Ein Problem wird gelöst, ein neues zeichnet sich ab. Mit dem Abbau der Warteschleife bei den Anerkennungsverfahren für Flüchtlinge kommen ab 2017 auf die Kommunen und Kreise steigende Kosten für die Unterbringung der Flüchtlinge mit Bleiberecht zu. Das wurde in der Volksbank Attendorn deutlich, zu dem MdB Dr. Matthias Heider Bürgermeister und Landräte aus seinem Wahlkreis (Olpe und Märkischer Kreis Süd) eingeladen hatte.
„Zukünftige Finanzierung kommunaler Aufgaben“ war das Thema des 7. Forums. Heider gab einen kurzen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung, die insgesamt positiv sei, in NRW aber abweiche. Für Südwestfalen machte der CDU-Abgeordnete einen Rückgang der Arbeitslosigkeit „in schwierigem Umfeld“ aus. Er warnte davor, die Kommunen weiter zu belasten, die ihrerseits gezwungen würden, die Gewerbesteuer-Einnahmen zu erhöhen. Das werde letztlich zur Standortfrage und schade der Prosperität.
Als positiv bewertet Dr. Heider den geplanten Ausbau der Verkehrswege. Mittel in derzeit vorgesehenem Umfang für Autobahnen, Ortsumgehungen und Ruhr-Sieg-Bahn seien in den nächsten 50 Jahren in dem Umfang nicht mehr zu erwarten. Mit Blick die Flüchtlinge – Hauptthema am Mittwochnachmittag – bedauerte Heider, dass nicht alle Möglichkeiten genutzt würden. Es müssten Fehlanreize vermieden und die Eigenverantwortlichkeit der Flüchtlinge gestärkt werden. Das sei aber auch Ziel des von der Koalition gerade in Klausur verabschiedeten Integrationsgesetzes.
Zuvor hatte Volksbank-Vorstand Michael Griese als Hausherr die Gäste begrüßt und auf die Bedeutung von Vertrauen in Zeiten starker Veränderungen hingewiesen. Die Volksbank sei ein Stabilitätsanker. Das Geschäftsmodell sei auf Nachhaltigkeit und Stärkung der Region ausgelegt und nicht darauf, den „Verlockungen des Kapitalismus“ zu erliegen. Griese betonte, dass die Volksbanken ohne staatliche Förderung wirtschaften.
Thomas Gemke, Landrat des Märkischen Kreises, führte mit dem Impuls-Referat „Vollzug der Abschiebungen“ in den Themenschwerpunkt ein. Abschiebungen seinen für keinen der Beteiligten angenehm, aber „letztes Mittel“, das der Rechtsstaat gegenüber jenen anwenden könne, die kein Bleiberecht haben. „Krank, Pass verloren, abgetaucht“, sind laut Gemke immer wieder Hindernisse, wenn Betroffenen die Abschiebung frühzeitig bekannt würden. Das zöge Verfahren in die Länge. „Je länger jemand hier ist, desto besser die Bleibeperspektiven“, schilderte der Landrat die Praxis. Allein im Märkischen Kreis gebe es 600 unerledigte Verfahren von Schutzsuchenden aus Rest-Jugoslawien. Gemke forderte, alles zu tun, „nicht abschieben zu müssen“. Wo das nötig sei, sei aber auch Konsequenz nötig. Er wünschte sich dabei mehr Rückendeckung durch die Landesregierung.