
Wolfgang Gräve
Sechs Fahrlehrer sind in seiner Fahrschule beschäftigt. „Wenn das so weiter geht, müssen wir im August Kurzarbeit anmelden und Kontakt zum Arbeitsamt aufnehmen.“ Daher wollen er und seine Kollegen öffentlich auf das Problem aufmerksam machen. „Wir möchten an dieser Stelle ganz deutlich sagen, dass die Fahrlehrerschaft keine Schuld an der gegenwärtigen Situation trifft. Verzögerungen bei der Prüfung sind einzig vom TÜV Nord zu verantworten.“ Mehr anstatt weniger Prüfer benötigt Dort habe man immer weniger Fahrerlaubnisprüfer ausgebildet. „Man dachte, der demographische Wandel kommt.“ Doch der kam nicht. Aber immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund, die ebenfalls ihren Führerschein machen wollen. „Allerdings fällt es nicht allen ganz so leicht und so machen sie die Prüfung auch mehrfach“, weiß der Fachmann. Das heißt, pro Prüfung drei Punkte.
Hinzu komme Laut Gräve ein verändertes Freizeitverhalten. „Ich bin jetzt 28 Jahre lang Fahrlehrer, aber so viele Motorradprüfungen hatte ich noch nie. Motorradfahren ist angesagt und immer mehr Menschen wollen hier ihren Führerschein machen. Das heißt, pro Prüfung vier Punkte."

Motorrad fahren ist angesagt.
Foto: Barbara Sander-Graetz
An den Prüfer selber, so Gräve, lege es nicht, im Gegenteil. „Die Gewerkschaft hat es ihnen frei gestellt, auch samstags Prüfungen abzulegen, aber auch sie sind mehr als ausgelastet und einfach zu wenige. Wir als Fahrschule sind zu allen Tageszeiten von Montag bis Samstag bereit, Prüfungen zu fahren und hoffen, dass die momentane Situation schnell vorbei ist und wir wieder unserem Auftrag, Fahrschüler auszubilden, nachkommen können, ohne Angst zu haben, keine Prüfplätze zu bekommen. Zurzeit geht einfach zu viel Zeit für die Probleme mit den Prüfungen drauf.“
Eine kurzfristige Lösung des Problems sieht Gräve nicht. „Die Ausbildung zum Fahrerlaubnisprüfer dauert auch zwei Jahre.“

Symbolfoto: Nils Dinkel
„Die zugewiesenen Prüfungstermine haben in den vergangenen Monaten nicht abgenommen, sondern haben insgesamt weiter zugenommen. Durch die erhöhten Anforderungen der einzelnen Fahrschulen, insbesondere auch im Hinblick auf den Ferienbeginn, kommt es jedoch vor, dass nicht jede Terminanforderung direkt auch in vollem Umfang erfüllt werden kann. So sind aktuell Wartezeiten in der Terminbestätigung nicht gänzlich zu vermeiden.
Die deutlich gestiegene Anzahl von Prüfaufträgen bzw. durchgeführten Prüfungen hat verschiedene Hintergründe: neben der Zunahme der Aufträge für Ersterwerber ist hier auch ein deutlicher Zuwachs von Prüfungen für Inhaber ausländischer Fahrerlaubnisse festzustellen; des Weiteren ist die Quote der nicht bestandenen Prüfungen nicht unerheblich angestiegen, so dass auch für die zusätzlichen Wiederholungen Termine benötigt werden. Die auf Grund der vielen Feiertage im Mai dieses Jahres verringerten Einsatztage haben die Möglichkeit der Prüfterminbestätigung zusätzlich eingeschränkt. „Fünf Prozent mehr Prüftermine“Durch Einsatz von Mitarbeitenden aus anderen Arbeitsgebieten und Nutzung von Mehr- sowie Samstagsarbeit ist es uns im ersten Halbjahr 2018 gegenüber dem „Rekord“-Vorjahr gelungen nochmals gut fünf Prozent mehr Prüftermine anzubieten bzw. durchzuführen. Mit den bereits vorgenommenen Personaleinstellungen, die in Kürze ihre Ausbildung abschließen werden und dann entsprechend eingesetzt werden können, sollte sich die Lage insgesamt wieder entspannen.“