Die Kunst zu leben endet im Auto auf der Straße

LP-Randnotizen


Topnews
 von Grafik: Sarah Menn
© Grafik: Sarah Menn


„Ars vivendi“, die Kunst zu leben, verstehen die Italiener. Den Azurri wird zuweilen eine „komm ich heut´ nicht - komm ich morgen“ - Mentalität unterstellt.

Die Kunst zu leben fängt schon beim Essen an. Wer glaubt, dass bei Familienfeiern die Nahrungsaufnahme nach den bekannten drei Gängen Vorspeise, Hauptgericht und Dessert beendet ist, irrt gewaltig.

Nach Antipasti, Salat, Pizza, Pasta und dem nicht wegzudenkenden Kuchen nach Mitternacht stehen dazwischen locker noch weitere Gänge auf der Speisekarte. Der nicht so erprobte Sauerländer Magen hat da schon seine Mühen.

Essen ist eben ein Zeichen der Gemütlichkeit. Die Mentalität der Azurri: gechillt, gesprächig und niemals gelangweilt. Obwohl, aufbrausend können sie auch mal sein. Und die Kunst zu leben scheint im Auto sitzend auf der Straße abrupt zu enden.

Einspurige Fahrbahnen werden mal schnell zur vierspurigen Straße umfunktioniert und die Hupe avanciert zum wichtigsten Utensil. Tempobegrenzungen sind dazu da, sie zu missachten. Und wer es trotzdem wagt, sich daran zu halten, wird mit lautstarkem „Hupkonzert“ dazu animiert, das Gaspedal etwas kräftiger durchzudrücken.

Aber das ist keine rein italienische Mentalität mehr. Die unangepasste Verhaltens- und Fahrweise hat längst auf deutschen Straßen Einzug gehalten. Wer es wagt, die zulässige Höchstgeschwindigkeit einzuhalten, wird auf den Tumult hinter sich nicht lange warten müssen.

Mein Fazit nach dem Italien-Urlaub: Ein bisschen gechillter auf den Straßen unterwegs zu sein und beim Essen eine italienische Mentalität an den Tag zu legen, würde manch einem gut tun.

Nicole Voss

Artikel teilen: