Feuerwehr rettet Landrat Beckehoff aus dem dritten Stock

Drei Rettungsübungen beim Kreisjubiläum


  • Kreis Olpe, 10.06.2017
  • Von Sven Prillwitz
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Mal ein anderer Weg aus seinem Büro: Landrat Frank Beckehoff wurde bei einer Übung mit der Drehleiter aus seinem "in Flammen stehenden Büro" gerettet. von Nils Dinkel
Mal ein anderer Weg aus seinem Büro: Landrat Frank Beckehoff wurde bei einer Übung mit der Drehleiter aus seinem "in Flammen stehenden Büro" gerettet. © Nils Dinkel

Kreis Olpe. Bei der Jubiläumsfeier zum 200. Geburtstag des Kreises Olpe stand auch das Rettungswesen im Mittelpunkt – zum einen mit der großen „Blaulichtmeile“, zum anderen mit drei simulierten Notfallszenarien. Das erste davon fand wurde unmittelbar nach der offiziellen Eröffnung durchgespielt: Landrat Frank Beckehoff musste aus dem dritten Stock gerettet werden – über eine Drehleiter.


Um 12.31 Uhr erklingt Sirenengeheul, das immer lauter wird. Blaulicht flackert, als sich dem Kreishaus von der Rochusstraße aus drei Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr Olpe nähern: ein Drehleiterwagen, ein Tanklöschfahrzeug und ein Einsatzleitwagen. Aus einem zum Kreishaus-Parkplatz gelegenen Fenster im dritten Stock dringt immer dichterer Qualm. Es ist das Vorzimmer des Büros von Landrat Frank Beckehoff, in dem es brennt. Die Flammen machen dem Chef der Kreisverwaltung die Flucht ins Treppenhaus unmöglich. Es bleibt nur der Ausstieg durch das Fenster, das sich in einer Höhe von ca. zwölf Metern befindet.

Die Flammen sind natürlich nur erfunden, und der Qualm stammt aus einer Nebelmaschine, die sonst in einer Discothek zum Einsatz kommt, erklärt ein Feuerwehrmann, der die Übung als Zuschauer beobachtet. Seine Kameraden haben den Drehleiterwagen derweil vor dem Kreishaus in Position gebracht und die Drehleiter ausgefahren. In deren Korb steht Christian Hengstebeck, Leiter der Feuerwehr Olpe. Er hat die Rettung des Landrats zur Chefsache gemacht und trägt zusätzlich zu Uniform und Helm eine Atemschutzmaske mit Filter. Rund um den Drehleiterwagen wird ein hellgrüner Schlauch ausgerollt, mehrere Feuerwehrleute eilen, zum Teil ebenfalls unter Atemschutz, umher und bereiten sich auf den Einsatz im und vor dem Gebäude vor.
Sprungkissen für den Notfall
Das Fenster im dritten Stock ist mittlerweile geöffnet, dichter Qualm dringt heraus. Nach einer kleinen Neuausrichtung befindet sich der Drehleiterkorb unmittelbar vor dem Fenster, nur wenige Zentimeter von der Hauswand entfernt. Hengstebeck hat den vorn angebrachten Bügel der kleinen Plattform kurz zuvor geöffnet. Jetzt ist von unten ein Arm zu sehen, der sich aus dem Fenster streckt, dann das Gesicht von Frank Beckehoff. Der Landrat greift schließlich nach einer Halterung des Drehleiterkorbs und macht, von Olpes Feuerwehr-Chef Hengstebeck festgehalten, den Schritt auf die kleine Plattform. Die Rettung ist vollbracht, der Landrat winkt und grinst den Besuchern vor dem Kreishaus zu, während der Drehleiterkorb langsam auf Bodenhöhe gesenkt wird.
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Feuerwehr rettet Landrat Beckehoff aus dem dritten Stock
Dieser Ausstieg war nicht die einzige mögliche Rettung. Auch mit einem Sprung hätte sich Beckehoff notfalls vor den Flammen in Sicherheit bringen können: Direkt unterhalb des Fensters hatten Feuerwehrleute zuvor ein aufblasbares, ca. 3,5 x 3,5 Meter großes Sprungkissen in Position gebracht. „Sobald man darauf landet, klappen die Wände nach innen zusammen, damit die Person nicht wieder aus dem Kissen geschleudert wird“, erklärt Paul Gerhard Hofacker, stellvertretender Kreisbrandmeister.
Landrat lobt „hervorragend ausgebildetes Personal“
Frank Beckehoff hat mittlerweile wieder festen Boden, den des Kreishaus-Parkplatzes, unter den Füßen. Die Besucher der Jubiläumsfeier applaudieren. „Es handelt sich hier um hervorragend ausgebildetes Personal, ich hatte keinen Augenblick Angst“, sagt Beckehoff. Zumal er auch schon mal im Korb einer voll ausgefahrenen Drehleiter in 40 Metern Höhe gestanden habe.

Währenddessen geht der simulierte Einsatz weiter: Ebenfalls unter Atemschutz und über die Drehleiter sind drei Feuerwehrleute in das Vorzimmer eingedrungen, um die Flammen zu löschen. Sie haben den hellgrünen Schlauch mit ins Gebäude genommen, um die angenommenen Flammen zu löschen.
Schlauch zum Löschen und als Orientierung
Die Brandbekämpfung, erklärt Paul Gerhard Hofacker, stelle den zweiten Punkt eines Feuerwehreinsatzes dar, bei dem sich Personen in einem brennenden Gebäude befinden: „Jetzt geht es darum, den Brandherd zu lokalisieren und zu löschen und eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern.“ Die Drehleiter dient dabei als Absicherung, als „zweiter Ausgang“, falls es nicht möglich sein sollte, das Gebäude durch eine Tür oder ein niedrig gelegenes Fenster zu verlassen. Der Schlauch dient natürlich der Brandbekämpfung – im Notfall aber auch als Orientierung in verqualmten Räumen, um zur Drehleiter zurückzufinden.

Punkt eins bei einem solchen Einsatz: Menschen, Tiere und Sachwerte retten – und zwar „in dieser Reihenfolge“, so der stellvertretende Kreisbrandmeister. Dritter und letzter Punkt: Kontrollieren, ob wirklich alle Gefahren gebannt sind, und dann ausgiebig lüften.

Das können sich die Feuerwehrleute an diesem Tag sparen, weil es sich eben nur um einen Probelauf für einen Ernstfall gehandelt hat. Nach wenigen Minuten ist die Übung erfolgreich beendet, das Jubiläum kann weitergehen und Vorzimmer und Büro des Landrats am Montag wieder wie gewohnt benutzt werden.
Die beiden weiteren Rettungsübungen
  • Auf der Westfälischen Straße kommt es direkt vor dem Kreishaus zu einem Zusammenstoß zweier Autos. In den Unfallfahrzeugen befindet sich je eine verletzte Person, jeweils gespielt von DLRG-Mitgliedern. Die Verletzten müssen mit einer Rettungsschere und einem Spreizgerät aus den Unfallwracks befreit werden. Im Einsatz sind die Feuerwehr Attendorn, die First-Responder-Einheit der FW Olpe, der Rettungsdienst des Kreises sowie das DRK und ein Notarzt.
  • ABC-Einsatz auf dem Kreishaus-Parkplatz: Aus einem Fass, das ein Fahrzeug geladen hat, tritt eine gefährliche Flüssigkeit aus. Der ABC-Zug der Stadt Lennestadt muss feststellen, um welchen biologischen oder chemischen Stoff und welche Gefahr es sich handelt, und die Flüssigkeit auffangen.
  • Jan Falke, Leiter der Kreisleitstelle, kommentiert alle drei Szenarien und das Vorgehen der Rettungskräfte per Mikrofon.
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