Ende der AfD im Kreis?

Reiner Rohlje im Gespräch mit LokalPlus


  • Kreis Olpe, 09.07.2015
  • Von Matthias Clever
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Eine Partei zerlegt sich selbst: Hunderte treten nach der Niederlage von Bernd Lucke aus der AfD (Alternative für Deutschland) aus. Auch im Kreis kehren viele Mitglieder der Partei den Rücken: Rund ein Drittel der Mitglieder sowie sieben von acht Vorstandsmitgliedern des Kreisverbandes sind nach dem Parteitag vom Wochenende ausgetreten beziehungsweise haben ihren Austritt angekündigt. „Die Partei ist praktisch momentan vor Ort nicht mehr existent“, sagt Reiner Rohlje im Gespräch mit LokalPlus.


Gegen einen „fehlkonstruierten Euro“, den Kollaps der Sozialsysteme und für eine Gesellschaft, in der man sich an das hält, was zugesagt worden ist: Das waren einige der Beweggründe, warum Rohlje 2013 die Partei Alternative für Deutschland mit aufgebaut hat. Der Unternehmer aus Olpe war Gründungsmitglied des AfD-Mittelstandsforums, Sprecher der AfD Olpe, stellvertretender Landesvorsitzender und hat die Partei mitgeprägt. Doch jetzt ist Schluss – nach dem Parteitag ist er ausgetreten.
„Von dieser neuen AfD nur noch angewidert“
„Dieser Partei kann man als vernünftiger Mensch nicht mehr angehören“, sagt Reiner Rohlje. Die AfD sei nicht mehr die Partei, die er 2013 mit aufgebaut habe. Er habe zwar zum Flügel von Bernd Lucke gehört, habe aber prinzipiell kein Problem, wenn es einen Führungswechsel gebe. Allerdings sei die Stimmung auf dem Parteitag „mehr als erschreckend“ gewesen, viele Mitglieder hätten „ihre Maske abgelegt“.
Pöbeleien, Mittelfinger, rechtsradikale Äußerungen: „Das sind alles Sachen, die für mich in überhaupt keiner Form akzeptabel sind“, betont Reiner Rohlje. Die neue AfD „macht gemeinsame Sache mit Menschen, die bestimmte Religionen ablehnen, die fremdenfeindlich argumentieren und für die Anstand ein Wort ist, welches sie noch nie gehört haben“. Die AfD sei als „Pegida-Partei“ dargestellt worden. Die Mehrheit auf dem Parteitag habe dieses Treiben unterstützt. „Viele sind wie ich von dieser neuen AfD nur noch angewidert.“ Durch den Rechtsruck werde sich die Partei jetzt anders aufstellen.
„Ende der Fahnenstange nicht erreicht“
Die neue AfD-Vorsitzende Dr. Frauke Petry hat die Parteimitglieder in einer Massen-E-Mail dazu aufgefordert, weiter treu zu bleiben. „Wir bitten (…) darum, keine übereilten Entscheidungen zu treffen und dem Bundesvorstand und der Partei eine angemessene Zeit einzuräumen.“ Rohlje glaubt, dass die Austrittswelle größer wird. „Das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht.“ Die Bild-Zeitung berichtet von 600 Austritten. Diese Zahl bezeichnet das Ex-AfD-Mitglied als geschönt.
Abstimmung über Gründung einer neuen Partei
Der AfD-Gründer Bernd Lucke hat unter anderem mit Hans-Olaf Henkel (ehemaliger Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, AfD-Mitglied und Kritiker des Kurswechsels – Zitat Henkel: „Diese Leute führen die AfD in eine ‚NPD-im Schafspelz‘“) den „Weckruf 2015“ ins Leben gerufen. Auch Reiner Rohlje unterstützt die Initiative, in der es nun um die mögliche Gründung einer neuen Partei geht. Wenn es zur Gründung einer neuen Partei käme, bestehe eine große Wahrscheinlichkeit, dass sich Rohlje einbringe. „Schließlich geht es um die Werte, für die die alte AfD stand. Wir wollen eine transparente, bürgernahe, rechtsstaatliche und demokratische Politik.“
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