Die Rückkehr des Wolfs: "Bislang keine nachgewiesenen Rudel in NRW"
Informationsveranstaltung in Marmecke
- Kreis Olpe, 15.03.2018
- Von Ina Hoffmann
Kreis Olpe/Marmecke. Der Wolf ist zurück in Nordrhein-Westfalen. Da viele Halter von Weidetieren in Südwestfalen nach Wolfssichtungen verunsichert sind, hatten die Landwirtschaftlichen Kreisverbände Olpe und Siegen-Wittgenstein für Mittwoch, 14. März, zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Der Wolf und die Weidehaltung im Mittelgebirge“ in die Schützenhalle in Marmecke eingeladen. 200 Zuhörer fanden sich ein.
Nach der Begrüßung durch Michael Richard, den Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe, führte Herbert Kranz als Moderator durch den Abend. Referenten aus verschiedenen Bereichen informierten die Zuhörer.
Obwohl die Tiere nur selten gesichtet würden, seien beispielsweise überfahrene Wölfe am Straßenrand ein Beweis dafür, dass die Tiere zurückkehren. So wurden in Deutschland seit 2008 insgesamt 230 tote Wölfe aufgefunden. „Westfalen war allerdings nie ein Ballungsgebiet für Wölfe. Es gibt nur vereinzelte Aufzeichnungen über gesichtete oder getötete Wölfe. Der letzte Wolf in Westfalen wurde 1835 erlegt“, so Henning.
So wurden in Sachsen, wo aufgrund der Nähe zu Osteuropa, wo besonders viele Rudel leben, in den letzten 15 Jahren laut Klemm gut 1000 Schafe gerissen. „Schafe gehören zu den am leichtesten zu fangenden Beutetieren für den Wolf. Sie sind eingepfercht und können nicht weg, sie sind klein und zu ihrem Fluchtverhalten gehört es, alle paar hundert Meter stehen zu bleiben“, erklärte der Rinderzüchter. „Und wenn die Wölfe an einem Ort einmal Erfolg hatten, kommen sie immer wieder.“
Um die Weide wirklich sicher zu machen, müsste er Gitter in die Erde einlassen, sodass die Wölfe sich nicht unter dem Gatter durchgraben können und mehrere Litzen mit Strom auf verschiedenen Höhen montieren. „Da die Weiden, auf denen meine 650 Tiere grasen, im Winter zu einem Skigebiet gehören, ist das schlichtweg nicht möglich. Letzten August mussten wir die Rinder deshalb im Stall halten, weil durch die Wolfangriffe keine Ruhe in die Herde kam.“
So galt es im Aufzeichnungsjahr 2016/17, 208 Hinweise zu überprüfen, von denen sich 90 als Falschmeldung herausstellten. Unter den eingegangenen Hinweisen waren nur drei Sichtungen und ein tot aufgefundener Wolf. In den vergangenen zehn Jahren wurden zehn durchziehende Einzeltiere gesichtet, deren Weg nachvollzogen werden konnte. „Es gibt noch keine nachgewiesenen Rudel in NRW. Zudem hielten sich die gesichteten Tiere auch bisher nur an den Rändern des Bundeslandes auf“, fasste Matthias Kaiser zusammen.
Stellvertretend für die regionalen betroffenen Landwirte standen Bernd Eichert, Mutterkuhhalter aus Wenden, und Oliver Schneider, Schafhalter aus Netphen, auf der Bühne. Beide sind, wie knapp 80 Prozent der Nutztierhalter im Kreis Olpe, Landwirte im Nebenerwerb. „Zäune einzugraben und viele weitere Präventionsmaßnahmen sind da für uns zeitlich und kostentechnisch gar nicht möglich“, sagte Oliver Schneider.
„Bei einem Öko-Betrieb müssen die Tiere eine vorgeschriebene Zeit auf der Weide verbringen. Wenn auch noch der Wolf kommt und Tiere reißt, wird das schwer umzusetzen“, gab Bernd Eichert zu bedenken.