Häusliche Gewalt im Kreis Olpe hat 2018 deutlich zugenommen

Frauenhaus musste zahlreiche Frauen abweisen


  • Kreis Olpe, 11.03.2019
  • Von Wolfgang Schneider
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Stellten die Bilanz für 2018 vor: Klaus Oberstadt, Elvira Schmengler, Sylvia Rath und Anette Pfeifer (von links). von Wolfgang Schneider
Stellten die Bilanz für 2018 vor: Klaus Oberstadt, Elvira Schmengler, Sylvia Rath und Anette Pfeifer (von links). © Wolfgang Schneider

Kreis Olpe. Die Fälle von häuslicher Gewalt haben im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Die Polizei verzeichnete 168 Strafanzeigen - 15 mehr als im Jahr davor. Das ist ein Anstieg von zehn Prozent. Ebenfalls zugenommen hat die Zahl der Wohnungsverweise für gewalttätige Partner - und zwar von 98 auf 108. Das berichtete am Montag, 11. März, das Netzwerk gegen häusliche Gewalt bei einem Pressegespräch in Olpe.


„Das Spektrum der Taten reicht von Sachbeschädigung und Beleidigung über Sexualdelikte bis hin zur Körperverletzung“, berichtete Klaus Oberstadt von der Kreispolizeibehörde. Einen besonders schlimmen Fall gab es am 28. Dezember in der Gemeinde Kirchhundem: „Das war ein versuchtes Tötungsdelikt. Da hat ein Mann seine Ehefrau massiv angegriffen und verletzt. Sie konnte noch flüchten und der Mann hat sich dann das Leben genommen“, erzählte Oberstadt.
Fast 1.500 Einzelberatungen
Derart krasse Vorfälle sind zwar die Ausnahme. Doch häusliche Gewalt gehört für die Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle Olpe leider zur alltäglichen Beratungsarbeit. Fast 1.500 Einzelberatungen leisteten sie im vergangenen Jahr, außerdem gut 350 Beratungen per Mail und Whatsapp. Über 90 Prozent der ratsuchenden Mädchen und Frauen waren von physischer, psychischer oder sexualisierter Gewalt betroffen. Die Täter waren fast ausschließlich männlich.

Der größte Teil der betroffenen Frauen gehört zur Gruppe der 26- bis 40-Jährigen, doch auch die Zahl älterer Opfer jenseits der 60 nimmt zu. „Bei manchen Paaren eskaliert die Lage, wenn der Mann in Rente ist“, erzählte Anette Pfeifer von der Frauenberatungsstelle. „Frauen haben oft keine Verfügungsgewalt über das Geld. Sie müssen die Kassenzettel vorlegen, wenn sie einkaufen waren.“
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Gewalt in der Partnerschaft sei kein Problem bestimmter Gruppen oder Nationalitäten, betonte Pfeifer: „Die ratsuchenden Mädchen und Frauen kommen aus allen sozialen Schichten.“

Deutlich zugenommen hat die Beratung von traumatisierten und psychisch chronisch erkrankten Frauen. „Häusliche Gewalt ist so belastend, weil sie zu Hause stattfindet - an einem Ort, der eigentlich Sicherheit und Geborgenheit bieten sollte“, machte Elvira Schmengler, die Gleichstellungsbeauftrage des Kreises Olpe, deutlich.
Angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt
Viel zu tun hatte auch das Team des Frauenhauses. 55 Frauen und 44 Kinder fanden dort im vergangenen Jahr Zuflucht. Wegen Überbelegung mussten zahlreiche Hilfesuchende abgewiesen werden. Immer problematischer wird die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt. „Viele Frauen finden nach dem Aufenthalt im Frauenhaus kaum eine bezahlbare Wohnung“, sagte Frauenhaus-Mitarbeiterin Sylvia Rath.

Zwar konnten im vergangenen Jahr 61 Prozent der Frauen das Frauenhaus nach maximal vier Wochen verlassen, doch sechs Prozent blieben bis zu ein Jahr dort, weil Alternativen fehlten. Sylvia Rath: „Vor allem Frauen, die nicht so gut Deutsch sprechen oder viele Kinder haben, sind auf dem Wohnungsmarkt fast chancenlos.“
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