Prof. Dr.-Ing. Jürgen Steinbrecher (Universität Siegen), Frank Sommer (Erndtebrücker Eisenwerk GmbH
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Steinbrecher (Universität Siegen), Frank Sommer (Erndtebrücker Eisenwerk GmbH

Der durchgängige sechsspurige Ausbau der A45 und die kritische Situation für Schwertransporte in Siegen-Wittgenstein waren die zentralen Themen einer bundesweiten Tagung von Verkehrsexperten in Siegen. Anlass war das Treffen der Verkehrsreferenten der Industrie- und Handelskammern auf Einladung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) bei der IHK Siegen.


„Die A45 wird für die nächsten 20 bis 25 Jahre zur Dauerbaustelle. Grund ist neben dem sechsspurigen Ausbau der damit einhergehende Neubau aller 38 Talbrücken – eine planerische Mammutaufgabe“, davon geht die IHK aus. Das Bundesverkehrsministerium habe inzwischen öffentlich angekündigt, dass die Jahrhundert-Baumaßnahme im Bundesverkehrswegeplan oberste Priorität genießt. „Die Zeit für den Ausbau wird unsere Betriebe logistisch enorm einschränken. Jetzt muss alles dafür getan werden, diese Phase der verkehrlichen Einschränkungen so kurz wie möglich und die Planungs- und Bauarbeiten so reibungslos wie möglich zu gestalten“, erläuterte Hermann-Josef Droege, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen.
IHK positioniert sich mit „Masterplan A45“
Deshalb hatte sich die IHK Siegen, gemeinsam mit zwei weiteren Kammern und einer Reihe Unternehmen mit einem „Masterplan A45“ schon frühzeitig positioniert und zentrale Voraussetzungen für diese Ziele bestimmt. Dazu zählen die Verkürzung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, eine offensive Bürgerinformation und -beteiligung sowie der Ausbau des nachgeordneten Straßennetzes, das dann etwa durch den Güterverkehr verstärkt in Anspruch genommen werden wird. Äußerst kritisch wurde die Situation für den Schwerlastverkehr in Siegen-Wittgenstein eingeschätzt. Droege: „Was große Güter angeht, kommen wir fast nicht mehr hin und nicht mehr weg.“ Unternehmensstrukturen und Produktpaletten machen gerade im Kreis Siegen-Wittgenstein die Durchführung von Schwertransporten unverzichtbar. Kaputte Straßen und marode Brückenbauwerke sorgen immer häufiger für Sperrungen für hohe Gewichtsklassen. Für die Unternehmen wird es immer schwieriger, geeignete Routen für Schwerlasttransporte zu finden.
„Jeder einzelne Transport braucht eine Genehmigung“
Frank Sommer, Logistikleiter des Erndtebrücker Eisenwerks, vermittelte den Verkehrsexperten einen praxisnahen Einblick in die Vielzahl von Problemen, denen sich die Unternehmen hierbei ausgesetzt sehen: „Jeder einzelne Transport braucht eine Genehmigung. Verläuft er durch fünf Bundesländer, werden fünf Genehmigungen erforderlich. Jede einzelne geht mit erheblichem bürokratischen Aufwand einher. Wenn dann zufällig am Tag des Transports auf der genehmigten Strecke eine Tagesbaustelle eingerichtet wird, ist meist die komplette Planung hinfällig!“ Hinzu komme, dass die Polizei für das hohe Aufkommen an Transportbegleitungen nicht ausreichend ausgestattet sei. „Diese Probleme betreffen unsere Region ganz besonders, werden aber häufig bundesweit nicht als dringlich wahrgenommen. Die ausführliche Diskussion im Rahmen der Tagung des DIHK kann dazu beitragen, Entscheidungsträger auf anderer Ebene für unsere Sorgen zu sensibilisieren“, so Droege. Weitere Themen der Sitzung der Verkehrsreferenten waren der Ausbau der Bahnverbindungen Siegen-Köln und Hagen-Gießen als Entlastungsstrecken für den Güterverkehr im Mittelrheintal und die Finanzierung von Verkehrsinfrastruktur durch die PKW-Maut, beziehungsweise Ausweitung der der LKW-Maut. (LP)
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