Die Pflanze des Monats November: Der Beinwell

Kräuterwelt


  • Kreis Olpe, 09.11.2019
  • Von Astrid Struck
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Der Beinwell ist die Pflanze des Monats November. von Astrid Struck
Der Beinwell ist die Pflanze des Monats November. © Astrid Struck

Kreis Olpe. Heilpraktikerin Astrid Struck sieht den Beinwell als Heilpflanze Nummer Eins an: „Er ist die Pflanze, die ich schon als Kind als Heilmittel kennenlernte, und die sich tief in mein Unterbewusstsein verankert hatte. Von keiner anderen Heilpflanze habe ich dann später im Laufe meines Lebens mehr Nutzen gehabt, als vom Beinwell.“


Dazu ein kurzer Ausflug in ihre Kindheit: Immer wenn wir Kinder hingefallen waren oder beim Spielen Verletzungen davongetragen hatten, kam meine Oma mit einer kleinen Flasche und einem Läppchen angerannt: „Tu Briekebein drauf, dann heilt es sofort.“

Erst als Erwachsene habe ich später durch Maria Trebens Buch „Gesundheit aus der Apotheke Gottes“ erfahren, um welches Gebräu es sich damals gehandelt hatte. Omas Briekebein (Brechebein) war nichts anderes als Beinwelltinktur, Beinwellwurzeln kleingeschnitten und in Alkohol angesetzt. Ich erinnere mich noch genau an die kleinen  Wurzelstückchen in der schwarzen Flüssigkeit.

Knochenheilmittel
Inzwischen habe ich mit Beinwelltinktur meinen Mann vor zwei Operationen bewahrt (Handchirurgie und neues Schultergelenk, beides sollte nach ärztlicher Diagnose und Röntgen notwendig sein, außerdem große Schmerzen) und meinen gebrochenen Fuß ohne Gips oder Spezialschuh mit Umschlägen selbst behandelt.

Das letztere war vielleicht leichtsinnig, aber ich wollte am eigenen Leib erfahren, ob mein Vertrauen in Beinwell gerechtfertigt ist und er es mit der Schulmedizin aufnehmen kann. Schließlich gilt der Beinwell seit Jahrhunderten als das Knochenheilmittel schlechthin, wie wir vom römischen Soldatenarzt Dioskurides aus dem 1. Jahrhundert n.Chr. wissen.

Inzwischen sind die Wirkstoffe des Beinwells wissenschaftlich untersucht und bestätigt worden.
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Wirkstoffe

Die Blätter des Beinwells enthalten den Wirkstoff Cynoglossin. Er wirkt schwach lähmend auf das zentrale Nervensystem, was die schmerzstillende Wirkung der Blätter auf Wunden erklärt. Mit Blättern habe ich die Schulter meines Mannes behandelt.

Dann enthält er ein hohes Maß an Kieselsäure. Dadurch wirkt er auf das weiche und feste Bindegewebe. Kieselsäure unterstützt das Wachstum von Haaren, Nägeln und Haut und stärkt Bänder und Sehnen. Gleichzeitig kann Beinwell-Kieselsäure Schwellungen und Blutergüsse auflösen.
Beinwell ist einmalig
Zur Kieselsäure enthält der Beinwell aber noch seinen ganz besonderen Wirkstoff Allantoin. Und dieser Wirkstoff macht Beinwell so einmalig.

Allantoin reinigt Wunden, indem es zerstörtes Gewebe auflöst, beschleunigt das Wundwachstum, da es die Zellbildung aktiviert und heilt Knochenbrüche, indem es die Bildung von Kallus fördert. Kallus ist das neue Knochengewebe, das sich wie ein Verband um gebrochene Knochen legt.

Diese Wirkung kannten auch die Germanen, denn früher hieß Beinwell Wallwurz. Wallen bedeutete zusammenwachsen. Weiter enthält Beinwell Schleimstoffe, Gerbstoffe und viele weitere Stoffe, die noch nicht weiter erforscht sind. Sie alle machen in ihrer Kombination den Beinwell zu dem, was er ist.
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Wie sieht diese Wunderpflanze aus? Und wo wächst sie?

Der Beinwell ist eine nicht übersehbare, bis zu einem Meter hohe stattliche Pflanze mit dickem, fleischigen Stängel. Seine Blätter laufen am Stängel herab und sind groß, rau und borstig. An diesen Blättern kann man ihn am besten erkennen und vom Fingerhut unterscheiden (Verwechslungsgefahr!). Der Beinwell gehört wie der Borretsch zur Familie der Raublattgewächse und das beweisen die Blätter. Im Sommer trägt der Beinwell viele rosa bis lilafarbene Blüten, die von Hummeln besucht werden.
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Er wächst gern an Bachläufen und feuchten Wiesen. Ich habe mir den Beinwell in den Garten geholt, denn ich will diese wertvolle Pflanze in meiner Nähe haben. Aber hat man die Wurzel einmal im Garten, wird man sie auch nicht wieder los!

Erntezeit

Im Herbst sammeln sich die Wirkstoffe, die die Pflanze während des Sommers gebildet hat, in den Wurzeln. Wenn die Blätter absterben, ist die beste Zeit die Wurzeln zu ernten. Dann mache ich die Tinktur und Salbe für meine Hausapotheke. Die Salbe ist vielseitig  verwendbar, z.B. bei Rückenschmerzen, Knieproblemen, Gicht, Arthrose, Venenentzündungen, Prellungen, Knochenbrüchen usw.
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Rezept

  • Beinwellsalbe
    Beinwellwurzeln säubern, kleinschneiden in ein Töpfchen geben. Ungefähr die doppelte Menge Öl dazugeben, etwas Salz. Mehrere Male erwärmen und erkalten lassen, einige Tage ziehen lassen. Dann durch einen Filter geben und das Öl abmesse. Pro 100 ml, 10 g Bienenwachs dazugeben. Erwärmen bis das Wachs geschmolzen ist und in kleine saubere Gläser füllen. Erkalten lassen und anschließend zuschrauben. Ein Jahr haltbar.
  • Beinwelltinktur
    Beinwellwurzeln klein schneiden,  ein Glas bis zur Hälfte füllen und mit Weingeist auffüllen (ich nehme Korn). Mindesten 6 Wochen ziehen lassen und in Flaschen füllen. (Ich lasse wie meine Oma die Wurzeln drin.) Mit einem Stofflappen auf betroffene Stellen legen, am besten einige Stunden oder über Nacht.
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