Leserbrief zur aktuellen Corona-Lage im Kreis Olpe

Die überraschende vierte Welle


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Symbolfoto. von LokalPlus
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Kreis Olpe. Zur Corona-Dynamik und damit verbundene kurzfristige Entscheidungen hat die LokalPlus-Redaktion ein Leserbrief erreicht. Maximilian Müller sieht in der ersten Welle eine Bodenwelle, verglichen mit der jetzigen. Außerdem wünscht er sich mehr strenge bei den Impfungen:


„‚Die Impfung ist der Weg aus der Pandemie‘, hieß es Anfang des Jahres oft. Trotz 70 Prozent Impfquote stecken wir jedoch gerade mehr in der Pandemie als je zuvor. Auch hier im Kreis Olpe muss man sich die Frage stellen, warum wir da stehen, wo wir stehen. Der Impfbus ist aktuell an zwei Tagen in der Woche unterwegs, zu Zeiten, die für die normal arbeitende Bevölkerung nicht nachzuvollziehen sind und aktuell fährt der Bus mehr, als dass er steht.

Als mit Johnson & Johnson Geimpfter habe ich mit dem Impfausweis zwar alle „Freiheiten“, bin faktisch jedoch wahrscheinlich nach einem halben Jahr nach der Impfung genauso gefährdet und gefährlich wie jeder Ungeimpfte. Zwei Versuche, in Olpe und in Lennestadt das Angebot des Impfbusses zu nutzen, waren erfolglos, da die Standzeit von 1,5 Stunden bei weitem nicht ausreichte, alle Wartenden zu bedienen.

Vor mir: Viele Bürgerinnen und Bürger, die auch ihre Booster-Impfung erwarten, teilweise viele über 60 Jahre alt, frühester Impftermin beim Hausarzt Anfang 2022. Einige berichteten mir, dass sie ebenfalls schon frühere Standpunkte des Impfbusses aufgesucht haben, dort jedoch ebenfalls nach 1,5 Stunden Warten in der Kälte wieder verwiesen wurde, da die Standzeit vorbei war

Auch vor Ort Optimierungen möglich

Warum werden nicht alle Wartenden zu Beginn erfasst? Man kann doch sicherlich abschätzen, wie viele Personen in der Standzeit bedient werden können. Wenn diese Zahl überschritten ist, müsste auch keiner mehr warten. Man mag mich bitte nicht falsch verstehen: Das DRK und alle, die mit dafür sorgen, dass überhaupt geimpft werden kann, machen einen harten Job und verdienen jeden Respekt für Ihre Leistung.

Über die Stellen, die dies jedoch organisieren, darf und muss man jedoch anderer Meinung sein. Die vierte Welle ist nicht plötzlich eingetreten, seit Wochen wurde davor gewarnt. Trotzdem kam die Impfkampagne zu spät, mobile Impfangebote wurden und werden zu wenig eingesetzt und die Organisation erfolgt mit einer Mischung aus langsamer Bürokratie und Missmanagement.

Impfangebote sollten täglich zur Verfügung stehen

Hat das auch bei uns im Kreis Olpe niemand wahrgenommen? Und warum wird so viel Wert darauf gelegt, mit Impfangeboten keine „Konkurrenz“ zu den Arztpraxen zu schaffen? Zum einen haben unsere Ärzte durch die angespannte Lage der medizinischen Versorgung im Kreis schon eindeutig genug zu tun, zum anderen verbietet es sich, in so einer Lage von etwas wie „Konkurrenz“ zu sprechen.

Worum geht es in der aktuellen Lage? Um so viele Menschen so schnell wie möglich zu impfen und damit Gesundheit und Leben so schnell es geht zu schützen oder darum, dass Einnahmen durch Impfungen aus Sicht der Verantwortlichen in Arztpraxen gemacht werden sollen? Wir brauchen Impfangebote an sieben Tagen in der Woche im Kreis Olpe, eine Impfpflicht für Beschäftigte in pflegenden Berufen, ein Verfallen des Impfstatus spätestens sechs Monate nach der Impfung, 2G in allen Bereichen außer Geschäften der Grundversorgung und eine starke Kampagne für die Boosterimpfung.

Für die vierte Welle sind nicht nur die Ungeimpften und diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten, verantwortlich. Es sind auch die Entscheider bei Bund, Land und auch bei uns im Kreishaus in Olpe, die Verantwortung abgeben und zu spät und zu wenig handeln. Es ist ein Versagen auf allen Ebenen und die Unfähigkeit, für sein Handeln oder eben Nicht-Handeln die Verantwortung zu übernehmen.“

Maximilian Müller, Lennestadt

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