Gutgelaunter Mittelstand

Unternehmensbefragung: Volksbank stellt Ergebnisse vor


„Die Situation bei aktuellen Problemfeldern, darunter vor allem der Fachkräftemangel und die Bürokratie, hat sich seit 2013 deutlich verschärft", erklärte Andreas Ermecke, Vorstandsmitglied der Volksbank Bigge-Lenne. von s: Sven Prillwitz
„Die Situation bei aktuellen Problemfeldern, darunter vor allem der Fachkräftemangel und die Bürokratie, hat sich seit 2013 deutlich verschärft", erklärte Andreas Ermecke, Vorstandsmitglied der Volksbank Bigge-Lenne. © s: Sven Prillwitz

Den mittelständischen Unternehmen im Kreis Olpe geht es richtig gut. So lautet die Bilanz einer Unternehmensbefragung, die die Volksbanken Bigge-Lenne und Olpe-Wenden-Drolshagen mit Unterstützung der WGZ-Bank durchgeführt haben. Andreas Ermecke, Bernd Griese, Lambert Stoll und Dietmar Bock aus dem Vorstand der Volksbanken haben die Ergebnisse der Umfrage am Mittwochvormittag im Autohaus Marxen in Lennestadt Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung präsentiert.


101 Firmen aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem Bau- und Ausbaugewerbe, dem Dienstleistungsgewerbe und dem Handel hatten sich an der Umfrage beteiligt. Erstmals wurden die Fragen an die bundesweite Mittelstandserhebung der Volks- und Raiffeisenbanken angepasst, was eine genaue Standortbestimmung des örtlichen Mittelstands im bundesweiten Vergleich ermögliche. „Dank der breiten Streuung bei den Wirtschaftszweigen und den Umsatzklassen können wir ein repräsentatives Stimmungsbild zur Konjunkturlage im Kreis Olpe aufzeigen“, betonte Bernd Griese. Im bundesdeutschen Vergleich legen die örtlichen Firmeninhaber eine leicht überproportionale Zuversicht an den Tag. 81 Prozent beurteilen die eigene Geschäftslage mit „gut“, weitere 11 Prozent sogar mit „sehr gut“.
Ausgehend von der guten Lage rechneten die heimischen Unternehmen in absehbarer Zeit kaum mit einer Verschlechterung. Beim Stimmungsbarometer kletterte der Index seit der letzten Umfrage im Jahr 2013 um 13 Punkte auf jetzt 124 Zähler – ein neues Rekordhoch. Besonders optimistisch gab sich das Dienstleistungsgewerbe mit einem Plus von 22 Punkten. Verhaltener fiel der Ausblick im Bau- und Ausbaugewerbe aus. Hier lag der Zuwachs bei nur drei Punkten.
Gestiegene Investitionsbereitschaft
Die gut laufenden Geschäfte fördern laut Umfrage offenbar die Investitionsbereitschaft. 39 Prozent der Befragten setzten diese Ausgaben in den letzten sechs Monaten herauf, nur 6 Prozent investierten weniger. Auch in den kommenden Monaten dürfte sich der expansive Kurs der Unternehmen im Kreis Olpe fortsetzen. „Mit Blick auf die Beurteilung der Kostensituation überrascht die insgesamt sehr erfreuliche Einschätzung der Geschäftslage ein wenig“, ging Andreas Ermecke auf eines der wenigen negativen Umfrageergebnisse näher ein. 54 Prozent der Befragten berichteten von gestiegenen Kosten und nur 15 Prozent erwarten steigende Verkaufspreise. In den nächsten sechs Monaten rechnen 38 Prozent der Befragten mit weiteren Kostenanstiegen, über die Hälfte (55 Prozent) erwarten unveränderte Belastungen. Nur wenige Betriebsinhaber gehen von Kostensenkungen aus. Gleichzeitig konnte nur ein Teil der Unternehmen (21 Prozent) die Absatzpreise erhöhen. Die überwiegende Mehrheit (67 Prozent) konnte keine Preissteigerungen durchsetzen. Dieser bundesweit zu beobachtende Trend könnte auf die Profitabilität drücken.
Mittelstand bleibt Stütze für örtlichen Arbeitsmarkt
Mit seinem großen Engagement bleibe der Mittelstand die zentrale Stütze für den Arbeitsmarkt vor Ort, führte Ermecke weiter aus. Der Beschäftigungsaufbau bei den Unternehmen im Kreis Olpe hat im Vergleich zum Jahr 2013 noch einmal sichtbar angezogen. Mit 34 Prozent übertraf der Anteil der Unternehmen, die zusätzliches Personal eingestellt haben, den Anteil der Unternehmen mit Personalabbau (4 Prozent) deutlich. Besonders viele neue Jobs hätten das verarbeitende Gewerbe und das Dienstleistungsgewerbe geschaffen. Diese Einstellungsdynamik, so Ermecke, sei im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich. Auch künftig sei mit weiteren neuen Stellen zu rechnen.
Und genau hier stellt sich mit dem Fachkräftemangel ein bekanntes Problem, das laut Umfrage aber mehr und mehr durch Eigeninitiative gelöst wird. „Viele Betriebe“, so Bernd Griese, „setzen auf Eigengewächse und bieten entsprechende Ausbildungsplätze an.“ Dabei werde versucht, über Praktika und den direkten Kontakt zu Schulen und Hochschulen das Interesse potenzieller Bewerber zu wecken. Hinzu komme eine verstärkte interne Fort- und Weiterbildung. Ein weiteres wesentliches Element bei der Suche nach qualifiziertem Personal bleibt der Stellenmarkt. Dabei konzentrierten sich die Firmen nach wie vor auf das Inland. Nur jeder Zehnte denke an die Anwerbung ausländischer Fachkräfte.
Problemfelder Fachkräftemangel und Bürokratie
Als spürbare Belastung wird die überbordende Bürokratie bewertet. Dokumentationen, Berichte oder Regelungen zum Arbeitsschutz und zur Arbeitszeit belasteten die Unternehmen enorm. So stimmte jeder zweite Betrieb der Aussage zu, dass die neuen Dokumentationspflichten zum Mindestlohn einen deutlichen Mehraufwand bedeuten. Ein gutes Zeugnis stellen die Befragten den Kommunen bei der Bereitstellung von Gewerbeflächen aus. Bei vielen Unternehmen im Kreis Olpe scheint der Bedarf erst einmal gedeckt zu sein. Dagegen müsste laut einer Mehrheit der Betriebe das Internet künftig deutlich leistungsstärker sein. (LP)
Landrat Frank Beckehoff
„Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals von einer so guten Stimmungslage gehört zu haben. Das sind tolle Ergebnisse für den Kreis Olpe. (...) In allernächster Zukunft wird es einen Breitband-Infrastrukturatlas geben, der eine Übersicht über die Versorgungssituation liefert. Das ist die Basis, auf der wir dann in Abstimmung mit den Städten und Gemeinden Strategien entwickeln werden, um die Situation zu verbessern."
IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener
„Die harten Fakten sehen für den Kreis Siegen-Wittgenstein deutlich schlechter aus als für den Kreis Olpe. (...) Ein zentraler Engpassfaktor wird der Aspekt Personal werden. Aktuell gibt es rund 160.000 Beschäftigte in beiden Kreisen. Bis zum Jahr 2030 werden es rund 30.000 weniger Arbeitnehmer sein. Wer sein personal entwickelt, pflegt und wertschätzt, wird im Kampf um Fachkräfte einen Vorteil haben. Grundsätzlich braucht es im IHK-Gebiet ein Umdenken, was die Frauenerwerbsquote angeht. Frauen sind in Deutschland besser qualifiziert als Männer. Wären wir hier auf Bundesniveau, hätten wir 5000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr."
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