2020: Geschichten, die unter die Haut gingen
Die persönlichen Rückblicke der LP-Redaktion - Christine Schmidt
- Kreis Olpe, 31.12.2020
- Dies & das
- Von Christine Schmidt
Christine Schmidt
Redaktion
2020: Ein Jahr geprägt von Corona. Kein Jahresrückblick wird wohl ohne dieses Wort auskommen, weil es uns nonstop beschäftigt hat - vor allem beruflich. Aber, man kann es kaum glauben, auch abseits von Corona gab es vieles, was auf der Welt oder eben auch bei uns vor der Haustür passiert ist.
Drei Geschichten, die ich in 2020 erlebt bzw. geschrieben habe, haben mich besonders bewegt. Sie haben mich bewegt, weil es die Schicksale dreier Personen sind. Das, was mich an meinem Job am meisten fasziniert, ist, die Geschichten der Menschen zu erzählen. Vielleicht gelingt es sogar, ein kleines Stück dazu beizutragen, manche Menschen zum Umdenken zu bewegen und damit etwas erreichen zu können.
Eine der Geschichten war die Flucht von Hassan Fazili und seiner Familie. Er floh mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern aus Afghanistan und filmte die Flucht. Jetzt leben sie in Lennestadt. Mit meinem Arbeitskollegen Ramin, der als Übersetzer dabei war, habe ich die Familie zu Hause besucht.
Es war mehr als ein normales Interview: Fragen stellen, Notizen machen, ein nettes Fotos schießen, fertig. Nein, zweieinhalb Stunden hat das Ehepaar bei selbstgemachtem Gebäck und jeder Menge Tee erzählt. Mit einem Kloß im Hals und Gänsehaut habe ich zugehört, wie Familie Fazili ums Überleben kämpfte.
Solche Geschichten der Öffentlichkeit vorzustellen, liegt mir am Herzen.
Genauso war es bei Hannes Arens: das Mädchen, das zum Mann wurde. Transsexualität. Ein Thema, das noch viel zu oft als Tabuthema in der Gesellschaft angesehen wird. Umso wichtiger war es für mich, mit ihm über seine Vergangenheit zu sprechen und anderen zu zeigen, was in einem Menschen vorgehen kann. Und wenn durch meine Artikel nur eine Person zum Nachdenken angeregt wird und seine Meinung vielleicht überdenkt, ist doch schon ein kleines Ziel erreicht.
Im Gedächtnis geblieben ist mir der schlimme Hausbrand in Rinsecke, bei dem zwei Familien alles verloren haben. An dem Tag selbst war ich im Urlaub und bin ganz ehrlich gesagt froh, dass nicht ich für LP über diesen Einsatz berichten musste.
Ein paar Wochen später war die Tochter zu Besuch in der Redaktion. Sie hat ihren ganzen Mut zusammengenommen und von der Brandnacht erzählt. Was ihr definitiv nicht leicht gefallen ist. Sie wollte sich für die große Hilfsbereitschaft bedanken.
Auch wenn die Schicksale, die diese Menschen erlebt haben, mehr als schwer sind, bin ich dankbar, dass ich diese Menschen 2020 kennenlernen durfte.
Tine Schmidt