Internet: Feind des Einzelhandels?


  • Kreis Olpe, 25.06.2015
  • Von Matthias Clever
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Bequem, schnell, günstig: Das Einkaufen im Internet hat viele Vorteile und ist vor allem jederzeit vom heimischen Sofa aus möglich. Aber ruiniert der Online- dadurch den Einzelhandel? Diese Frage beschäftige am Donnerstagnachmittag, 25. Juni, Landräte, Bürgermeister und Vertreter von Institutionen aus dem Süden des Märkischen Kreises und des Kreises Olpe.


Der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Matthias Heider hatte Vertreter aus seinem Wahlkreis eingeladen, um mit ihnen im Forum der Volksbank Bigge-Lenne in Attendorn über das Thema „Vitale Innenstädte“ zu sprechen. „Wir gehen davon aus, dass bis 2020 rund 50.000 Einzelhändler aus dem Markt ausscheiden“, sagte Jörg Hamel. Der Geschäftsführer des Handelsverbandes Nordrhein-Westfalen (HDE) aus Köln referierte über die Probleme des Handels im Internetzeitalter.
„Rund die Hälfte der Kunden informiert sich im Internet über ein Produkt und kauft es lokal“
Insbesondere Händler, die nicht in Genossenschaften oder Verbundgruppen eingebunden sind, werden es laut Hamel schwer haben, sich zu behaupten. Allerdings sprach Jörg Hamel nicht von einem übermächtigen Monster Internet, sondern viel mehr von einem Thema, mit dem sich die lokalen Einzelhändler auseinander setzen müssten. Denn: Entgegen der Annahme, dass Kunden sich im Geschäft beraten lassen und später im Internet kaufen, fand sei das Institut für Handelsforschung (IFH) in einer neuen Untersuchung zu dem Ergebnis gekommen, dass es genau anders herum ist. „Rund die Hälfte der Kunden informiert sich im Internet über ein Produkt und kauft es lokal – anders herum machen es weniger als 15 Prozent“, führte Jörg Hamel aus.
Internet als Chance
Allerdings informierten sich die Kunden nicht nur über die Produkte, sondern auch über die Händler. Seien lokale Unternehmen nun nicht im Internet vertreten, sondern eventuell nur negative Foreneinträge, sei dies höchst schädlich für das Unternehmen. Einzelhändler müssten laut Hamel die Chancen des Internets für sich nutzen. Der Wille bei Einzelhändlern zu kaufen, sei bei der Mehrheit der Menschen vorhanden. Daher appellierte Jörg Hamel, an die Interessensvertreter, sich gemeinsam auf den Weg zu machen. In Zeiten steigender Online-Umsätze und zunehmendem Verdrängungswettbewerb sowie heterogener Innenstadt-Funktionen ist Kooperation notwendiger denn je: „Keine attraktiven und vitalen Innenstädte ohne Handel und kooperierendes City-Management“.
Michael Griese, Vorstand der Volksbank Bigge-Lenne, brach das Thema Digitalisierung auf seien Bereich herunter. Dazu zitierte Griese den Microsoft-Chef Bill Gates mit den Worten „We need banking, no banks“ (deutsch: „Wir brauchen Banking und keine Banken“) – dieser Aussage widersprach Griese. Seinen Aussagen nach erfüllten lokale Genossenschaftsbanken wie die Volksbank Bigge-Lenne große Aufgaben: Sie machten Realwirtschaft möglich, versorgten Menschen mit Bargeld und zahlten in Deutschland steuern. Seit mehr als 130 Jahren sei die Volksbank am „Puls der Zeit“ und werde sich daher nun auch den neuen Herausforderungen durchs Internet stellen. 79 Prozent der Deutschen sei online, 42 Millionen Smartphones gebe im Land – dem werde die Volksbank Rechnung tragen.
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