„Kirche muss mutiger und wieder glaubwürdig werden“

Lukas Färber wirkt beim Synodalen Weg mit


  • Kirchhundem, 14.02.2020
  • Von Christine Schmidt
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Lukas Färber aus Rahrbach ist einer von bundesweit 15 Jugendvertretern beim Synodalen Weg. von Christine Schmidt
Lukas Färber aus Rahrbach ist einer von bundesweit 15 Jugendvertretern beim Synodalen Weg. © Christine Schmidt

Rahrbach. Für viele junge Leute altmodisch, für Lukas Färber eine Herzensangelegenheit: Kirche. Der 21-jährige Rahrbacher wurde zu einem von bundesweit 15 Jugendvertretern für den Synodalen Weg ernannt. Lukas Färber will erreichen, dass Kirche wieder glaubwürdig ist.


Er hat sich schon immer viel mit Kirche beschäftigt, sich eingesetzt und was verändert. Jetzt möchte Lukas Färber aber nicht nur im kleinen Kreis etwas bewegen, sondern bundesweit – beim Synodalen Weg. Aber was ist das eigentlich?

Das Projekt wurde von Bischöfen und Laienvertretern angestoßen, als Reaktion auf die MHG-Studie, die den Missbrauchsskandal in der Kirche aufgedeckt hat. Der Synodale Weg ist ein innerkirchlicher Gesprächsprozess und startete im Dezember 2019. „Eigentlich eine große Diskussionsrunde“, erklärt der junge Mann. „Ein Dialog, wie man auf die Fragen der Zeit Antworten finden kann.“
Zu viel Text für die Bewerbung
Der BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) hatte sich dafür eingesetzt, dass an dieser Diskussionsrunde auch junge Menschen teilnehmen sollten und schrieb diese Stelle in Netz aus. Im November stieß Färber auf diese „Stellenausschreibung“ zum Jugendvertreter. „Man kann sich immer viel beschweren, aber man muss auch was tun“, begründet er seine Bewerbung. Denn er könne Kirche, wie sie sich momentan darstelle, nicht mehr vertreten. „Es ist Zeit, etwas zu ändern“, sagt der Student.

Im Bewerbungsformular mussten Fragen wie „Wie stellst du dir Kirche in Zukunft vor?“ beantwortet werden. „Bei mir waren alle Felder rot, weil ich zu viel geschrieben habe“, erzählt Färber und lacht. Dass er dann schließlich unter 230 Interessenten ausgewählt wurde, habe ihn total überrascht und natürlich gefreut.
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In den zwei Jahren des Synodalen Weges gibt es vier große Versammlungen mit 230 Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laienvertretern. Zwischen diesen Versammlungen erarbeiten kleinere Gremien Vorschläge zu verschiedenen Themen, über die dann abgestimmt wird. Ein Gremium, in dem auch Färber sitzt, befasst sich zum Beispiel mit der Rolle der Frau in der Kirche.
„Kirche soll demokratisch arbeiten“
Nicht nur dort setzt sich Färber für Gleichberechtigung und Gleichstellung ein: „Die Kirche soll das leben, was sie predigt“, so der 21-Jährige. „Es heißt immer, wir sind alle gleich und Kinder Gottes, aber das gilt schon lange nicht mehr.“

Der gebürtige Rahrbacher ist ehrenamtlich in verschiedenen Jugendverbänden aktiv. „Dort gestalten wir Kirche schon jetzt lebensnah“, sagt er. „Alle sind gleichberechtigt und es ist egal, wer sich mit welchem Geschlecht identifiziert oder wen man liebt.“ Ein wichtiges Anliegen ist ihm, dass jeder so akzeptiert wird, wie er ist, und dass Kirche in Zukunft demokratischer arbeitet. Nur so könne Machtmissbrauch verhindert werden.

Färber kann nachvollziehen, dass sich viele Leute nicht mehr mit der Kirche identifizieren. „Wir haben deshalb jetzt die Aufgabe, Kirche so zu gestalten, dass so etwas wie Missbrauch nicht mehr vorkommt und sich grundlegend etwas ändert“, fordert der 21-Jährige. Erst wenn Kirche wieder glaubwürdig und transparent ist, glaubt er, kommen die Menschen automatisch wieder.   
Ein offenes Ohr für Rahrbachtaler
Und was haben die Rahrbacher davon, dass ein Einheimischer beim Synodalen Weg mitwirkt? „Ich freue mich immer, wenn Bürger zu mir kommen und mir ihre Gedanken mit auf den Weg geben“, sagt Lukas. „Ich höre gerne zu und die Menschen können so vielleicht etwas näher am Geschehen sein.“

Der junge Mann wünscht sich für die Zukunft, dass „Kirche mutiger wird, sich mehr zutraut, sich nicht vor Moderne verschließt und vor Herausforderungen nicht zurückschreckt“. Lukas Färber jedenfalls ist voller Hoffnung: „Dass jetzt offen diskutiert wird und auch Bischöfe sagen, es ist an der Zeit, etwas zu ändern, das hätte ich vor zwei Jahren noch nicht gedacht.“
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