Die Pflanze des Monats September: Der Beifuß

Kräuterwelt


  • Kreis Olpe, 15.09.2019
  • Von Astrid Struck
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Der Beifuß ist die Pflanze des Monats September. von Astrid Struck
Der Beifuß ist die Pflanze des Monats September. © Astrid Struck

Kreis Olpe. Der Beifuß. Wie sieht der denn aus? Ist das nicht ein Gewürz für Gänsebraten? Klar, das ist er. Gemessen an dem, was der Beifuß früher einmal für die Menschheit bedeutete, ist er heute nur noch als Gewürz verkümmert.


Seit der Antike wurde der Beifuß als „Mutter aller Pflanzen“ verehrt. Den lateinischen Name „Artemisia“ trägt er nach der Gattin des persischen Königs Mausolos (er ließ 400 v. Chr. ein berühmtes Grabmal bauen).

Sie war bekannt als große Heilerin und Pflanzenkennerin. Später wurde sie wahrscheinlich in den Rang einer Göttin erhoben, Artemis. Ihr Tempel stand in Ephesus, dort wurde sie als Muttergöttin verehrt. Artemisia war die Pflanze der Göttin, hilfreich bei allen Frauenkrankheiten, er erleichterte die Geburt,  aber auch Abtreibungen.

Bei den Germanen und Kelten war der Beifuß eine magische Kraftpflanze, die Mugwurz (Machtwurz). Thor, der Donnergott, trug einen Gürtel aus Beifuß, der ihm im Kampf die doppelte Kraft verlieh.  
Großes Heilmittel im Mittelalter
Noch im Mittelalter war der Beifuß ein großes Heilmittel. Das ganze Mittelalter hindurch wurde der Beifuß als Frauenheilmittel verwendet und stand bei Hildegard von Bingen und anderen großen Ärzten, wie zum Beispiel Paracelsus, in hohem Ansehen.

Es heißt „seine Qualität ist warm und trocken, er hat die Kraft zu erwärmen“. Keine Hebamme kam ohne Beifuß aus, Schoßwurz wurde er auch genannt und durfte bei keinem Kräutersegen fehlen.

Bis in die heutige Zeit wurde mit Beifuß geräuchert, um schlechte Düfte, Krankheiten und Geister zu vertreiben. Der Brauch hat sich im Süden, vor allem in der Landwirtschaft gehalten. Die Ställe wurden gründlich ausgeräuchert, bevor das Vieh sie vor dem Winter wieder bezog.

Aussehen 

Der Beifuß ist ein Begleiter am Wegesrand und überall anzutreffen, denn er stellt keinerlei Ansprüche an den Boden. Er wird über einen Meter hoch, fällt aber trotzdem kaum ins Auge, denn er ist eine unscheinbare Pflanze. Seine Blätter sind von oben mattgrün und an der Unterseite mit einem weißlichen Filz überzogen.

Sie sind fiedrig, wie die Blätter der Chrysanthemen. Die silbrige Unterseite ist sein Erkennungszeichen, dadurch wirkt er staubig. Normal blüht er im August/September, aber in diesem Jahr blühte er schon im Juni. Die Blüten erscheinen in Rispen, sind gelb oder rotbraun und nur 2 bis 3 Milimeter im Durchmesser. Sie enthalten keinen Honig und werden vom Wind bestäubt.
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Eine unerwünschte Verwandte des Beifußes ist das aus Amerika eingewanderte Beifußblättrige Traubenkraut, auch Ambrosia genannt. Diese Pflanze ist wahrscheinlich mit Vogelfutterpackungen nach Europa gekommen und hat sich inzwischen in Deutschland ziemlich breit gemacht. Es gilt als Hauptverursacher des Heuschnupfens und wird deshalb besonders in Österreich, der Schweiz und Bayern stark bekämpft.

Für die Indianer war Ambrosia eine Heilpflanze. Die Dakota verwendeten eine Abkochung der Triebspitzen gegen blutigen Stuhl und Erbrechen, die Cheyenne nahmen es bei Blutstuhl, Magen-Darm-Krämpfen und gegen Erkältungen. Die Kiowas benutzen Abkochungen als Umschläge bei Geschwüren, Insektenstichen und Hautausschlägen, sogar Tumoren.
Wissenschaftliche Untersuchungen fehlen
Leider fehlen wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirkung von Beifuß, aber vielleicht könnten diese den Wert des Beifußes einmal wieder näher bringen.

Heilwirkung heute

Für viele ist Beifuß auch heute noch ein wichtiges Heilmittel. Allerdings sind richtige Dosierung und Anwendungsart für den Erfolg einer Behandlung ausschlaggebend. Überdosierungen können unangenehme Nebenwirkungen hervorrufen. Ansonsten ist er als Frauenheilmittel wie früher anerkannt.

In alten Kräuterbüchern wird er als eine der heißesten Pflanzen beschrieben, deshalb ist er bei Unterleibserkrankungen, die durch Kälte entstanden sind, besonders hilfreich. Warnen muss man vor einer Anwendung in der Schwangerschaft, da er die Wehentätigkeit anregt.

Beifuß ist ein ausgezeichnetes Mittel gegen kalte Füße und Hände. Dazu wird ein kräftiger Tee aufgegossen und Füße und Hände darin mindestens 15 Minuten möglichst heiß gebadet.
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© Astrid Struck
In der Chinesischen Medizin ist Beifuß das Moxakraut, das man an Akupunkturpunkte ansetzt und anzündet. Durch die dabei entstehende Wärme und den speziellen Beifußduft werden die  Meridiane angeregt, entspannt und entkrampft. Auch zum Räuchern von Räumen werden die Getrockneten Beifußstäbchen in der Chinesischen Medizin verwendet. Damit kommt diese alte Beifußverwendung wieder zu uns, nach Europa zurück.  
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