Auf alten Gleisen durch neues Grün

Draisinenfahrt auf ehemaliger Bahntrasse


Draisinenbahn oder Baumwipfelpfad – spannende und abwechslungsreiche Ereignisse gibt es direkt vor der Haustür. In loser Reihe stellt LokalPlus einige Ferientipps in der Region vor.


Gut, dass wir uns abwechseln können. 6,5 Kilometer geht es bergauf. Leicht, aber stetig. Weiße Betonpfosten mit schwarzen Zahlen zeigen an, wie weit es noch bis zum Ziel ist. Die stummen Streckenkilometer sind eine mächtige Motivation. Wir sind unterwegs auf Schienen – mit einer Draisine. Die alte Bahnstrecke zwischen Oberbrügge und Halver im Volmetal ist damit zur neuen Freizeit-Attraktion im Sauerland geworden.
Ruhe, nur unterbrochen vom Klackern der Metallrädern auf den alten Bahngleisen. Jetzt bloß nicht aus dem Rhythmus kommen. Die Devise: trampeln. Ein Stopp ist problematisch. Anhalten heißt hier Rückschritt oder einer muss fest auf der Bremse stehen. Rechts gleitet ein Greifvogel in eleganter Kurve lautlos talwärts, aufgescheucht vom Rattern der Metallräder. Etwas später steht ein Reh zehn Meter vor uns auf den Gleisen. Bis die Kamera startklar ist, hat sich auch der Waldbewohner ins Gebüsch geschlagen. Lichte Laubwälder wechseln mit blühenden Wiesen. Idylle pur zwischen Oberbrügge und Halver, erfahrbar mit Draisinen, den Fahrrädern auf Schienen.
Von Teststrecke zum Radweg auf Schienen
Was mal als Teststrecke für automatisch fahrende Schienentaxis geplant war, ist ein neues Freizeitangebot. Durch private Initiative und mit ehrenamtlichem Engagement haben Bahnfreunde die Trasse nach Halver vor dem Abriss und Verfall gerettet. Die Schienen sind geblieben. Die Freizeitattraktion soll der Strecke und der Region neues Leben einhauchen. Draisine fahren im Sauerland. Das ist seit Sommer 2015 möglich.
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Auf alten Gleisen durch neues Grün
„Lassen Sie's langsam angehen“, hatte Stefan Heinrich anfangs geraten. Der Geschäftsführer der Schleifkottenbahn weiß warum: Es geht bergauf. Das spürt man in den Beinen. Was man auf der gut 6,5 Kilometer langen Strecke geleistet hat, realisiert man erst richtig, wenn es vom Kulturbahnhof in Halver wieder zurück nach Oberbrügge geht. Von oben gesehen, wird das Gefälle sichtbarer. Statt zu trampeln ist jetzt bremsen angesagt. Die Draisine nimmt sonst mächtig Fahrt auf. Über ein Pedal wird eine Metallplatte auf die Schienen gedrückt. Einfache Technik, aber effektiv. Auf der Talfahrt bietet sich auch eher ein Fotostopp an. Man kann die Ausblicke in die Landschaft, auf das Waldfreibad Herpine oder den Kletterwald besser genießen. Bergwärts anzufahren erfordert schon etwas Kraft, zumal wenn man, wie wir, zu vier Erwachsenen unterwegs ist. Da müssen einige Kilogramm bewegt werden.
Stolz auf eigene Leistung
„90 Minuten für die Tour bergauf. Dann bleibt oben noch Zeit für einen Kaffee“, hatte Stefan Heinrich einen Rahmen vorgegeben. Wir sind ein bisschen stolz auf uns, dass wir es in einer Stunde - getrampelt wurde abwechselnd - geschafft haben. Das Pärchen aus Wuppertal hinter uns kam zur gleichen Zeit an, trotz vorheriger Bedenken. Sie hatten auch mindestens 150 Kilogramm weniger bergauf zu bewegen. ̶̶̶ Spaß gemacht hat es allemal. Und für einen kleinen Stadtbummel in Halver (Wochenmarkt freitags), einen Imbiss im „Kulturbahnhof“, ein Eis oder Kaffee und Kuchen im Tortenatelier, das in einem liebevoll restaurierten Schieferhaus unterbracht ist, bleibt auch Zeit, selbst dann, wenn man doch 90 Minuten brauchen sollte. Spaß macht das Freizeitvergnügen mit Fitness-Faktor allemal. Wir waren uns einig: „Gerne mal wieder“.
Das Angebot
• Für die Touren stehen acht Fahrrad-Draisinen zur Verfügung. • Die Fahrten beginnen und enden im Bhf. Oberbrügge. Abfahrtszeiten sind samstags und sonntags 10, 13 und 16 Uhr, andere Tage nach Vereinbarung. • Übernachtungen sind in einem ehemaligen Waggon der US-Army möglich (16 Schlafplätze), der bis 1975 im Berlin-Verkehr eingesetzt worden ist. • Informationen und Buchung: Tel.: 02353 / 6359000, Internet: www.schleifkottendraisinenbahn.de • Anfahrt aus dem Kreis Olpe: A 45, Abfahrt Lüdenscheid-Süd auf der B 229 Richtung Radevormwald bis Einmündung B 54, auf der B 54 Richtung Meinerzhagen bis Oberbrügge.
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