Tipps und Tricks für das Vorstellungsgespräch

Christian Pickhan im LP-Interview


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Christian Pickhan, Technischer Ausbildungsleiter in der Firma Mennekes. von Mennekes
Christian Pickhan, Technischer Ausbildungsleiter in der Firma Mennekes. © Mennekes

Kirchhundem/Kreis Olpe. Glückwunsch! Deine Bewerbung hat ihr Ziel erreicht, du darfst zum Vorstellungsgespräch vorbeikommen. Was erwartet mich da, mit wem werde ich es zu tun haben? Was wollen die alles von mir wissen? Christian Pickhan, Technische Ausbildungsleiter bei Mennekes Elektrotechnik GmbH und Co. KG, gewährt im LokalPlus-Interview einen Blick durchs Schlüsselloch des Besprechungsraums: Das erwartet dich wirklich beim Vorstellungsgespräch.


Herr Pickhan, wie läuft ein Bewerbungsgespräch für Azubis ganz grundsätzlich und im Besonderen bei Mennekes ab?

Ein Bewerbungsgespräch ist grundsätzlich erst einmal eine sehr aufregende Geschichte. Wir wissen, dass sich manch ein Bewerber vor lauter Aufregung schwer damit tut, authentisch zu sein. Das ist aber gerade unser Ziel: Wir wollen den Menschen kennenlernen und schauen, ob er zum Unternehmen Mennekes passt. Schulnoten sind dabei eine gute Eintrittskarte zu einem Gespräch, aber letztendlich entscheidet unser Bauchgefühl immer mit. Gibt sich unser Gegenüber authentisch? Wo steht er im Leben? Was ist er für ein Typ? Weiß er, was er will? Aus diesem Grunde versuchen wir, unsere Gespräche, gerade wenn es um Ausbildungsplätze geht, möglichst locker zu gestalten.

Wer sich also gut auf das Gespräch vorbereitet, also den Ausbildungsberuf, für den er sich beworben hat, kennt, und ein bisschen Basiswissen zur Firma Mennekes am Start hat, braucht keine Angst vor dem Gespräch zu haben. 
Bewerber als wichtigster Akteur
Meistens begrüßen wir unsere Bewerber im Besprechungsraum der Personalabteilung. Teilnehmer ist zum einen der kaufmännische oder technische Ausbildungsleiter und zum anderen ein fachlicher Experte aus dem jeweiligen Beruf. Bei unseren Mechatronikern kommt zum Beispiel oft Fabian Müller dazu, der nicht nur Ausbilder ist, sondern auch die Elektrowerkstatt in unserer Instandhaltung leitet. Und der Bewerber natürlich - der wichtigste Akteur.

Welcher Kleidungsstil ist für das Bewerbungsgespräch angemessen?

Stellt sich bei mir eine junge Dame im teuren Hosenanzug als zukünftige Zerspanungsmechanikerin vor, dann sorgt das schon für ein gewisses Stirnrunzeln. Der Bewerber für den Industriekaufmann mit einem Faible für den Vertrieb sollte nicht in Hoodie und Basecap kommen. Ein Foo Fighters Shirt signalisiert den Musikgeschmack, aber im beruflichen Alltag zählen andere Dinge. Das sollte sich dann auch in der Kleidung ein klein wenig wiederfinden.

Vielleicht sollte man sich grundsätzlich eher in dem Fach im Kleiderschrank bedienen, wo die Kleidung für den Sonntagskaffee mit den Großeltern liegt. Mit einem Hemd und einer Jeans ist man im Sauerland immer noch für die meisten Anlässe gut angezogen. Auch für ein Bewerbungsgespräch. Es muss nichts dazugekauft werden. Die Kleidung spiegelt auch immer ein wenig den Entwicklungsstand unseres Gegenübers wider. Verkleidungen fliegen meistens recht schnell auf. Vor allem wenn sie nicht zum Menschen passen. Und wenn wir davon ausgehen, dass wir alle grundsätzlich den Beruf suchen, der zu uns und unserer Persönlichkeit passt, schließt sich hier auch ein Kreis. 
Wichtig: Selbsteinschätzung
Stellen Sie auch die Klassiker-Fragen wie „Stärken und Schwächen“, macht es also Sinn, dass sich die jungen Leute durch die Lektüre über „Die 100 typischen Fragen im Vorstellungsgespräch“ wühlen?

Natürlich stellen wir diese Klassikerfragen auch. Aber meistens etwas versteckt. Diese Lektüren zum Thema Bewerbergespräch kenne ich, halte sie aber für überholt. Niemand kann immer und zu jeder Zeit auf jede Frage aus dem Katalog XY richtig antworten. Und das verlangen wir auch nicht. Trotzdem müssen wir wissen, ob sich ein Bewerber selbst kennt bzw. sich selbst gut einzuschätzen weiß. Worauf bin ich stolz? Was kann ich gut? Wo muss ich mich verbessern? Wie reagiere ich bei Misserfolgen? Wie meistere ich Konfliktsituationen? Wenn man bei diesen Fragen gut und vor allem authentisch antworten kann, dann ist man schon ein gutes Stück weiter.

Gibt es Fragen, die Sie auf jeden Fall stellen und auf die man vorbreitet sein soll?

Kein Gespräch gleicht dem anderen. Antworten sollen vor allem nicht auswendig gelernt werden. Diese Zeit kann man besser nutzen. Die jungen Leute sollten sich eher solche Fragen stellen: Was will ich wirklich? Wie gut kenne ich den Beruf, für den ich mich entschieden habe? Wir zeigen unsere Ausbildungswelt ja bei hashtag-ausbildung.de, einfacher kann man wohl nicht an Informationen rankommen, die einem im Gespräch weiter helfen.

Oder fragt man sich: Kommen Alternativen in Frage? Wer sich da generell unsicher ist, steht sich besser damit, vielleicht einfach mal anzurufen, um mehr über die Unternehmung bzw. den Beruf zu erfahren. Freiwillige Praktika eignen sich super, um Unternehmen und die wichtigen Schnittstellen dort kennenzulernen. Und selbst wenn am Ende des Tages ein Beruf auf der Liste ausgeschlossen werden kann, ist das eine sehr wichtige Erkenntnis.
Zwei Seiten, ein Ziel
 Wie lange geht das Gespräch standardmäßig?

Auch hier gibt es keinen Richtwert. 45 bis 60 Minuten nehmen wir uns gerne. Und wenn es interessant ist, auch gerne mehr. Da sollte man sich auch wenig Gedanken drüber machen. Und wenn am Ende mehr als 60 Minuten auf der Uhr stehen, ist das eher ein gutes Zeichen. Vielleicht kommt es auch noch zu einem zweiten Termin? Alles kann passieren.

Grundsätzlich hat so ein Vorstellungsgespräch aber einen Vorteil. Beide Seiten haben das gleiche Ziel vor Augen. Da gibt es im späteren Berufsleben sicherlich auch mal ganz andere Gespräche, die geführt werden wollen, und bei denen die Parteien nicht am gleiche Strang ziehen. Nervosität gehört beim Schritt ins Berufsleben dazu, aber auch die Foo Fighters sind nach mehreren Dekaden auf der Bühne sicherlich noch etwas nervös vor einem Konzert.
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