Aktionswoche Alkohol: Bericht eines trockenen Alkoholikers
Drei Unfälle, zwei MPUs und jede Menge Geldstrafen
- Kreis Olpe, 18.05.2017
Kreis Olpe. Im Rahmen der Aktionswoche „Kein Alkohol unterwegs“ veröffentlicht LokalPlus bis Sonntag, 21. Mai, täglich Informationen rund um den Themenkomplex Alkoholkonsum und daraus resultierende Gefahren.
Georg K.: „Meinen ersten Vollrausch hatte ich mit 14 Jahren, ab meinem 17. Lebensjahr habe ich regelmäßig getrunken. Nachdem ich 1977 mit 18 Jahren meinen Führerschein gemacht habe, habe ich es maximal ein halbes Jahr geschafft, Alkohol und Straßenverkehr zu trennen.
Das konnte natürlich nicht gut gehen. Ich habe unter Alkoholeinfluss dreimal einen Unfall gebaut. Gott sei Dank ist niemandem außer mir etwas passiert. Bei den ersten beiden Unfällen 1981 und 1986 war der Auslöser jeweils, dass ich Ärger auf der Arbeit hatte. Anschließend habe ich getrunken und habe mich ins Auto gesetzt. Ich selbst bin beide Male mit ein paar Brüchen davon gekommen, das war großes Glück. Die Autos waren bei beiden Unfällen Totalschäden und der Führerschein war jeweils weg.
Erst acht Jahre später, als die Geburt unseres Sohnes bevorstand, habe ich die MPU nochmals gemacht und dieses Mal bin ich ganz knapp durchgekommen, obwohl ich zum damaligen Zeitpunkt nicht langfristig mit dem Trinken aufhören wollte. Den Führerschein musste ich dann ganz neu machen.
Dann hatte ich 2011 einen Rückfall. Ich hatte große Probleme in meiner Ehe, und als wieder Ärger auf der Arbeit dazu kam, hab ich es nicht mehr ausgehalten. Ich hab an der Tankstelle drei große Dosen Bier getrunken und bin anschließend beim Ausparken in einem Parkhaus jemandem rückwärts ins Auto gefahren. Wieder war der Führerschein weg, dieses Mal für 8 Monate. Und neben den 1000 Euro Strafe musste ich wieder zur MPU. Doch dieses Mal habe ich aus dem Vorfall etwas gelernt. Ich habe meinen Rückfall und meine Eheprobleme in der Caritas- Suchtberatung aufgearbeitet. Mit dieser Hilfe und der Unterstützung aus meiner Selbsthilfegruppe habe ich es geschafft, wieder langfristig trocken zu werden. So bekam ich ein Jahr später den Führerschein nach einer erfolgreichen MPU zurück.
Besonders schlimm finde ich, dass mein Verhalten damals nicht nur toleriert wurde, es wurde sogar gedeckt. Ich frage mich oft, warum die Leute mich nicht viel eher auf meinen Konsum und das ständig betrunken Fahren angesprochen haben. Ich selbst reagiere heute konsequent, wenn ich Menschen in meinem Umfeld habe, die einen auffälligen Konsum von Alkohol oder anderen Suchtmitteln zeigen. Das Wichtigste ist, nicht weg zu sehen.“