Zwei Brüder – ein Ziel: Zu Fuß von München nach Venedig

Alpenüberquerung über den „Traumpfad“, Teil 1


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Kirchhundem. 550 Kilometer waren es am Ende, die zwei Brüder aus Kirchhundem innerhalb von 25 Tagen zu Fuß zurückgelegt hatten. Durch Städte, über Berge, durch Täler - und das bei jedem Wetter: Thomas und Martin Ronsdorf waren unterwegs von München nach Venedig. Der Kirchhundemer Thomas Ronsdorf hat mit LokalPlus über seine Erlebnisse gesprochen. Hier gibt es den ersten Teil des Reiseberichts; der zweite wird heute um 16 Uhr veröffentlicht.


Ronsdorf aus Kirchhundem ist 49 Jahre alt und arbeitet als Glasermeister bei der Otto Steinbach GmbH in Altenhundem. Er wandert zusammen mit seinem Bruder Martin Ronsdorf, der 54 Jahre alt ist und in Freising (Bayern) wohnt. Als Koch arbeitet er am Flughafen in München. Zusammen meistern die beiden eine Alpenüberquerung: Das Abenteuer beginnt in München am Marienplatz und endet in Venedig am Markusplatz. 

Die Idee, diese Route gemeinsam zu wandern, kam den beiden bei einem gemeinsamen Urlaub in Schwangau. Da Thomas und Martin dasselbe Hobby, das Wandern, teilen, überlegten sie, gemeinsam eine richtig große Wanderung zu machen. Sie wollten eine Tour machen, die nicht jeder läuft – „vor allem nicht am Stück“, sagt Ronsdorf. „Es sollte schon etwas Besonderes werden.“

Als das Ziel feststand, ging es relativ zügig: Ein Termin wurde festgelegt, vier Wochen Urlaub wurden eingereicht. Und das Wichtigste: Die Familien der Wanderer stehen voll und ganz hinter den beiden.
Der Traumpfad: Von München bis Venedig
Angelehnt an das Buch „Traumpfad München – Venedig“ und den „Rother Wanderführer“ planten die beiden ihre Wanderung, bei der eine App und ein Navigationsgerät dafür sorgten, dass sie auf den richtigen Wegen blieben. Die Brüder packten den Rucksack, schnürten die Wanderstiefel und verabschiedeten sich von der Familie für voraussichtlich vier Wochen.
Start: Marienplatz. Ziel: Markusplatz.
Am Montag, 21. August, ging die Reise nach einem gemeinsamen Wochenende bei Martin in München los. Mit der S-Bahn fuhren die Brüder von Freising zum Marienplatz nach München. Dort begann das Abenteuer mit dem Ziel, zu Fuß bis nach Venedig zu kommen.
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Zwei Brüder – ein Ziel: Zu Fuß von München nach Venedig
Entlang der Isar machten sich die beiden auf den Weg in den Süden. Das erste Tagesziel: Wolfratshausen. Dort wohnt der mittlerweile 92 Jahre alte Ludwig Graßler, der den „Traumpfad“ von München nach Venedig im Jahr 1974 als Erster gelaufen ist und 1977 auch ein Buch darüber geschrieben hat. Getroffen haben sie ihn leider nicht, aber dafür ein Ehepaar, das sie im Verlauf der Wanderung kennenlernten.
Rucksäcke zu voll gepackt
Die erste Übernachtung machten sie im Hotel Gasthof „Humpelbräu“ in Wolfratshausen. Von dort aus ging es am nächsten Tag nach einem kurzen Apothekenbesuch gegen Mückenstiche weiter nach Bad Tölz, wo sie feststellten, dass ihre Rucksäcke doch ein bisschen schwerer waren als geplant. Schnell wurde aussortiert und Dinge, die man nicht unbedingt brauchte, per Post zurück nach Hause geschickt.

Das nächste Ziel: Die Tutzinger Hütte. An der Benediktenwand vorbei wanderten Thomas und Martin bis nach Vorderriß, dem südlichsten Ortsteil der Gemeinde Lenggries. Dort übernachteten sie im Gasthaus Post Vorderriß im Bettenlager, abends zog ein schweres Gewitter auf.

Am nächsten Morgen wanderten die beiden in das nächste Land: Österreich. Da sie im Gasthof in Vorderriß nichts zu essen mitnehmen durften, fragte Martin in Hinterriß im Gasthof „Zur Post“, ob sie dort gegen Entgelt „ein paar Semmeln geschmiert bekommen könnten“. Die Wirte waren sehr freundlich und kamen ihrem Wunsch nach - das Frühstück war gesichert.
Karwendel-Gebirge: „Eine der schönsten Etappen“
Nächstes Ziel: Karwendel, eine Gebirgsgruppe der Alpen. „Das war eine der schönsten Etappen der gesamten Tour“, erzählt Thomas Ronsdorf. Nach stundenlangem Wandern kamen sie spätnachmittags am Karwendelhaus an, wo sie im Bettenlager übernachten konnten.

Übrigens: Die Pensionen und Berghütten haben die beiden nicht im Voraus gebucht, sondern immer am Tag, bevor sie zur nächsten Etappe aufbrachen, angerufen und nachgefragt, ob dort noch Schlafplätze frei sind.

„Meistens hatten wir Glück, und es waren noch zwei Plätze frei“, berichtet Thomas. Früh am Morgen, als es noch dunkel war, wurden Thomas und Martin durch viele andere Wanderer geweckt, die sich am Karwendelhaus getroffen hatten, um zum Karwendelmarsch aufzubrechen, an dem in diesem Jahr insgesamt 2500 Menschen teilnahmen.
Marsch durch ein Militär-Truppenübungsgebiet
Weiter ging es also früh morgens, tiefer ins Karwendel-Gebirge hinein: Das nächste Ziel lag auf der anderen Seite eines großen Berges. Die Brüder bestiegen den Berg bis zur Birkkarspitze auf 2749 Metern Höhe. Von dort aus ging es wieder 1500 Meter abwärts, ein dreieinhalb-stündiger Abstieg ins Tal.

Nach einer kurzen Rast an der Kasten-Alm ging es nochmal circa sechs Kilometer weiter zur Hallerangeralm – das eigentliche Tagesziel war das Halleranger Haus, das leider wegen Umbauarbeiten gesperrt war.
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Zwei Brüder – ein Ziel: Zu Fuß von München nach Venedig
Am 27. August hieß das Ziel Hall, eine Stadt in Tirol. Dort schliefen die beiden im Gasthof Schatz. Hall liegt auf circa 570 Metern Höhe – von dort aus gönnten sich die Brüder eine Fahrt mit der Seilbahn bis auf 1000 Höhenmeter. Auf dem Weg zu Fuß zur Lizumer Hütte mussten Thomas und Martin durch ein militärisches Truppenübungsgebiet wandern – das zu dem Zeitpunkt zum Glück nicht gesperrt war. Eine halbe Stunde vor Ankunft an der Lizumer Hütte in den Tuxer Alpen fing es stark an zu regnen, sodass beide komplett durchnässt dort ankamen.
„18 Uhr, Tisch sieben, die Suppe steht dann auf dem Tisch“
Und das war nicht alles: Der Hauswirt war ziemlich streng und hatte nicht besonders gute Laune. Er meinte sogar, die beiden hätten Glück gehabt, dass überhaupt noch ein Zimmer frei war. „Ihr nehmt die Hüttenhalbpension, 18 Uhr, Tisch sieben, die Suppe steht dann auf dem Tisch“, imitiert Thomas den grimmigen Hüttenwirt. Also wurde schnell geduscht und sich für’s Essen fertig gemacht, damit sie auch pünktlich um sechs Uhr am Tisch sieben sitzen würden.

Bedient wurden sie von einer Asiatin, bei der sich zwei Gäste über das Essen beschwerten. „Dann kam der Wirt und hat die beiden vor allen anderen Gästen zur Sau gemacht“, erzählt Thomas lachend. Sie hätten dann einen Teller Spagetti mit Tomatensauce „auf den Tisch geklatscht“ bekommen.
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