Corona-Pandemie sorgt für regelrechten Haustier-Boom

Züchterin und Tierärztin geben Tipps


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Hundewelpen sind in Corona-Zeiten sehr gefragt. Viele Züchter angesagter Rassen können sich vor Nachfragen kaum retten. von Wolfgang Schneider
Hundewelpen sind in Corona-Zeiten sehr gefragt. Viele Züchter angesagter Rassen können sich vor Nachfragen kaum retten. © Wolfgang Schneider

Kreis Olpe. Einen regelrechten Haustier-Boom erlebt das Land spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie. Hunde, Katzen, Kaninchen und was der Markt sonst noch hergibt - alle sollen für Abwechslung und Kuscheleinheiten sorgen. Dabei sollte man beim Kauf eines Tieres einiges beachten und auch die Konsequenzen im Blick behalten. LokalPlus sprach mit einer Tierärztin und einer Züchterin: Wie sieht es aus an der Haustier-Front?


„Ich züchte seit 25 Jahren und habe so etwas noch nie erlebt. Ich erhalte täglich Anfragen. Für den nächsten Wurf, der erst in Planung ist, liegen schon mehrere Anfragen vor“, berichtet eine Attendorner Züchterin im Gespräch mit LokalPlus. Sie gehe dabei nur auf Anfragen von Familien ein, die bereits einen Hund bei ihr gekauft hätten: „Anfragen von fremden Personen kommen für mich nicht in Frage.“

Bei Familien mit Kindern kommt in diesen Zeiten oft der Wunsch nach einem vierbeinigen Familienmitglied auf. von Wolfgang Schneider
Bei Familien mit Kindern kommt in diesen Zeiten oft der Wunsch nach einem vierbeinigen Familienmitglied auf. © Wolfgang Schneider

Die Züchterin begründet das damit, dass sie das Beste für ihre Hunde möchte. Es bestehe die Gefahr, dass die Tiere nach der Pandemie zurück oder in ein Tierheim gebracht werden, da sich die Menschen wieder anderen Dingen widmen können und wollen. Die Attendornerin ist sich sicher, dass ihre Züchterkollegen der gleichen Meinung sind, und mahnt: „Wichtig ist, dass die Menschen aufgeklärt sind: Hunde kosten Geld und werden auch 13 Jahre und älter.“

Als traurig und untragbar wertet die Züchterin, dass Tiere auf diversen Internetplattformen zu vermeintlich günstigen Preisen – auch von Nicht-Züchtern – ohne oder mit gefälschten Papieren angeboten werden. Sie rät, beim Welpenkauf den Züchter aufzusuchen und sich die Zucht genau anzuschauen.

Das rät die Expertin

Dem schließt sich Tierärztin Christin Voß vorbehaltlos an - in Bezug auf alle Tiere: Bei der Suche nach einem Haustier achteten die Käufer meist schon auf eine seriöse Herkunft des Tieres. Aber: „Es gibt auch Tiere, bei denen die Herkunft fraglich ist. Ebay-Kleinanzeigen boomt derzeit, und da ist nicht immer sicher, woher die Tiere tatsächlich stammen und welche Vorgeschichte sie haben.“

Für die Suche nach einem Haustier gibt die Expertin daher einige grundlegende Tipps: „Wenn man sich ein Tier anguckt, sollte man genau hinschauen: Wie ist das Tier bisher gehalten worden? Was für einen Eindruck habe ich vom Vorbesitzer/Züchter? Gibt es ausreichend Vorinformationen wie beispielsweise tierärztliche Untersuchungsergebnisse oder Informationen zu den Elterntieren?“

Wer einen Welpen kauft, sollte unbedingt darauf achten, dass dieser von einem Tierarzt eingehend untersucht und durchgecheckt worden ist. Ein EU-Impfausweis und Mikrochip sollten selbstverständlich sein. von Wolfgang Schneider
Wer einen Welpen kauft, sollte unbedingt darauf achten, dass dieser von einem Tierarzt eingehend untersucht und durchgecheckt worden ist. Ein EU-Impfausweis und Mikrochip sollten selbstverständlich sein. © Wolfgang Schneider

Bei Unsicherheiten, so rät Christin Voß, solle man lieber nochmal nachfragen. Auch in der Tierarztpraxis beraten die Mitarbeiter gerne.

Dass es seit Monaten einen regelrechten Haustier-Boom gibt, kann die Tierärztin nur bestätigen: „Das stimmt definitiv“, bestätigt sie. In ihrer Altenhundemer Praxis erleben sie und ihr Team, dass alle Tiere sehr gefragt sind. „Insgesamt aber hauptsächlich Hunde, oft Welpen“, sagt sie.

Wunsch nach Gesellschaft

Zwei Gründe sind nach Ansicht der Tierärztin ausschlaggebend für den Hype auf Haustiere: „Einerseits haben Menschen in Zeiten von Isolation und Homeoffice mehr Zeit.“ Das sei nicht unbedingt falsch gedacht, erklärt Christin Voß: „Es geht dabei ja auch um die Eingewöhnung und die etwas zeitaufwändigere Jungtierphase.“ Ein weiterer Grund, einem Tier ein neues Zuhause zu geben, sei der psychologische Aspekt: „Die Leute wollen in diesen Zeiten nicht alleine sein.“

Generell, schlägt die Tierärztin vor, solle bei der Suche nach tierischem Familienzuwachs immer genau abgewägt werden: Was für ein Tier schaffe ich mir an, wie sind seine Bedürfnisse? „Bei Kaninchen oder Nagetieren wird dieser Aspekt oft unterschätzt und bei Hunden oder Katzen wird oft nur auf Äußerlichkeiten geachtet statt auf die rassespezifischen Unterschiede“, weiß die Expertin.

Auch Katzen sind als Haustiere beliebt. von Christine Schmidt
Auch Katzen sind als Haustiere beliebt. © Christine Schmidt

Gleichzeitig sollte man sich im Vorfeld genau informieren: Wie gestaltet sich der zeitliche Aufwand? Bin ich mir aller eventuellen Kosten bewusst? Auch Tiere werden alt und können erkranken. Und besonders im Hinblick auf die derzeitige Pandemie-Situation: Was ändert sich, wenn alles mal wieder den gewohnten Gang geht? Kann ich dem Tier dann ebenso gerecht werden?

Eine kurzfristige Entscheidung mit langfristigen Auswirkungen: Die Entscheidung für ein tierisches Familienmitglied sollte also genau überlegt sein.

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