werden möchtest?

Ich habe während meiner Abiturzeit Ferienarbeit im Panoramapark gemacht, um mir ein paar Mark dazuzuverdienen. Eines Tages war ich dazu eingeteilt, in einem Hotel als Küchenhilfe ein Buffet mit zuzubereiten und aufzubauen. Ab diesem Moment war es um mich geschehen! Ich war begeistert und beeindruckt, wie geplant und genau die Köche arbeiteten und wie binnen weniger Stunden ein Wahnsinnsbuffet zubereitet wurde. Ich weiß noch genau, in welcher Hochstimmung ich an diesem Tag nach Hause gefahren bin und mein Entschluss fest stand: Genau das WILL ich!

Heute bietest du Kochkurse in einem Küchenstudio und über die VHS an – wie kam es dazu?

Ich habe Nachwuchs bekommen und Gastronomie und Familienleben lassen sich leider nur sehr schwer vereinbaren, da die Arbeitszeiten eher familienunfreundlich sind. Mein Sohn war gerade geboren, da schlage ich das VHS-Kursprogramm auf und lese: „Dozenten für Kochkurse gesucht“. Ich habe intuitiv, ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden, angerufen, bin am gleichen Tag noch dort hingefahren und habe mich vorgestellt.

Eigentlich sollte das nur eine Übergangslösung mit den Kursen sein, aber es macht einfach unglaublich viel Spaß, mit netten Teilnehmern in der Küche zu stehen und gemeinsam etwas Schönes zu kochen. Außerdem merke ich, dass ich meine Teilnehmer mit meiner Begeisterung fürs Kochen anstecken kann, und es ist einfach nur toll zu hören: „Bei uns gab es Weihnachten dein Essen, es hat alles geklappt und es ist prima angekommen.“
 von Annina Struve
© Annina Struve
Deine Kochkurse sind weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt, die Termine nach kürzester Zeit ausgebucht. Warum, glaubst du, kommst du und kommen deine Kurse bei deinen Kunden so gut an?

Ich glaube, dass zwei Dinge meine Kochkurse prägen. Zum einen sind es die Rezepte, denen ich jetzt hier einfach mal eine „Gelinggarantie“ ausstelle. Von Natur aus bin ich ein pragmatischer Mensch, und wenn ich mir dann schon mal Rezepte anderer Autoren durchlese, denke ich, das probiert doch kein Mensch zu Hause aus, das ist doch viel zu kompliziert!

Köche machen gerne einen Riesenbohei um ihre Kreationen und wollen damit auch ein bisschen ihr Revier markieren. Ich finde aber: Kreativ-gute  Küche muss nicht kompliziert sein. Gute Zutaten, einfache Arbeitsschritte mit klaren Anweisungen und tatatataaa.....bringt man ein tolles Ergebnis auf den Tisch.

Ich bezeichne mich selber gerne als „Eiche brutal“ und ich glaube, das mögen meine Kunden. Ich benenne Dinge beim Namen, übe Kritik an der Lebensmittelindustrie und boykottiere auch, wenn ich etwas nicht in Ordnung finde.

Was ist für dich das Besondere am Erlebnis „Kochen“?

Im Alltag greift man häufig auf Altbekanntes zurück, denn da weiß man ja, dass das schmeckt, gelingt und ankommt. Ein Kochkurs aber bietet Raum für Neues; hier können die Teilnehmer Zubereitungen und Kombinationen kennenlernen, die sie vielleicht so nicht ausprobiert hätten. Sellerie und Vanille z.B. sind eine tolle Kombination, dagegen profitieren Vanillesüßspeisen von einem Hauch Muskatnuss. Erst die Zugabe von Minze macht die Erbsensuppe superfrisch und bei Erdbeeren wirken ein paar Tropfen Balsamicoessig wie ein Geschmacksbooster.

Außerdem stärkt das gemeinsame Schnibbeln und Kochen das Gruppengefüge. Die Teilnehmer können fachsimpeln, hier ein Häppchen probieren, da ein Gläschen Wein trinken, sich austauschen; ich glaube, so manche „Kochfreundschaft“ ist schon während der Kochkurse entstanden.

Was ist dein Lieblings-Rezept?

Da habe ich wöchentlich ein neues....Mein Lieblingsessen ist allerdings Spaghetti mit Tomatensauce gekocht von meiner Mama. 

Hand aufs Herz: Sind im Hause Heuel auch mal Currywurst und McDonalds erlaubt?

Leckere Bratwurst vom Metzger mit einer selbstgekochten Currysauce ist doch super lecker! McDonalds toleriere ich bei langen Autobahnfahrten. Ich finde, die haben die saubersten Klos...

Nein, mal ehrlich. Ich persönlich brauche den Quatsch dort nicht, aber ich würde es z.B. meinem Sohn niemals verbieten bzw. fahre auch schonmal mit ihm hin. Ein Verbot würde nur das Verlangen nach noch mehr Junk Food steigern. Aber wenn die Besuche wohl dosiert sind und dann zu Hause z.B. ein paar Tage später selber Burger zubereitet werden, ist das doch eine gute Sache. Kinder lernen dann wie von allein, dass die Burger zuhause 1000mal besser sind.

Bei LokalPlus präsentierst du unseren Lesern in der Adventszeit nach und nach ein komplettes Weihnachtsmenü. Kannst du dazu schon Details verraten?

Aber na klar! Es wird vier leckere Gänge geben, die einfach in der Zubereitung sind und vor allen Dingen gut vorbereitet werden können. Und ich verspreche: Mit Gelinggarantie, großes Köchinnenehrenwort!
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